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Schicksal in zarter Hand

Schicksal in zarter Hand

Titel: Schicksal in zarter Hand
Autoren: Michelle Reid
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mehr mit“, verkündete Lexi energisch. „Ich habe dir deine Ausweichtaktiken schon zu lange durchgehen lassen.“
    Er zuckte nur die breiten, noch feuchten Schultern, über die er ein Handtuch gehängt hatte.
    „Wieso willst du zum Begräbnis? Du kannst die meisten Leute, die dort sein werden, nicht ausstehen“, meinte er kühl.
    „Ich gehe nicht hin, um denen die letzte Ehre zu erweisen“, erwiderte sie scharf.
    „Richtig.“ Er seufzte leise. „Es wird bestimmt eher eine Zirkusveranstaltung als eine Trauerfeier. Menschenmassen, Reporterscharen – und Claudia, zu der du nett sein musst!“
    „Du brauchst keine Angst zu haben, dass ich wie ein Fischweib mit ihr zu streiten anfange“, sagte Lexi sarkastisch. „Ich war ja auch nett zu ihr, als sie hier war und dich mit ihren Tränen fast ertränkt hat. Da ich meine Mutter verloren habe, kann ich mir vorstellen, was sie beim Tod ihres Bruders empfindet. Also keine Sorge!“
    „Na gut, dann muss ich es anders ausdrücken.“ Franco rubbelte sich die Haare mit dem Tuch trocken. „Ich will nicht, dass du mitkommst!“
    „Schämst du dich etwa meinetwegen?“, fragte sie zutiefst gekränkt und wandte sich wieder dem Schrank zu.
    Ohne hinzusehen, nahm sie etwas von einem Kleiderbügel, das ihr prompt aus den Händen fiel. Sie bückte sich und sammelte es vom Schrankboden auf. Von Franco hörte sie keinen Ton.
    „Das ist nicht der Grund“, sagte er schließlich und seufzte. „Ich möchte nur nicht, dass du Ziel von herzlosem Klatsch wirst.“
    Sein Widerspruch kam zu spät, um sie zu besänftigen. Erbost drehte sie sich um. „Du meinst Klatsch, der dich und andere Frauen betrifft? Ich habe genug Fantasie, mein Lieber, um mir vorstellen zu können, dass die Hälfte der beim Begräbnis erscheinenden Frauen – ich meine natürlich die jungen Frauen“, fügte sie ätzend hinzu, „dich genauso gut, um nicht zu sagen intim, kennt wie ich. Claudia eingeschlossen.“
    „Verdammt, das meinte ich nicht!“, rief er aufgebracht.
    „Dann rede endlich mal Klartext mit mir!“, konterte sie, nicht weniger hitzig. „Seit ich hier bin, werde ich mit geheimnisvollen Andeutungen abgespeist. Wie soll ich wissen, was du denkst? Außer natürlich, was du von meiner Beziehung zu Bruce hältst. Darüber hast du dich ja in allen Einzelheiten ausgelassen.“
    „Lass um Himmels willen das Thema bleiben!“ Er hängte sich das Handtuch wieder um die Schultern und zerrte an den beiden Enden. „Es geht um Folgendes: Ich muss dir unbedingt etwas Bestimmtes mitteilen, aber ich möchte damit auf jeden Fall bis nach der Beerdigung warten. Allerdings weiß ich nicht, wie viele andere von der besagten Sache wissen, und ich möchte nicht, dass sie es dir erzählen. Und dir einen verdammt großen Schock versetzen.“
    „Dann bring es doch einfach hinter dich und erzähl es mir jetzt“, forderte sie ihn auf.
    „Nein, ich will nicht! Kann ich nicht durch die nächsten vierundzwanzig Stunden kommen, ohne von dir ständig kritisiert und angefeindet zu werden? Traust du mir nicht zu, dass ich weiß, was ich tue? Ist es zu viel verlangt, von dir noch wenigstens für einen Tag Unterstützung und seelischen Beistand zu erwarten?“
    Lexi sah ihn bestürzt an, und endlich wurde ihr klar, dass es ihm um Marco ging. Das verriet sein Gesicht, das den erschreckend aschgrauen Ton angenommen hatte wie immer in den vergangenen Tagen, wenn sein bester Freund erwähnt wurde. Anscheinend hatte das, was Franco ihr unbedingt sagen wollte, mit Marco zu tun!
    „In Ordnung“, versicherte sie leise. „Ich werde dich nicht mehr darauf ansprechen.“
    Das schien ihn nicht glücklicher zu machen. „Du kannst zum Begräbnis mitkommen“, gestand er ihr schroff zu. „Aber nur, wenn du ständig an meiner Seite bleibst. Andernfalls passiert etwas, das uns beiden leidtut. Hast du verstanden?“
    Da sie spürte, wie angespannt er war, begnügte sie sich damit zu nicken.
    Ohne noch etwas zu sagen, verließ er das Zimmer.
    Eine Stunde später wurden von einer Boutique in der Stadt verschiedene dezente dunkle Outfits geliefert, von denen Lexi sich das schlichteste aussuchte.
    Franco hatte sich in seinem Arbeitszimmer verschanzt, und sie sah ihn erst abends beim Essen wieder, an dem auch sein Vater teilnahm, der im Lauf des Tages im Schloss eingetroffen war.
    Das Essen verlief in einer gedrückten Atmosphäre. Der kommende Tag hing wie eine düstere Wolke über ihnen. Sobald das Dessert gegessen war,
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