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Schenk mir deinen Atem, Engel ...

Schenk mir deinen Atem, Engel ...

Titel: Schenk mir deinen Atem, Engel ...
Autoren: Dana Kilborne
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überrascht, um schnell genug zu reagieren, versuchte es auszuweichen. Sein massiger Körper rollte zur Seite, doch Jake riss gedankenschnell das Schwert herum und stieß zu.
    Die Kreatur stieß ein markerschütterndes Brüllen aus und sank in die Knie. Die plötzliche Bewegung riss Jake das Schwert aus der Hand, doch das war nicht wichtig. Er hätte es ohnehin keine Sekunde länger halten können.
    Schwer atmend stand er da und schaute auf das Monster herab, das nur noch schwach zuckte. Jake hatte es geschafft. Jeder winzige Atemzug war mühevoll. Seine Schultern hingen herab, hinuntergezogen von ihrem eigenen Gewicht. Er wusste nicht, wie lange er sich noch auf den Beinen würde halten können. Er konnte nur hoffen, dass die Bestien es nicht mehr geschafft hatten, Verstärkung herbeizurufen. Denn eines stand fest: Er würde keinen weiteren Kampf mehr durchstehen.
    Nicht in diesem Zustand.
    Nicht so lange …
    Ein schriller Schrei ließ ihn zusammenfahren. Im selben Augenblick durchzuckte ihn blitzartig eine eisige Kälte. Er keuchte erstickt, und seine Knie gaben unter ihm nach. Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn. Er hatte so etwas noch nie zuvor erlebt. Es war, als würde ihm das Herz bei lebendigem Leib aus der Brust gerissen. Was hatte das bloß zu bedeuten?
    Und dann begriff er.
    Nein … Nein, nein, nein, nein. NEIN!
    Jake rappelte sich auf und schleppte sich zur Tür. Immer noch wütete ein Schmerz in seinem Inneren, der sich nicht in Worte fassen ließ. Doch obwohl jeder Muskel in seinem Leib zu schreien schien und die Welt vor seinen Augen zu verschwimmen begann, gab Jake der Schwäche seines Körpers nicht nach.
    Zuerst sah er den Jungen.
    Mit bebenden Schultern kauerte er neben den widerwärtigen Überresten eines Velraq. Halb über etwas gebeugt, das vor ihm auf dem Boden lag.
    Etwas?
    Nein, nicht etwas.
    Jakes Herz setzte einen Schlag lang aus.
    Faith!
    Vergessen war der brennende Schmerz in seinen Gliedern und die Müdigkeit in seinem Kopf. Das alles wurde überdeckt von blinder Agonie, die ihn überfiel, als er Faiths reglosen Körper erblickte.
    Einen Moment lang war er sicher, dass sie bereits tot war. Ihr Körper war so verdreht und verkrümmt, dass alles andere ihm unmöglich erschien. Er fühlte sich wie ein wandelnder Toter, als er neben ihr und dem Jungen auf die Knie ging.
    Will schaute ihn an. In seinen Augen, in denen Tränen schwammen, lag derselbe Schmerz, den auch Jake empfand. Der sich in ihn hineinfraß wie ein hungriges Tier. Der ihn um sich schlagen lassen wollte in hilfloser Wut gegen sich selbst, weil er nicht da gewesen war, als sie ihn brauchte.
    Als sie starb.
    Doch da schlug sie die Augen auf, und er erkannte, dass er sich getäuscht hatte.
    Faith war nicht tot. Da steckte noch Leben in ihrem zerstörten Körper. Wenn auch nur ein Fünkchen, das kurz davorstand zu verlöschen.
    Zitternd schnappte sie nach Luft. „Jake!“ Sie griff nach seiner Hand und drückte sie so fest, dass es wehtat.
    Irgendwie schaffte er es, ein Lächeln zustande zu bekommen. „Ja“, flüsterte er. „Ich bin hier, Faith. Und dein Bruder auch.“
    „Will …“ Sie lächelte ebenfalls, wobei ihr ein wenig Blut in einer feinen Bahn aus dem Mundwinkel rann. Jake wischte es zärtlich mit dem Daumen weg.
    Wie wunderschön sie war.
    Wie schön – und wie verletzlich.
    „Geht es … ihm gut?“ Sie versuchte, sich aufzusetzen, doch Jake hielt sie sanft zurück.
    „Bitte“, murmelte er. „Du darfst dich jetzt nicht anstrengen, Faith. Es kommt alles wieder in Ordnung, okay? Will und ich, wir werden dich in ein Krankenhaus bringen. Alles wird gut.“
    Doch Faith lächelte nur wissend, und Jake spürte, wie sich sein Magen schmerzhaft zusammenzog. „Ich sterbe, Jake“, flüsterte sie. „Aber das ist okay. Es war meine Entscheidung. Ich habe es so gewollt. Ich …“ Dann veränderte sich ihr Gesichtsausdruck plötzlich, und ihr Körper wurde von einem krampfartigen Husten geschüttelt.
    Verzweifelt versuchte Jake, sie zu beruhigen. Doch er konnte nichts tun, als sie zu halten. Schließlich erschlaffte sie in seinen Armen, ihr Kopf fiel haltlos in den Nacken zurück. Will, der seine Schwester die ganze Zeit über nur mit weit aufgerissenen Augen angestarrt hatte, stieß ein klägliches Wimmern aus.
    „Faith“, flüsterte er und schüttelte sie an der Schulter. „Faith, nein …“ Verzweifelt schaute er Jake an. „Tu etwas!“, verlangte er. „Sie hat sich zwischen das Monster und mich
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