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Schenk mir deinen Atem, Engel ...

Schenk mir deinen Atem, Engel ...

Titel: Schenk mir deinen Atem, Engel ...
Autoren: Dana Kilborne
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ihm gesehen hatte.
    Konnte er als ehemaliger Schutzengel eine Waffe herbeirufen, wann immer er eine brauchte?
    Wie versteinert stand Faith da, nicht in der Lage, sich zu rühren. Ihre Glieder waren wie zu Eis gefroren.
    Da hörte sie Wills Stimme über den Lärm des Kampfes hinweg. „Faith, hilf mir! Bitte! Hilfe!“
    Endlich löste sie sich aus ihrer Erstarrung. Sie hatte gerade die Hälfte der Entfernung zu ihrem Bruder überwunden, als ein gellender Schrei erklang.
    Im Laufen blickte Faith sich um und sah Laureus, auf dessen Gewand sich in Brusthöhe ein rasch größer werdender Fleck ausbreitete. Seine Miene drückte völlige Überraschung und Unverständnis aus. Dann brach sein Blick, und er sank zu Boden. Im nächsten Moment stürzte sich das Monster, das ihn getötet hatte, auf ihn und begrub ihn unter sich.
    Jetzt musste Jake es allein mit drei Gegnern auf einmal aufnehmen. Der Gedanke, dass er es vielleicht nicht schaffen würde, lähmte Faith einen Augenblick lang. Sie hatte Angst um ihn. Schreckliche, nicht in Worte zu fassende Angst. Und ein Teil von ihr wollte ihm zu Hilfe eilen, auch wenn es nicht viel gab, was sie ausrichten konnte.
    Doch dann trafen sich ihre Blicke, und sie wusste, dass er das nicht wollen würde. Er brauchte kein Wort zu sagen. Sie sah es in seinen Augen.
    Hastig wandte sie sich ab und lief zu Will. Er war es, der ihre Hilfe brauchte. Nur seinetwegen waren sie hier.
    Er musste um jeden Preis gerettet werden, denn er war die reine Seele.
    Aber für Faith war er vor allem ihr kleiner Bruder, und sie würde nicht zulassen, dass ihm irgendjemand auch nur ein Haar krümmte!
    „Hey, Shorty“, murmelte sie, als sie ihn erreicht hatte und neben ihm auf die Knie sank. „Keine Sorge, ich bringe dich hier raus.“
    „Faith, ich will zu Mom und Dad“, schluchzte er leise. Tränen liefen über seine Wangen, hinterließen helle Streifen auf seinem schmutzigen kleinen Gesicht. Es zerriss ihr schier das Herz, ihn so zu sehen. Doch es war immer noch besser, als ihn so unbeteiligt und starr vor Angst zu sehen wie vorhin.
    „Alles wird gut“, flüsterte sie und fuhr Will mit einer Hand übers Haar. Dann machte sie sich fieberhaft daran, den Knoten in dem Seil zu lösen, das seine Fußknöchel zusammenband. Endlich hatte sie es geschafft. Sie zerrte ihren Bruder auf die Füße. „Komm“, rief sie. „Nichts wie weg hier!“
    Er klammerte sich an ihre Hand wie an eine Rettungsleine. Hastig lief Faith mit ihm hinaus ins Freie. Sie wagte nicht, sich noch einmal nach Jake umzublicken, aus Angst vor dem, was sie sehen würde.
    „Faith, bitte, ich will weg von hier! Können wir nicht nach Hause zu Mom und Dad?“
    „Schhh …“ Faith hob ihren Zeigefinger an die Lippen und bedeutete ihrem kleinen Bruder, ganz still zu sein. Sie waren zwar aus dem Theater entkommen, doch das bedeutete nicht, dass sie sich in Sicherheit befanden. Die Kreaturen der Finsternis waren überall auf dem Pier, und beinahe wären Faith und Will auf ihrer blinden Flucht geradewegs mit einer zusammengestoßen. Gerade noch rechtzeitig konnten sie unter einer baufälligen Holzkonstruktion, die irgendwann einmal ein Karussell gewesen war, verschwinden.
    Dort kauerten sie nun, umgeben von Staub und Schmutz und anderen Dingen, die Faith in der Dunkelheit zum Glück nicht genau erkennen konnte. Sie wagte kaum zu atmen. Ihr Herz hämmerte so laut, dass sie glaubte, es müsse kilometerweit zu hören sein.
    Sie dachte an Jake.
    Daran, wie sie ihn zurückgelassen hatte.
    Und da war dieses Bild, das sie einfach nicht aus dem Kopf bekam: Laureus, wie seine Augen sich vor Schock und Überraschung weiteten. Das Begreifen in seinem Blick, als er erkannte, dass er verloren war.
    In Faiths Vorstellung verwandelte sich sein Gesicht in das von Jake. Es waren seine grauen Augen, die brachen.
    Nein!
    „Bitte, Faith, ich habe Angst. Können wir nicht endlich weg von hier?“
    Wills Stimme holte sie zurück in die Realität. Sie schloss ihren Bruder in die Arme und hielt ihn fest. Tränen standen ihr in den Augen. „Es tut mir leid“, schluchzte sie leise. „Es tut mir so schrecklich leid.“
    „Was?“ Will schaute sie fragend an. „Was tut dir leid?“
    „Dass ich oft gemein und ungerecht zu dir war. Ich war eifersüchtig auf dich, weil du gesund bist und ich nicht. Und manchmal hast du mich fast wahnsinnig gemacht, indem du mir ständig nachgelaufen bist, und in meinem Tagebuch herumgeschnüffelt hast. Aber jetzt weiß ich, dass du es
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