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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade
Autoren: Jeri Taylor
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als ihre Mutter sie verließ und beschloss, sich mit Soldaten einzulassen, um dafür Brotkrumen oder einige Löffel Suppe zu bekommen.
    Einst hatte Coris davon geträumt, großartige Dinge zu vollbringen. Sie stellte sich vor, so wundervoll zu singen wie die Nachtvögel ihres Heimatplaneten. Oder sie wollte den Himmel studieren und seine dunklen Geheimnisse erkunden.
    Oder sie war eine Priesterin und half den jungen Leuten, den schwierigen Weg des Geistlichen zu beschreiten.
    Diese Träume fanden in ihrem neunten Lebensjahr ein Ende, als einige betrunkene Soldaten Gammi umbrachten.
    Anschließend bestanden Coris’ größte Hoffnungen darin, den nächsten Tag zu überleben.
    Die Gefangennahme durch die Subu hatte die Umstände ihres Lebens kaum verschlechtert, denn in der Freiheit wäre sie bestimmt nicht mehr lange am Leben geblieben. Daher schien es kaum eine Rolle zu spielen, ob sie im Gefangenenlager starb oder nicht.
    So dachte Coris, bis sie die Voyager- Leute kennen lernte.
    Nie zuvor war sie solchen Personen begegnet. Gammi hatte ihr erzählt, dass es im Leben nach dem Tod so großzügige Wesen gab, voller Güte und Freude, aber sie hätte es nie für möglich gehalten, dass solche Leute auch in dieser Dimension existierten.
    Sie schämte sich nun für ihren Versuch, Harrys Stiefel zu stehlen, und gleichzeitig war sie dankbar dafür, denn es hatte ihr Gelegenheit gegeben, die Bekanntschaft der Voyager- Leute zu machen, ihren Geschichten zu lauschen und von ihrer Selbstlosigkeit zu erfahren. Abend für Abend hatte sie bei den Fremden gesessen und ihnen zugehört, von ihrem edlen Wesen fasziniert und zutiefst beeindruckt.
    Schließlich glaubte Coris zu verstehen, warum man in einer Welt des Schmerzes und der Verkommenheit geboren wurde: um über solche Verhältnisse hinauszuwachsen, um stark zu werden in der Not und erhabene Selbstlosigkeit zu erreichen.
    Es überraschte sie, so schnell eine Chance zu bekommen. Sie hatte zunächst gehofft, zusammen mit den Voyager- Leuten zu entkommen, um weiterhin von ihnen zu lernen, stärker und sicherer zu werden.
    Jetzt war sie absolut sicher, dass das Schicksal ihr jene Gelegenheit bot, die sie sich gewünscht hatte.
    Die Wächter kamen so schnell näher, dass nicht alle
    Voyager- Leute die Unterkunft verlassen konnten, bevor die Subu heran waren. Jemand musste sie aufhalten und genau das beabsichtigte Coris. Die kleine Flamme brannte heller in ihr, schenkte ihr eine Wärme, die sie zum ersten Mal in ihrem Leben spürte. Noch nie zuvor hatte sie auf diese Weise empfunden und sie hielt das Gefühl fest.
    Der alte Transtator wog schwer in ihren Händen. Es war die erste von der Voyager- Gruppe gefundene Komponente gewesen. Coris erinnerte sich daran, Harry Gesellschaft geleistet zu haben, als er den Transtator entdeckt und gegen Nahrungsmittel eingetauscht hatte. Später stellte sich heraus, dass er nicht funktionierte, obgleich er summte und einen schwachen Lichtstrahl projizierte.
    An diesem Abend würde er seinen Zweck erfüllen.
    Coris näherte sich den Wächtern aus einer Richtung, die sie nicht mit der Voyager- Gruppe in Zusammenhang bringen konnte. Einige wenige Minuten genügten – so lange ertrug sie es bestimmt, von den Säuretentakeln der Subu berührt zu werden. Sie war mit Schmerzen vertraut und sicher, in ihrem Leben Schlimmeres ertragen zu haben.
    Sie bemerkte die verwunderten Blicke einiger Gefangener, als sie sich in ihrer Mitte bewegte. Normalerweise hätte sie damit rechnen müssen, belästigt zu werden, aber angesichts der nahen Wächter wollte niemand Aufmerksamkeit erregen.
    Daher drohte ihr von den anderen Gefangenen keine Gefahr.
    Nur noch wenige Meter trennten sie von den Subu, die gerade damit beschäftigt waren, ein kleines Lager der Yottins zu verwüsten. Die Bewohner jener Baracken wichen vor den monströsen Waffen und den schrecklichen Tentakeln der Wächter zurück.
    Jetzt.
    Sie blieb direkt vor einem der Wächter stehen, als er sich von den Yottins abwandte, und hob den Transtator. Im
    Sonnenschein fiel der schwache Lichtstrahl nicht auf, aber inzwischen war es dunkler geworden und das matte Glühen zeigte sich im Gesicht des Subu.
    Der Wächter verharrte überrascht, wich dann einen Schritt zurück und winkte seinen Artgenossen zu.
    Die Mundöffnung des Subu klappte auf – ein Vorgang, den Coris zum ersten Mal beobachtete. Es sah fast nach einem Lächeln aus, aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass diese Geschöpfe lächelten.
    Sie
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