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Schau Dich Nicht Um

Titel: Schau Dich Nicht Um
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auf die abgeschlossene
Wohnungstür, als drehte sie langsam ein Kaleidoskop, um es in die richtige Stellung zu bringen. Was stimmt an diesem Bild nicht? fragte eine feine Stimme, und da wußte sie es mit einem Schlag. Die Tür zu ihrer Wohnung war abgeschlossen gewesen, und ebenso die untere Haustür. Wie also war Don ins Haus und in ihre Wohnung gekommen?
    »Wie bist du hereingekommen?« hörte sie sich fragen.
    »Wie bitte?«
    Jess rückte etwas von ihm ab. »Wie bist du ins Haus gekommen?«
    »Die Tür war nicht abgeschlossen«, antwortete er.
    »Doch«, widersprach sie. »Ich hab sie selbst abgeschlossen, als ich nach Hause kam.«
    »Also, als ich hier ankam, war sie offen«, entgegnete er.
    »Und meine Wohnung?« fragte sie. »Ich habe abgesperrt, sobald ich drinnen war. Sogar das Sicherheitsschloß.«
    »Jess, was soll das?«
    »Das ist eine einfache Frage.« Sie trat mehrere Schritte von ihm weg, blieb erst stehen, als sie Rick Fergusons Füße an ihren Fersen spürte. »Wie bist du in meine Wohnung gekommen?«
    Einen Moment sagte er gar nichts, sah sie nur mit einem Ausdruck ruhiger Resignation an. Dann: »Mit meinem Schlüssel.«
    »Mit deinem Schlüssel? Was soll das heißen? Was sind das für Schlüssel?«
    Er schluckte, senkte den Blick. »Ich habe mir einen Satz machen lassen, als du deine Schlösser ausgewechselt hast.«
    Jess starrte ihn ungläubig an. »Du hast dir einen Satz machen lassen? Wozu denn?«
    »Wozu? Weil ich Angst um dich hatte. Weil ich befürchtet habe, daß so etwas wie heute abend passieren könnte. Weil du jemanden brauchst, der sich um dich kümmert.«
    Jess blickte zu Boden, sah Rick Ferguson tot zu ihren Füßen liegen, ihre Waffe noch in seiner offenen Hand. Don hatte ihr das
Leben gerettet! Wieso war sie plötzlich so wütend auf ihn? Was war so schlimm daran, daß er sich ihre Schlüssel hatte nachmachen lassen? Hätte er es nicht getan, so wäre sie jetzt die Leiche. Wollte sie es ihm wirklich übelnehmen, daß er ihr das Leben gerettet hatte?
    Sie spürte ein unangenehmes Prickeln in ihrem Hals, versuchte es als Nachwirkung der Verletzung abzutun, hätte es beinahe geschafft, bis sie merkte, wie das Prickeln leichtfüßig zu ihrer Brust hinunterkroch, ganz wie eine große Spinne. Und während das Kribbeln an Stärke und Geschwindigkeit zunahm, krabbelte die Spinne über ihre Arme und Beine, legte überall ihr Gift an, betäubte alles, was sie berührte. Würde sie jetzt einen Panikanfall bekommen? fragte sie sich ungläubig. Jetzt, da alles vorbei war? Jetzt, da sie in Sicherheit war? Da es überhaupt keinen Grund gab, in Panik zu geraten?
    Sie hörte plötzlich Adams Stimme. Gib der Angst nach , sagte er. Wehr dich nicht gegen sie. Geh mit ihr.
    Adam, dachte sie. Adam, dem Don mißtraute, vor dem er sie hatte warnen wollen. Adam, dem Don nachgeforscht hatte, der nicht der war, der er zu sein vorgab. Was hatte Adam mit dieser Geschichte hier zu tun?
    »Ich verstehe nicht«, sagte sie laut. Sie starrte Don an und fragte sich, ob es noch andere Dinge gab, die er ihr verschwiegen hatte.
    »Mach dir jetzt erst mal keine Gedanken, Jess. Die Hauptsache ist doch, daß dir nichts passiert ist. Rick Ferguson ist tot. Er kann dir nichts mehr antun.«
    »Aber du hast dich doch gar nicht wegen Rick Ferguson gesorgt«, beharrte Jess, die sich des Telefongesprächs bei ihrer Schwester erinnerte und noch immer hartnäckig versuchte zu begreifen, was eigentlich geschehen war. »Du hast gesagt, Adam sei gefährlich. Du hast gesagt, du hättest ihn überprüfen lassen. Du hast gesagt, bei der Anwaltskammer hätte man nie von ihm gehört.«
    »Was hat das jetzt hiermit zu tun, Jess?«

    »Aber Adam war nie eine Gefahr für mich. Die Gefahr war immer nur Rick Ferguson. Weshalb also hätte Adam mich belügen sollen?« Wieder veränderten die Glasstückchen in dem Kaleidoskop ihre Lage und ordneten sich zu einem neuen Bild. »Aber vielleicht hat er ja gar nicht gelogen. Vielleicht hast du mich belogen«, fuhr sie fort und wollte ihren Ohren kaum trauen. »Du hast gar nicht bei der Anwaltskammer angerufen, nicht wahr? Und wenn du es wirklich getan haben solltest, dann hast du nur erfahren, daß Adam Stohn genau der ist, für den er sich ausgibt. Ist das nicht richtig?«
    Er blieb lange still. Schließlich sagte Don: »Er ist nicht der Richtige für dich, Jess.«
    »Was? Findest du nicht, daß ich darüber zu entscheiden habe?«
    »Nein, nicht wenn du die falsche Entscheidung triffst. Und nicht,
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