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Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Titel: Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen
Autoren: Torsten Fink
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Geschoss Ziegel von einem Hausdach, und kurz darauf tönte ein dumpfer Knall aus dem Tal. Sie hatten nicht viele Geschütze mitgebracht, die Belagerer, und Shahila wusste, dass es seine Zeit brauchte, sie nachzuladen. Es mochte Tage oder Wochen dauern, bis sie eine Bresche in die Stadtmauer geschlagen haben würden. So lange hatte sie noch Zeit. Sie verließ den Söller, ohne erst abzuwarten, wo das nächste Geschoss einschlagen würde.
    » Hier, nimm das Seil, Ela Grams«, rief Sahif.
    Das Seil baumelte vor ihr, doch sie konnte es nur mit einer Hand greifen. » Ich kann nicht, Sahif. Mein Arm ist verletzt.« Sie konnte immer noch nicht fassen, dass er noch lebte, ja, dass er hier war, um sie zu retten. Er schwang sich über die Mauer und kletterte geschickt zu ihr herunter. » Halte dich fest«, sagte er.
    Sie wäre ihm so gerne um den Hals gefallen, nickte aber nur und legte den gesunden Arm um ihn. Er hob sie auf und schaffte es mit einigen Schwierigkeiten, sie beide am Seil hinaufzubringen.
    » Du bist nicht tot«, stellte sie wenig geistreich fest, als er sie absetzte.
    Er nickte knapp, aber er sah furchtbar aus. Er war leichenblass, schwitzte und schaffte es kaum, das Zittern seiner Hände zu verbergen. Verlegen standen sie einander gegenüber, und dann fiel Ela ihm doch um den Hals. » Ich hätte es nicht geglaubt, auch wenn dieser komische Mann es behauptet hat.«
    » Meister Iwar hat mit dir gesprochen?«
    » Du kennst ihn?«
    » Er war mein Lehrer.«
    Ela brauchte einen Augenblick, um zu begreifen. » Du erinnerst dich wieder?«
    Sahif nickte düster. » An alles, Ela Grams, und glaube mir, manches davon würde ich gerne vergessen. Aber komm jetzt, wir können später reden.«
    » Aber wo gehen wir jetzt hin?«
    » Jamade, die falsche Aina. Sie hat mir etwas gestohlen, das Wort. Darum ging es die ganze Zeit. Diese ganze Fahrt, die vielen Toten, das war alles nur, weil sie dieses Wort von mir erfahren wollte. Jetzt hat sie es – und sie darf es unter keinen Umständen nach Atgath bringen.«
    Ela musste schlucken, denn Sahif strahlte eine kalte Entschlossenheit aus, die sie ängstigte.
    » Kennst du denn, ich meine, kannst du einen Weg über die Ebene finden?«
    » Es gibt zwei. Einen sicheren über diese Felsen, immer am Rand der Insel entlang. Und es gibt einen anderen, quer über die Ebene. Gefährlicher, schneller. Ich überlasse es dir, ob du den sicheren Weg gehen oder mich begleiten willst.«
    Wieder musste Ela schlucken. » Wenn du den Weg kennst, werde ich dich begleiten.«
    Sahif nickte dem Mädchen knapp zu. Ein Fieberschauer raste durch seinen Körper. Er versuchte es zu verbergen, aber er hatte seine Vergiftung noch nicht überwunden. Dieses Gift war tückisch, es wehrte sich gegen seine Versuche, es mit Magie aus seinem Blut zu vertreiben. Ela Grams musste aber von seiner Schwäche nichts wissen. Jamade hatte einen großen Vorsprung, und wenn sie die Insel erst einmal verlassen hatte, würde es schwierig werden, sie einzuholen, zumal sie, wie er sich grimmig erinnerte, die Gestalt jedes beliebigen Menschen annehmen konnte. Nein, er musste sie einholen, am besten noch auf der Insel, denn der Schlüssel durfte auf keinen Fall in die Hände seiner Schwester geraten.
    Er nahm Ela bei der Hand und führte sie hinab in die Ebene der Toten. Weiß und grau breitete sie sich vor ihnen aus, und er wusste, dass das Weiße von unzähligen Knochen stammte, und über den Gebeinen stand ein seltsames bleiches Flirren, das er am Vortag nicht über der Ebene gesehen hatte. Dazwischen lagen zerstörte Kriegsmaschinen, starr stehende Wälder und Schilffelder, durch die sich, noch unsichtbar, der tote Bach schlängelte. Zu ihrer Linken ragten die Mauern von Du’umu schimmernd im ewigen Dämmerlicht der Insel auf. Sahif erinnerte sich, wie tapfer Ela den Marghul enthauptet hatte. Er war tot, bedauerlicherweise war er jedoch nicht sicher, ob das für diesen Mann ein endgültiger Zustand war. » Komm«, sagte er, » es ist nicht so weit, wie es aussieht.«
    » Aber es sieht gefährlich aus und düster«, sagte Ela, die vielleicht daran dachte, was die Westgarther über die Wege über die Ebene gesagt hatten. Sie wirkte verzagt. » Bist du sicher, dass du allein, ich meine, ohne Hilfe, hier einen Weg für uns finden kannst, Sahif?«
    Sahif wusste jetzt, was diese bleichen Nebelschwaden zu bedeuten hatten, die über dem Boden aufzusteigen und nur auf ihn zu warten schienen. Dort, wo sie näher waren, glaubte er
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