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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer
Autoren: Glen Cook
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Penner wie du, mit Manieren wie ein Wasserbüffel. Ich verstehe es einfach nicht.« Mein guter Kumpel. Er stand auf. Eierkopf Zarth ist überraschend einfühlsam. Er begreift sofort, wann ein Mann mit seinem Mädchen allein sein will. Vielleicht wollte er sie aber auch nur abfangen und davor warnen, ihre Zeit mit einem häßlichen Penner wie mir zu verschwenden.
    Häßlich? Das ist eine üble Verleumdung. Mein Gesicht wurde zwar im Laufe der Jahre ziemlich ramponiert, aber es hat alle Teile ungefähr an der richtigen Stelle. Ich kann ohne weiteres in einen Spiegel blicken, außer vielleicht nach einem Rausch. Mein Gesicht hat Charakter.
    Als ich mir den Krug schnappte und einen tiefen Zug nahm, um meinen Flüssigkeitshaushalt auszugleichen, packte ein dunkelhäutiger, schmieriger kleiner Bursche mit schwarzem Haar und einem bleistiftdünnen Oberlippenbart Tinnies Kinn mit der linken Hand. Seine andere Hand wurde von ihrem Rücken verdeckt, aber ich zweifelte keine Sekunde daran, was er vorhatte.
    Eierkopf genausowenig. Er brüllte wie ein angeschossener Bison und sprang hoch, ohne die Stufen zu berühren. Ich war unmittelbar hinter ihm und fauchte wie ein Säbelzahntiger, dessen Schwanz Feuer gefangen hat. Mir standen Tränen in den Augen, so daß ich nicht sehen konnte, wohin ich trat.
    Aber ich mußte niemanden plattmangeln, weil Eierkopf mir den Weg bahnte. Körper flogen nach allen Seiten, und es war ganz gleich, ob sie einen halben oder drei Meter groß waren. Nichts hält Eierkopf auf, wenn er wütend ist. Selbst eine Steinmauer verlangsamt sein Tempo nur unwesentlich.
    Tinnie lag schon am Boden, als ich sie erreichte. Die Leute machten sich dünne. Niemand wollte neben einem Mädchen geschnappt werden, das ein Messer im Rücken hatte, schon gar nicht, wenn zwei wutschäumende Typen auf sie zustürmen.
    Eierkopf hielt sich nicht bei ihr auf. Ich schon. Ich ging neben Tinnie auf die Knie. Sie sah zu mir auf. Ihr Blick verriet keine Schmerzen, nur so etwas wie Trauer. Sie weinte nicht einmal und hob eine Hand. Ich sagte kein Wort. Und ich stellte auch keine Fragen. Meine Kehle war wie zugeschnürt.
    Plötzlich schien Dean aus dem Boden zu wachsen. Ich habe keine Ahnung, wie er es spitzgekriegt hatte. Vielleicht war es ja unser Gebrüll gewesen. Er hockte sich hin. »Ich bringe sie ins Haus, Mr. Garrett. Vielleicht kann Ihro Gnaden ja helfen. Tun Sie, was Sie tun müssen.«
    Ich stieß ein Knurren aus, das einem Stöhnen glich, und legte Tinnie behutsam in seine schmächtigen Arme. Er war kein Muskelpaket, aber er schaffte es. Dann machte ich mich an die Verfolgung von Eierkopf.
     
     

 
2. Kapitel
     
    Zarth hatte einen Häuserblock Vorsprung, aber ich holte schnell auf. Mein Verstand war abgestellt. Seiner dagegen arbeitete auf Hochtouren. Er zwang sich dazu, langsamer zu gehen, und paßte seinen Schritt dem des Meuchelmörders an. Vielleicht wollte er ihm folgen, um herauszubekommen, wohin er ging. Mich kümmerte das alles nicht, und ich sah weder nach rechts noch nach links. Ich wollte diesen Messerstecher so sehr, daß ich schon sein Blut schmeckte.
    Als ich neben Eierkopf war, packte er mich an der Schulter und hielt mich auf. Er drückte so fest zu, bis der Schmerz mich wieder zur Besinnung brachte. Nachdem er meiner Aufmerksamkeit sicher war, gab er mir ein Handzeichen.
    Ich kapierte. Das erste Mal. Anscheinend werde ich immer klüger, je älter ich werde.
    Der schmächtige Kerl kannte sich nicht aus. Er wollte einfach nur entkommen. In TunFaire gibt es nur wenig geradlinige Straßen. Normalerweise schlängeln sie sich kreuz und quer durch die Stadt, als hätten von der Sonne geblendete Kobolde sie geplant. Das galt auch für die Macunado Street, die an dem Punkt, an dem wir waren, mittlerweile schon Harlekinallee hieß. Dort, wo sie sich verengte, hieß sie Rattenpfad.
    »Bin schon unterwegs.« Ich bog rechts ab, in eine schmale Gasse, lief durch einen schmalen Weg, wich ein paar Rattenmännern aus, die sich vollkifften, und sprang über ein paar menschliche Säufer. Dann stürmte ich wieder auf den Rattenpfad, wo er nach einer langgezogenen Schleife um die Scherbenviertel endete. Ich schlenderte über die Straße, lehnte mich an ein Geländer und wartete, keuchend und schnaufend und … grinsend. Junge, war ich ausgelaugt.
    Ich war kurz davor, mir die Eingeweide aus dem Leib zu kotzen.
    Da kam er auch schon. Der Schnurrbartträger rannte blindlings geradeaus. Er achtete auf nichts anderes als auf die
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