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Schicksal in zarter Hand

Schicksal in zarter Hand

Titel: Schicksal in zarter Hand
Autoren: Michelle Reid
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bemerkte sie kleinlaut.
    „Wer mochte dich nicht? Die Männer zumindest waren von dir hingerissen und hätten sich liebend gern von dir abschleppen lassen.“
    Verlegen musterte sie die glänzenden Bodenfliesen. „Mit denen wollte ich aber nicht allein sein. Und ich kann mich nicht erinnern, dass du dich damals über meine herrische Art beklagt hättest!“
    „Wieso auch? Es hat mir ja gefallen, dass du alle Entscheidungen getroffen und mich als stummen Gefährten behandelt hast.“
    „Dann ist das heute deine Revanche?“, fragte sie, im Glauben, dass er sie neckte.
    „Nein, heute geht es ausschließlich um Marcos Tod und darum, wie ich das alles überstehe, ohne …“ Er strich sich müde übers Gesicht. „Lass uns von hier verschwinden, Lexi. Jetzt sofort.“
    Ohne ihre Antwort abzuwarten, nahm er sie wieder bei der Hand und zog sie ums Haus herum in den großen Innenhof, wo die Autos geparkt waren.
    „Wohin?“, fragte sie atemlos. Sie konnte mit ihm kaum Schritt halten.
    „Pietro bringt uns nach Hause.“
    „Und was ist mit deinem Vater? Wir sind doch in seinem Auto hergekommen“, wandte sie ein.
    „Ganz einfach: Pietro holt ihn hier ab. Monfalcone ist nur eine halbe Stunde entfernt.“
    „Und was ist mit dem Totenmahl für Marco?“, fragte sie weiter, aber diesmal erhielt sie keine Antwort.
    Also ließ sie sich schweigend zum Auto und nach Monfalcone bringen. Wie besorgt sie über Francos Verhalten war, versuchte sie zu verbergen.
    Aber auch Pietro blickte mehrmals forschend im Rückspiegel auf seinen Chef.
    Als sie vor dem Schloss ausstiegen, hakte Franco sie unter und führte sie nach drinnen, während der Chauffeur gleich wieder kehrtmachte.
    „So, es geht folgendermaßen weiter“, sagte Franco sachlich. „Du packst eine Tasche mit bequemen Sachen und Nachtzeug, während ich kurz mit Zeta spreche. In fünfzehn Minuten treffe ich dich hier wieder.“
    „Und dann?“
    „Fahren wir für ein paar Tage weg. Also: fünfzehn Minuten, oder du musst so mitkommen, wie du bist!“ Er wandte sich ab und eilte zur Küche.
    Lexi sah ihm fassungslos nach. War heute alles zu viel für ihn geworden? Hatte er etwa einen echten Nervenzusammenbruch? Es war immerhin erst eine Woche her, seit sich Dr. Cavelli im Krankenhaus besorgt über Francos seelische Verfassung gezeigt hatte! Vielleicht sollte sie den Arzt anrufen und um Rat fragen?
    Während sie noch überlegte, kam Franco zurück in die Halle und blieb, leise seufzend, stehen.
    „Du willst also so mitkommen, wie du bist?“, fragte er. „Im dunklen Kostüm?“
    Plötzlich spürte sie, dass er keineswegs kurz vor einem Zusammenbruch stand, sondern seine alte Entschlusskraft und dynamische Art wiedergewonnen hatte.
    „Natürlich komme ich mit“, antwortete Lexi und lief an ihm vorbei nach oben.
    „Dir bleiben nur noch zehn Minuten“, rief er ihr nach.
    Tatsächlich schaffte sie es in der vorgegebenen Zeit, sich Jeans, Pulli und Sandalen anzuziehen und eine Reisetasche zu packen. Als sie wieder nach unten kam, stand Franco schon da, neben sich eine Kühlbox und eine Tasche.
    „Da bist du ja endlich!“ Er nahm das Gepäck und ging nach draußen, wo sein roter Ferrari bereitstand.
    „Du darfst noch eine Woche lang nicht ans Steuer“, warnte Lexi ihn. „Anweisung des Arztes.“
    Er drückte ihr einfach die Autoschlüssel in die Hand, dann verstaute er die Taschen im Kofferraum und stieg auf der Beifahrerseite ein.
    Lexi blieb nichts anderes übrig, als sich hinters Steuer zu setzen. Ihr war ein bisschen mulmig, denn sie war so starke Autos nicht gewohnt. Franco reichte ihr eine Sonnenbrille, die sie gehorsam aufsetzte, und erklärte ihr, wie man den Sitz zurechtrückte.
    Dann ging es auch schon los. Lexi war freudig überrascht, wie leicht sich der große Wagen steuern ließ.
    „Jetzt, wo du wieder hier bist, lasse ich eine Hecke zwischen den Zypressen pflanzen“, verkündete Franco, als sie an der Stelle vorbeifuhren, wo sie damals in den Graben gefahren war. „Außerdem kaufe ich dir einen anständigen Geländewagen statt eines kleinen Flitzers.“
    „Ich habe das Baby nicht verloren, weil ich in den Graben gefahren bin“, erklärte sie sanft. „Es hatte etwas mit der Plazenta zu tun. Das passiert manchmal. Da kann man nichts machen. Es ist einfach Schicksal.“
    „Trotzdem!“, beharrte er düster. „Die Hecke wird gepflanzt.“
    Sie wollte nicht weiter widersprechen, sondern konzentrierte sich aufs Fahren. Vor allem die schmale Brücke
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