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Schau Dich Nicht Um

Titel: Schau Dich Nicht Um
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warten.«
    »Und was hast du Rick Ferguson gesagt, daß er tun soll?«
    »Im wesentlichen das, was ihm am besten entsprach. Ich habe ihm freie Hand gelassen - unter der Bedingung, daß er dir keinen Schaden antun würde.«
    »Keinen Schaden? Er hätte mich beinahe umgebracht!«
    »Ich war die ganze Zeit da, Jess. Du warst keinen Moment in echter Gefahr.«
    Jess rieb sich den Hals, fühlte das Blut, das noch feucht war. »Du hast ihm gesagt, er soll in meine Wohnung einbrechen und meine Unterwäsche zerfetzen! Du hast ihm gesagt, er soll mein Auto zerstören.«
    »Ich habe ihm gesagt, er soll dir angst machen. Die Details habe ich ihm überlassen.«
    »Er hat Fred getötet.«
    »Lieber Himmel, einen Kanarienvogel! Ich kauf dir tausend Kanarienvögel, wenn dir das so wichtig ist.«
    Jess fühlte, wie sich das Kribbeln der Spinnenbeine von ihren Beinen und Armen zu ihrem Gehirn ausbreitete. War dieses Gespräch Wirklichkeit? Sie wollte es nicht glauben.
    »Und heute abend?« fragte sie. »Was sollte er heute abend tun?«
    »Ich habe ihm gesagt, daß ich deine Hartnäckigkeit kenne und du keine Ruhe geben würdest, solange er nicht wegen des Mordes an Connie DeVuono verurteilt sei. Ich wußte genau, er würde daraufhin der Versuchung nicht widerstehen können und dir auflauern. Und da ich unbedingt die Kontrolle über Zeit und Ort haben wollte, habe ich ihn ganz einfach ermuntert, die Sache so bald wie möglich zu erledigen.«
    »Du hast ihn hergeschickt, um mich umzubringen!«
    »Ich habe ihn hergeschickt, um ihn umzubringen«, sagte Don und lachte. »Ich habe ihm sogar den Schlüssel gegeben.« Er lachte
wieder. »Ich habe ihn benutzt, Jess, um das zu erreichen, was wir beide wollen.«
    »Was wir beide wollen?«
    »Sei ehrlich, Jess. Wolltest du nicht die Todesstrafe für ihn? Der Staat hat dir den Wunsch nicht erfüllt. Also habe ich ihn dir erfüllt. Für uns beide«, sagte er und lachte jetzt nicht mehr.
    »Du hast ihm eine Falle gestellt.«
    »Der Mann war ein Vieh. Der letzte Dreck. Das hast du doch selbst gesagt. Er hat Connie DeVuono umgebracht. Und er hatte die Absicht, auch dich umzubringen.«
    »Aber du hast mich doch bei meiner Schwester angerufen und gedrängt, über Nacht bei ihr zu bleiben. Du hast mich gebeten, nicht nach Hause zu fahren.«
    Wieder lachte Don. »Weil ich wußte, daß du genau das Gegenteil tun würdest. Weil ich wußte, daß du schon aus Stolz schleunigst nach Hause fahren würdest. Du würdest doch aus Prinzip niemals das tun, was dein Mann dir rät.«
    »Mein Ex-Mann«, verbesserte Jess sofort.
    »Richtig«, bestätigte er, »dein Ex-Mann. Der Mann, der dich liebt, der dich immer geliebt hat, der nie aufgehört hat, dich zu lieben.«
    Jess hob die Hände zum Kopf und hielt sich die Ohren zu. Das alles konnte doch nicht wahr sein. Das konnte nicht Wirklichkeit sein. Der Mann, der da vor ihr stand, war doch Don, um Gottes willen, der Mann, der stets für sie dagewesen war, der ihr Lehrer, ihr Geliebter, ihr Ehemann, ihr Freund gewesen war. Der Mann, der ihr über den Tod ihrer Mutter und grauenvolle Jahre lähmender Angstanfälle hinweggeholfen hatte. Und jetzt erklärte er ihr, daß er die Wiederkehr dieser Anfälle mit voller Absicht herbeigeführt hatte! Erklärte ihr, daß er derjenige gewesen war, der Rick Ferguson zu seiner Terrorkampagne angestiftet hatte. Erklärte ihr, daß er heute abend mit der Absicht hierhergekommen war, einen Mord zu verüben.
Und das alles im Namen der Liebe! Wozu war dieser Mann noch fähig?
    Jess’ Gedanken rasten zurück durch die letzten acht Jahre. Ihre Panikanfälle hatten unmittelbar nach dem Verschwinden ihrer Mutter begonnen, hatten während ihrer ganzen Ehe mit Don angehalten und erst nach der Scheidung nachgelassen und schließlich aufgehört. Hatten sie ihr vielleicht etwas sagen wollen?
    Er wird dir keinen Raum zu deiner eigenen Entwicklung lassen, hörte sie ihre Mutter sagen.
    Mutter, dachte sie, meine schöne Mutter. Langsam näherte sie sich dem toten Rick Ferguson und kniete vor ihm nieder. Sie hörte das Knacken in ihren Knien und fragte sich, ob ihr Körper gleich auseinanderbrechen würde. Ihr Blick flog rasch über die klaffende Wunde in der Mitte seines Rückens, und sie versuchte, den widerlich süßen Geruch des Todes, der sich wie eine mit Äther getränkte Maske über ihre Nase legen wollte, zu ignorieren.
    »Ich liebe dich, Jess«, sagte Don. »Niemand kann dich je so lieben, wie ich dich all die Jahre geliebt habe. Ich konnte
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