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Schicksal in zarter Hand

Schicksal in zarter Hand

Titel: Schicksal in zarter Hand
Autoren: Michelle Reid
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geholt hatte, gingen sie an Bord.
    Lexi war es, als hätte sie ganz unerwartet eine alte Freundin getroffen. Ob Franco auch so schöne Erinnerungen an die Zeit damals bewahrt hatte?
    Er brachte die Taschen nach unten, und Lexi folgte ihm. Hier sah es noch so aus wie früher: viel Holz, viel Messing, alle Möbel gut durchdacht und Platz sparend, dabei aber nicht unbehaglich. Die Kombüse war winzig, doch mit allem Nötigen ausgestattet. Franco gab Lexi die Kühlbox und bat sie, die Sachen im Kühlschrank zu verstauen.
    Er trug die Taschen in die Kajüte und ging zurück nach oben, um den Motor anzuwerfen, wobei er sie bat, nach oben zu kommen, sobald sie fertig wäre.
    Sie öffnete den Kühlschrank und stellte erstaunt fest, dass er erstens bereits kalt und zweitens nicht leer war. Jemand hatte ihn mit den nötigsten Lebensmitteln gefüllt sowie mit einigen Flaschen Mineralwasser und Bier von Francos Lieblingssorte. Es war fast kein Platz mehr für die Plastikgefäße, die Zeta mitgegeben hatte.
    Lexi ordnete die Frischhalteboxen so gut wie möglich ein und stieg dann den schmalen Niedergang nach oben an Deck. Franco stand am Steuerrad und lauschte auf das Brummen des Motors.
    „Im Kühlschrank sind Vorräte“, sagte sie sachlich. „Wie lange hast du diesen Ausflug schon geplant?“
    „Komm her und übernimm das Steuer, während ich die Leinen losmache“, sagte er im selben Ton.
    Wieder einmal blieb ihre Frage unbeantwortet! Gereizt umfasste sie das Steuerrad, während Franco die Leinen löste und das Boot vom Steg abstieß. Dann kam er zu ihr und stellte sich hinter sie.
    „Okay, jetzt langsam den Gang einlegen“, wies er sie an.
    „Wie bitte? Mach du das! Ich bin seit damals nicht mehr auf einem Boot gewesen“, protestierte sie erschrocken. „Ich weiß nicht, was ich zu tun habe.“
    „Und ich kann nicht. Ich darf kein Auto steuern, also auch kein Boot. Die ärztlichen Anweisungen gelten auf dem Meer ebenso wie an Land“, behauptete er kühl. „Also bring uns aus dem Hafen aufs offene Wasser.“
    Da hatte sie sich ja etwas Schönes eingebrockt! Aber ihr blieb nichts anders übrig als zu gehorchen. Sie legte den Gang ein, zum Glück den richtigen, und das Boot bewegte sich langsam vorwärts, genau auf die Ausfahrt zwischen den Wellenbrechern zu.
    Lexi atmete auf. So weit, so gut.
    „Bleib du bloß bei mir“, verlangte sie von Franco.
    „Keine Sorge, ich stehe hinter dir.“ Er legte ihr eine Hand auf die Hüfte. „Jetzt steuere aufs offene Meer. Und genieß es.“
    Franco war froh, dass Lexi ihm nicht ansehen konnte, wie bedrückt er war. Der Moment der Wahrheit stand unmittelbar bevor. Sobald er einen sicheren Ankerplatz gefunden hatte, würde er ihr alles erzählen.
    Hier, wo sie nicht vor ihm weglaufen konnte.
    Er hatte ihrem Drängen nur deswegen nicht nachgegeben, weil er nicht schlecht über Marco sprechen wollte, noch ehe er beerdigt war. Gut, das mochte ein Aberglaube sein, aber bestimmt half es auch dabei, sich alles noch einmal zu überlegen und nicht im Aufruhr der Gefühle falsch zu urteilen.
    Ihm hatte es jedenfalls Gelegenheit gegeben, mit Lexi wieder so vertraut zu werden, dass sie ihm jetzt eher glauben würde. Sicher, sie hatten auch viel gestritten und ihre Meinungsverschiedenheiten ausgetragen – aber sie hatten sich immer wieder versöhnt.
    „Da vorne sind schon die Wellenbrecher an der Ausfahrt.“ Sie klang angespannt.
    Oder aufgeregt? So als fange sie an, das Abenteuer zu genießen?
    Franco drückte sich enger an sie. „Steuere auf die Mitte zu und mach dich darauf gefasst, dass draußen das Wasser viel unruhiger ist.“
    „Aye, aye, Skipper! Und wohin dann?“
    „Keine Ahnung!“
    Sie lachte. „Geradewegs in den Sonnenuntergang hinein? Oder flüchten wir blindlings wie von Marcos Beerdigung?“, fügte sie, ernst geworden, hinzu.
    „Konzentrier dich aufs Fahren“, brummte er.
    Das kam nicht gut an. „Warum blockst du mich immer ab, wenn ich dich was frage, Franco? Du warst doch früher nicht so! Da warst du immer ganz offen und ehrlich, und ich konnte mit dir reden.“
    „Ich bin immer noch ganz schrecklich verliebt in dich, Lexi. Ist dir das offen und ehrlich genug?“
    Sie verriss das Steuer und hätte beinah die Jacht gegen die steinernen Wellenbrecher gesetzt.
    Rasch legte er seine Hände über ihre am Steuerrad und brachte das Boot wieder auf den richtigen Kurs. Das Zittern ihrer Finger verriet ihm den Aufruhr ihrer Gefühle. Der Wind wehte ihre Haare über
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