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Schenk mir deinen Atem, Engel ...

Schenk mir deinen Atem, Engel ...

Titel: Schenk mir deinen Atem, Engel ...
Autoren: Dana Kilborne
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entfernen. Sie zerrte und riss mit aller Kraft daran, doch es gab keinen Millimeter nach.
    Eines stand fest: Eine Schlingpflanze war das nicht. Aber was dann?
    Da sah Faith den riesigen schwarzen Schatten unter sich, und das Blut gefror ihr in den Adern. Sie hatte keine Ahnung, was dort unten auf sie lauerte. Nur eines wusste sie zweifellos: Es handelte sich ganz gewiss nicht um eine Schlingpflanze!
    Faith kämpfte, doch sie spürte, wie ihre Kräfte erlahmten. Ihre Lungen schrien nach Sauerstoff. Ihr blieben allenfalls noch Sekunden.
    Da sah sie plötzlich etwas Helles, das pfeilschnell an ihr vorüberschoss. Waren das bereits die Halluzinationen vor dem endgültigen Aus?
    Nein, gewiss nicht. Sie konnte fühlen, dass da unten etwas im Gange war. Das Wasser um sie herum brodelte plötzlich, als würde es kochen. Gleichzeitig war es jedoch eher noch kälter geworden.
    Und dann war das Gewicht, das sie nach unten gezogen hatte, plötzlich verschwunden. Mit letzter Kraft versuchte Faith, nach oben zu schwimmen, zurück ans Licht, zurück an die Luft. Doch sie war bereits zu schwach.
    Das war’s also …
    Sie öffnete gerade den Mund, um dem Drang, einzuatmen, nachzugeben, als sie unter den Achseln gepackt und nach oben gerissen wurde. Im nächsten Augenblick brach sie durch die Wasseroberfläche und sog keuchend und hustend Luft in ihre Lungen.
    „Ganz ruhig“, flüsterte ihr jemand ins Ohr. „Es ist alles in Ordnung. Du bist in Sicherheit.“
    In Sicherheit … in Sicherheit … in Sicherheit … Diese zwei Worte hallten in ihren Ohren nach, während ihre Glieder immer schwerer und schwerer wurden, bis sie sich anfühlten wie Blei.
    Dann wurde ihr schwarz vor Augen, und sie versank in gnädige Bewusstlosigkeit.
    Die Sonne kitzelte ihre Haut, als Faith erwachte. Sie spürte den Sand unter sich, rau und kratzig wie Schmirgelpapier, hörte das Rauschen der Brandung und die schrillen Schreie der Möwen. Vollkommen entspannt schwebte sie in jenem wunderbaren Zustand zwischen Schlaf und Erwachen und ließ sich einfach treiben. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Will bemerken würde, dass sie eingeschlafen war, und irgendeinen Schabernack mit ihr anstellte.
    Die Stimme, die kurz darauf zu ihr durchdrang, war jedoch nicht die ihres kleinen Bruders. Nein, ganz sicher nicht.
    „Hey, du … Bist du okay?“
    Immer noch benommen, schlug Faith die Augen auf. Oder besser, sie versuchte es, denn ihre Lider fühlten sich schwer wie Blei an.
    „Kannst du mich hören? Verdammt, wach auf! Du hast dich jetzt lange genug ausgeruht!“
    Faith unternahm einen zweiten Versuch – und dieses Mal gelang es ihr, die Augen zu öffnen. Im ersten Moment erkannte sie nichts außer einem pulsierenden weißen Licht, und sie musste einige Male blinzeln, ehe sich ihr Blick langsam klärte.
    Was sie sah, ließ ihr Herz vor Aufregung sogleich schneller klopfen.
    Goldblondes Haar umrahmte das schmale, kantige Gesicht des Jungen vor ihr. Ein Gesicht mit einem Teint wie Alabaster. Faith hatte so etwas noch nie gesehen. Und erst die Lippen! Es waren die sinnlichsten Lippen, die sie jemals bei einem Jungen gesehen hatte. Seine Augen waren von einem so dunklen Grauton, dass sie fast wie Kohlestückchen schimmerten. Obwohl der Unbekannte etwa in ihrem Alter sein musste – höchstens Mitte zwanzig –, wirkten sie erheblich älter. So, als hätten sie in seinem Leben schon sehr viel Leid mit angesehen …
    Faith wusste nicht, woher dieser Eindruck rührte, doch er ließ sich auch durch heftiges Blinzeln nicht abschütteln. „Wer … bist du?“, krächzte sie heiser. „Was ist passiert?“ Als sie kurz die Augen zusammenkniff, sah sie Wasser über sich zusammenschlagen. Wirbelnde Lichtreflexe über ihr, tiefschwarze Finsternis unter ihr. Eisige Kälte, die sie umfangen hielt wie ein Mantel aus Eis und …
    Erschrocken setzte sie sich auf und schnappte nach Luft.
    Was, zum Teufel, war das, gewesen? Eine Art Traum? Oder doch eine Erinnerung?
    „Gut, du bist endlich wach“, sagte der geheimnisvolle Fremde. „Ich fing langsam an, mir Sorgen zu machen.“ Ein Lächeln huschte über seine Lippen, jedoch ohne seine Augen zu erreichen. „Zu deiner ersten Frage: Mein Name ist Jake. Und was die zweite betrifft … Ich schätze, du hast dich einfach überschätzt und bist zu weit rausgeschwommen. Zum Glück war ich in der Nähe, als dich die Kräfte verließen. Anderenfalls hätte das ganz schön übel ausgehen können.“
    Faith versuchte, sich daran zu
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