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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer
Autoren: Glen Cook
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wissen nicht, welche Tricks sie im Ärmel hat, oder? Warum überlassen wir es nicht jemand anderem, sich die Beulen zu holen?« Sie hatte eine ganz eigene Art zu denken. Und sie hatte recht.
    Ich war sauer genug, den Vorschlag zu akzeptieren. »Bist du auf diesem Weg nach TunFaire gekommen?«
    »Ja. Warum?«
    »Ein paar Meilen weiter macht die Straße eine große Kurve. Sie führt über diesen Hügel zu einer Stadt namens Schnappville.«
    »Ich erinnere mich.«
    »Wenn jemand über den Kamm geht, kürzt man anderthalb Meilen ab und kann dann von vorn zurückkommen. Ich nehme an, sie werden Carla Lindo am Fuß des Kamms überfallen, an der Jungfrauenquelle, oder kurz danach.«
    »Meinte damit jemand mich?«
    »Kann ich mir kaum vorstellen.«
    »Wie wär’s denn hiermit: Wird sie nach vorn oder nach hinten sehen? Wen wird sie sofort erkennen?«
    Verdammt sei ihr schwarzes Herz. Sie hatte recht. Carla Lindo würde mich sofort erkennen. Ich hatte Bauchschmerzen, aber als es soweit war, kletterte ich den Hügel hinauf und fluchte dabei die ganze Zeit.
    Die andere Seite war nicht ganz so schlimm. Ich stolperte und rollte den größten Teil der Strecke hinunter. Das war nicht anstrengend. Allerdings schaffte ich es nicht in der vorgesehenen Zeit. Ich würde nicht rechtzeitig bei der Jungfrauenquelle ankommen.
    Die bösen Buben hatten Zeit gehabt, Carla Lindo zu schnappen, und Winger hatte Zeit gehabt, sie in einer delikaten Lage zu überrumpeln. Als ich angekeucht kam, war einer tot, der andere kurz davor und der dritte bewußtlos. Winger hatte gerade die halbnackte Carla Lindo an einen Baum gefesselt. »Hast du unterwegs ein paar Bierchen getrunken, Garrett?«
    »Meine Beine sind nicht kurz genug, um einen Berg hinunterzulaufen.« Eine Bauernfamilie, die Richtung Westen ging, ignorierte uns ausdrücklich. Sie würden uns bei der Hütte der Höllenhunde melden, dem Dragonerposten zwei Meilen hinter Schnappville. Reiter würden kommen und nachsehen. Das Militär, das die Straßen bewachte, behandelte Kriminelle nicht so lax wie die in der Stadt.
    Carla Lindo hatte reichlich Prügel einstecken müssen. Sie brauchte eine Weile, bis sie mich erkannte und ihren eingebauten Hochofen anwarf. Mir traten fast die Augen aus den Höhlen. Winger spuckte aus, schüttelte den Kopf, packte mit der einen Hand Carla Lindos Bündel und mit der anderen meinen Arm. »Willst du stehenbleiben und glotzen, oder willst du deinen Hintern in Bewegung setzen?«
    Ich schüttelte mich und brach damit den Bann. »Ich beweg mich. Eine Minute.« Dann trat ich dicht an Carla Lindo heran. »Die Kavallerie wird gleich hier sein, Süße. Sie werden dich losbinden. Wenn du nicht den Rest deines Lebens damit verbringen willst, jedem Feuerlord und jedem Sturmwächter Erklärungen abzugeben, dann sag diesen Soldaten, daß diese Kerle dich angegriffen haben, aber von einigen Reisenden gestört und besiegt wurden. Die wären weitergeritten, ohne daran zu denken, dich vorher loszubinden.«
    »Garrett! Bitte!« Sie war wirklich ein heißes Prachtstück. Es war unmenschlich. Ich wurde zu flüssigem Wachs. »Ich brauche das Buch. Ich darf nicht ohne es nach Hause kommen.«
    Ich wiederholte meine Schüttelnummer. Wenn es sein muß, kann ich ihnen widerstehen. »Keine Chance, Darling. Es ist zu gefährlich. Es hat schon viele Leute das Leben gekostet. Es muß zerstört werden. Und ich traue niemand anderem zu, es zu tun. Vielleicht nicht mal mir selbst.« Ich war einmal in Versuchung geraten. Aber ich hatte zuviel durchgemacht. Ich wollte das verdammte Ding vernichten.
    Ich berührte Carla Lindos Wange. »Tut mir leid, Süße. Hätte wirklich nett werden können.«
    »Garrett, das kannst du mir nicht antun. Du hast mich doch einmal geliebt. Oder nicht?«
    »Vielleicht, ein bißchen. Aber das heißt nicht, daß ich mich von dir benutzen lasse. Und ich gehe auch nicht deinetwegen durch die Hölle. Das mache ich für nichts und niemanden.« Außer vielleicht für Tinnie. Für sie war ich durch einen Vorort der Hölle gegangen, um die Sache glattzubügeln. Ich mußte sie wiedersehen …
    Carla Lindo veränderte sich. Plötzlich war sie nicht mehr dieses zerbrechliche Dämchen, sondern wurde zu einer Wildkatze, die fluchte wie ein Hafenarbeiter und aus der ihr wahres, schwarzes Herz sprach. Sie wurde die echte Carla Lindo, die um keinen Deut besser war als ihre beiden Doppelgängerinnen.
    »Fertig?« murmelte Winger. »Oder willst du noch länger hierbleiben und dich weiter
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