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Schenk mir deinen Atem, Engel ...

Schenk mir deinen Atem, Engel ...

Titel: Schenk mir deinen Atem, Engel ...
Autoren: Dana Kilborne
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erinnern, was geschehen war. Hatte sie einen Krampf bekommen? Oder einen Hustenanfall? Sie konnte es beim besten Willen nicht sagen, und das machte sie ziemlich fertig. Eines schien auf jeden Fall festzustehen: Sie verdankte Jake ihr Leben. Doch warum wurde sie trotzdem nicht das Gefühl los, dass er ihr etwas Wichtiges verheimlichte? Es lag an der Art, wie er sie ansah. Irgendwie abschätzend. Als würde er etwas ganz Bestimmtes von ihr erwarten – nur was?
    Sie ließ sich von ihm aufhelfen. Den Augenblick, in dem seine Hand die ihre berührte, würde Faith wohl nie mehr vergessen. Es war ein Gefühl, wie sie es nie zuvor erlebt hatte – nur eine kleine Berührung, ja –, und doch schienen mit einem Mal ihre gesamten Nervenenden in Flammen zu stehen. Sie schluckte. Wie konnte das bloß sein?
    „Geht’s?“
    Seine Frage riss sie aus ihren Gedanken. Sie hob die Schultern. Versuchsweise machte sie ein paar Schritte. Ihre Knie waren immer noch weich wie Pudding, aber zumindest konnte sie sich auf den Beinen halten. Sie nickte. „Ja, alles klar. Dann … Dann bin ich dir wohl etwas schuldig“, sagte sie, ohne großartig darüber nachzudenken.
    Seine abweisende Reaktion erstaunte sie. Er verschränkte die Arme vor der Brust, sein Blick wurde kühl und distanziert. „Als ob das bei Deinesgleichen etwas bedeuten würde!“, schnaubte er abfällig.
    „Meinesgleichen?“ Irritiert schaute Faith ihn an. „Ich verstehe nicht … Wovon genau sprichst du? Was soll das?“
    Er schüttelte den Kopf. „Vergiss es, ich …“
    „Faith?“ Der donnernde Tenor ihres Vaters drang zu ihnen herüber. „Faith, wo steckst du? So antworte doch, Liebes!“
    „Alles okay, ich bin hier!“ Sie rief so laut sie konnte. „Meine Familie“, erklärte sie, als sie Jakes fragenden Blick bemerkte. „Sie machen sich bestimmt Sorgen um mich. Moment …“ Sie wandte sich kurz ab, um Ausschau nach ihren Eltern zu halten.
    Als sie sich nur wenige Sekunden später wieder zu Jake umdrehte, war er verschwunden.
    Wie vom Erdboden verschluckt.
    „Gott sei Dank, Darling!“ Faiths Mutter umarmte sie so fest, als wolle sie ihre Tochter nie mehr loslassen. „Wir hatten schon Angst, dir sei etwas zugestoßen!“
    Ihre Eltern und ihr Bruder waren nur Bruchteile nach Jakes Verschwinden aufgetaucht. Wie sich herausstellte, war sie mehr als eine halbe Stunde spurlos verschwunden gewesen, und natürlich hatte sich ihre Familie große Sorgen um sie gemacht. Nun befanden sie sich gemeinsam an der Stelle des Strandes, wo ihre Sachen lagen. Faith hatte sich auf eines der Strandtücher gesetzt, die anderen standen immer noch ganz aufgeregt um sie herum. Vor allem ihre Mutter wurde nicht müde, sie zu fragen, ob sie sich auch gut fühle.
    „Es war unglaublich!“, berichtete Will sensationslüstern. „In einem Moment hab ich dich noch im Wasser gesehen – und im nächsten warst du plötzlich weg. Einfach so, als hätte irgendeine unheimliche Kraft dich unter Wasser gezogen.“
    Seine Worte weckten ein unbehagliches Gefühl in Faith, das sie selbst nicht so genau erklären konnte. Sie erschauderte. Erneut blitzte kurz dieses Bild vor ihrem inneren Auge auf, und einen Moment lang glaubte sie zu spüren, wie etwas Kaltes, Glitschiges ihren Fußknöchel umschlang – doch der Eindruck verschwand ebenso schnell, wie er gekommen war.
    „Es ist ja nichts passiert“ Sie war immer noch ein wenig atemlos. „Zum Glück war dieser Junge, Jake, in der Nähe und hat mich aus dem Wasser gezogen. Wer weiß, was ohne ihn alles geschehen wäre.“
    Ihre Eltern und Will schauten einander skeptisch an. Es war Faiths Mutter, die ihre Zweifel schließlich zum Ausdruck brachte. „Aber da war niemand, Honey. Du bist ganz allein da draußen im Wasser gewesen. Wir konnten von unserer Position aus den ganzen Küstenabschnitt überblicken. Es wäre uns ganz sicher aufgefallen, wenn da noch jemand gewesen wäre.“
    Faith war so verblüfft, dass ihr die Sprache wegblieb. Was redete ihre Mutter denn da? Natürlich war Jake hier gewesen. Sie hatte doch gerade noch mit ihm gesprochen! Und wenn er sie nicht aus dem Wasser gezogen hatte – wer dann?
    „Ich … glaube, ich würde mich jetzt doch lieber ein bisschen in meinem Zimmer ausruhen“, sagte sie nachdenklich und begann, ihre Sachen zusammenzupacken.
    „Dann gehen wir natürlich alle“, bestimmte ihr Vater.
    „Unsinn!“ Faith schüttelte den Kopf. „Meinetwegen braucht ihr euch nicht den ganzen Tag kaputt machen
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