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Schattenwandler: Kane (German Edition)

Schattenwandler: Kane (German Edition)

Titel: Schattenwandler: Kane (German Edition)
Autoren: Jacquelyn Frank
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ich!“, brach es aus ihr heraus. „Wo sind meine Sachen? Ich verschwinde auf der Stelle aus diesem Irrenhaus!“
    „Nein, bitte nicht!“
    Zu spät. Sie war bereits an der Bettkante und hatte die Füße auf den Boden gesetzt. Dabei stellte sie erstens fest, dass das Bett doch ein ganzes Stück höher war, als sie geschätzt hatte, und zweitens, dass ihr plötzlich die Beine nicht mehr gehorchten und einfach umknickten. Sie schlug schmerzhaft auf dem harten Boden auf und blieb dort als ein Häufchen ungelenker, unkoordinierter Glieder liegen.
    „Autsch“, klagte sie vernehmlich.
    „Corinne?“, kam es hart und voll unterdrückter Wut aus seinem Mund, doch auch Angst schwang unüberhörbar mit. Vielleicht machte er sich ja Sorgen um ihr Wohlergehen? Oder hatte er einfach nur Angst, dass sie ihn hier allein in seiner Gefangenschaft zurücklassen würde?
    Corinne rollte sich auf dem Boden zusammen, schloss die Augen und ergab sich einen Augenblick lang den Schmerzen und der Furcht, die ihr Herz zum Rasen brachte. In ihrem Kopf überschlugen sich tausend Gedanken und Fragen, und sie wusste nicht, worauf sie sich als Erstes konzentrieren sollte, wie sie am schnellsten Sicherheit und Zuversicht und vor allem ihren Seelenfrieden wiedererlangen konnte.
    Langsam rappelte sie sich auf, stützte sich mit den Händen ab, hockte sich auf die Knie und versuchte, sich aufzurichten. Doch sie konnte nicht aufstehen. Schwer atmend und mit hängendem Kopf kämpfte Corinne gegen die Tränen der Enttäuschung, die ihr in den Augen brannten. Zu ihrer Verwirrung kam nun auch noch die Erkenntnis, dass sie schwach und vollkommen hilflos war.
    „Corinne …“
    Er sprach ihren Namen leise und beschwörend aus, und seine Stimme klang genauso tief und unwiderstehlich wie vorhin in ihrem Kopf. Aus irgendeinem Grund half sie ihr, sich wieder zu sammeln und die Panik zurückzudrängen, die sie erfasst hatte. Obwohl sie ihn von der Stelle aus, wo sie kniete, nicht sehen konnte, konzentrierte sie sich ganz auf ihn und auf seine Stimme. Schon durch seine bloße Anwesenheit fühlte sie sich wieder gefasster.
    „Woher kennst du meinen Namen?“ Ihre Stimme hörte sich heiser an, so als wäre sie lange nicht mehr benutzt worden. Corinne erinnerte sich, dass sie krank gewesen war. Sie hatte sich ein paar Tage krankgemeldet, weil eine Grippe oder etwas Ähnliches sie erwischt hatte und sie sich schlapp und matt gefühlt hatte … ungefähr so wie jetzt, nur dass es mit jedem Tag schlimmer geworden war.
    „Ist das wichtig?“, entgegnete er. Sie hörte, wie er sich bewegte und die Ketten rasselten. Bei dem Geräusch bekam sie eine Gänsehaut.
    „Nein, wahrscheinlich nicht“, antwortete sie flüsternd. Ihre Frage war wirklich überflüssig, denn wenn er tatsächlich über telepathische Fähigkeiten verfügte, war es sicher eine seiner leichtesten mentalen Übungen, ihren Namen herauszufinden. „Himmel, ich fass es nicht, dass ich das hier tatsächlich für real halte.“
    Vorsichtig drückte sie die zittrigen Knie durch, packte das Ende der Matratze und zog sich daran hoch, bis sie über den Rand spähen konnte. Da lag er, verschnürt wie ein Weihnachtspäckchen, und verfolgte jede ihrer Bewegungen aus undurchdringlichen blauen Augen. Sein Körper war gespannt, und auf seiner nackten Haut glänzten Schweißperlen. Er schien Schmerzen zu haben. Ihr fiel das Blut an den Handschellen wieder ein, und sie kam sich plötzlich ziemlich dumm vor. Keine Sekunde hatte sie darüber nachgedacht, dass er womöglich genauso tief in der Klemme steckte wie sie. Stattdessen hatte sie sich total kindisch benommen und war ausgerastet.
    „Corinne, du musst mir genau zuhören“, beschwor er sie in seinem unwiderstehlichen Tonfall. „Du musst wieder aufs Bett kommen.“
    Corinne ließ sich auf die Fersen zurücksinken, verdrehte die Augen und stieß ein mattes Seufzen aus. Das sagst du so einfach. Du musst ja auch nicht mit Armen, die sich anfühlen wie gekochte Spaghetti, einen Berg aus Matratzen hochklettern.
    Ja, das stimmt , antworte er tief in ihrem Kopf. Aber wenn du es nicht zurück ins Bett schaffst, dann wirst du mit der Zeit immer schwächer und kränker werden.
    Es war schon schlimm genug, dass die Stimme dieses Mannes in ihrem Kopf herumgeisterte, wo sie absolut nichts zu suchen hatte, aber dass sie sich jetzt auch noch Drohungen anhören musste, das ging entschieden zu weit.
    Sie drehte sich um, lehnte sich mit dem Rücken an das Bettgestell und an die
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