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Schenk mir deinen Atem, Engel ...

Schenk mir deinen Atem, Engel ...

Titel: Schenk mir deinen Atem, Engel ...
Autoren: Dana Kilborne
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auszuführen, mit dessen Hilfe sie die reine Seele endgültig vernichten wollten. Doch Faith wusste nicht einmal, wie dieses Ritual aussah, geschweige denn, was sie unternehmen konnten, um seine Durchführung zu verhindern.
    Es milderte ihre Sorge nicht gerade, dass Jake ebenso wenig Ahnung zu haben schien. Ihn selbst kümmerte dies jedoch anscheinend nicht. Mit traumwandlerischer Sicherheit führte er sie in einem raschen Slalom vorbei an brüchigen Stellen im Boden und anderen potenziell tödlichen Fallen, die überall lauerten. Schließlich erreichten sie die in sich zusammengesunkenen Überreste eines länglichen Gebäudes, vermutlich eines Theaters. Im fahlen Mondlicht konnte Faith nur erahnen, dass es einst in reinem Weiß erstrahlt hatte. Doch von der Farbe waren nur noch verblichene Überreste übrig, die überall von der Fassade abblätterten.
    Faith wollte etwas fragen, doch Jake hob einen Finger an seine Lippen und bedeutete ihr zu schweigen. Er hielt sich an der Wand und umrundete das Gebäude zur Hälfte, bis er zu einem Fenster gelangte, das fast blind war vor Staub und Schmutz.
    Vorsichtig folgte Faith ihm und spähte durch das Fenster. Viel konnte sie nicht erkennen. Da war ein flackerndes Licht, das den Raum beleuchtete, um einiges größer als eine Kerze, daher vermutete sie, dass es sich um ein kleines Feuer handelte. Sie sah die Umrisse mehrerer Gestalten, die sich hin und her bewegten, oder zumindest erschien es ihr so, denn es konnte auch eine durch die zuckenden Flammen ausgelöste Illusion sein. Es war so gut wie unmöglich, Details auszumachen, also wischte Faith kurzerhand mit dem Ärmel ihrer Jacke ein kleines Sichtloch in die dicke Schmutzschicht, ebenso wie Jake es kurz zuvor gemacht hatte. Zwar half auch das nicht hundertprozentig, doch die Sicht wurde immerhin besser.
    Sehr viel besser.
    Zu gut sogar, denn was Faith nun erblickte, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren.
    Will hockte zusammengekauert im Zentrum des Raumes, der wie eine Zirkusmanege aussah. Umgestürzte Stühle, die meisten davon zerbrochen oder morsch, waren im Halbkreis angeordnet. Bei der Quelle der Flammen handelte es sich, anders als Faith vermutet hatte, um mehrere Fackeln, die an den Wänden angebracht waren.
    Faith unterdrückte ein Wimmern. Will war offenbar bei Bewusstsein, seine Augen waren weit aufgerissen, starrten aber ins Leere. Wie ein kleines Kind wiegte er sich vor und zurück. Seine Schultern bebten. Es war eine Qual, ihn so zu sehen. Der Anblick zerriss Faith das Herz.
    Dann sah sie die Monster und konnte nicht verhindern, dass ein entsetztes Keuchen ihrer Kehle entwich. Was …?
    Sie kämpfte gegen die aufsteigende Panik an. Doch erst, als Jake ihr beruhigend eine Hand auf den Arm legte, gelang es ihr, das unkontrollierte Zittern ihrer Hände zu stoppen.
    Reiß dich zusammen, rief sie sich selbst zur Ordnung. Wenn du Will retten willst, dann musst du einen klaren Kopf behalten. Du darfst jetzt nicht durchdrehen!
    Sie zwang sich, tief und gleichmäßig zu atmen. Das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren, schwand langsam. Ganz abschütteln konnte sie es jedoch nicht.
    „Was machen wir jetzt?“, flüsterte sie atemlos.
    Jake wollte ihr gerade antworten, als plötzlich im Inneren des Theaters etwas geschah. Faith sah ein goldenes Leuchten, das die Flammen der Fackeln überstrahlte. Geblendet kniff sie die Augen zusammen.
    „Laureus!“, fauchte Jake leise. „Du verdammter Narr!“
    Da wurde Faith schlagartig klar, woher sie dieses Leuchten kannte. Sie hatte es eben in der Kirche gesehen, als Jake den Schutzengel ihres Bruders herbeigerufen hatte.
    „Was …? Wo willst du hin?“, rief Faith entsetzt, als Jake aufsprang und auf die Eingangstür des Gebäudes zulief, doch er schien sie überhaupt nicht zu hören.
    Sie unterdrückte einen Fluch und stolperte hinter ihm her. Wenn er glaubte, dass sie zurückbleiben würde, hatte er sich getäuscht. Sie …
    Als sie die Türschwelle erreichte, taumelte Faith erschrocken zurück. Es war, als würde sie einen unmittelbaren Blick in die Hölle werfen. Zwei gehörnte Wesen mit Reißzähnen so lang wie Faiths Unterarme bedrängten Laureus, der sich, ein leuchtendes Schwert in der Hand, verzweifelt gegen seine Gegner zur Wehr setzte.
    Seite an Seite mit ihm kämpfte Jake gegen eine scheußliche echsenartige Kreatur, die fast vollkommen aus Zähnen und Klauen zu bestehen schien. Er hielt ebenfalls ein Schwert in der Hand, das Faith noch nie bei
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