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Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Titel: Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen
Autoren: Torsten Fink
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Ich sehe, du erinnerst dich«, spottete der Schattenmeister.
    Worte schossen Sahif durch den Kopf, Worte, die er vor langer Zeit gelernt hatte. Er flüsterte sie. Er spürte das Gift, das in ihm wütete, aber er konnte etwas dagegen tun. Er beschwor die Natter, ihm die Kraft zu geben, das hier zu überleben. Er schmeckte das Gift des Nekromanten, fühlte es in seinen Adern, erkannte plötzlich Eisendorn, Grauen Mohn, Wolfsrauch und Eibe. Aber er konnte es bekämpfen. » Ela. Wo ist sie?«
    » Erinnerst du dich an die Mauer über unserer Bucht? Sie wartet auf der anderen Seite. Nein, keine Angst, sie ist nicht ins Meer gestürzt. Sie hängt in den Felsen fest.« Meister Iwar öffnete sein Gewand und zeigte ein Seil, das er um den Leib gewickelt hatte. » Das wirst du brauchen, mein Junge.«
    Sahif erbrach sich wieder. Das Gift wütete immer noch in seinem Blut und in seinen Muskeln. Der Schweiß brach ihm aus, aber das war ein gutes Zeichen, er trieb das Gift aus seinen Poren. » Warum tut Ihr das, Meister Iwar?«, fragte er unter Fieberschauern.
    » Ich werde eines Tages zu dir kommen, mein Junge, und vielleicht werde ich etwas verlangen, was dir gegen deine kostbare Ehre geht. Du wirst gehorchen, und zwar ohne zu zögern, ohne zu fragen, nicht wahr? Überlege schnell, denn ich weiß nicht, wie lange das Mädchen durchhält.« Er machte keine Anstalten, ihm das Seil zu geben.
    Sahif streckte die zitternde Hand danach aus. » Ich werde es tun«, sagte er.
    Shahila stand auf einem Söller der Burg und blickte über die Stadt. Die Sonne hatte sich wieder hinter Wolken versteckt, so wie sich die Hoffnung hinter dunklen Bedrohungen versteckte. Es war nur ein einziger Schuss gewesen, und er hatte nur ein paar Steine aus einem Turm herausgeschossen, und doch hatte er all ihre Pläne über den Haufen geworfen. Sie sah unten Soldaten und Bergkrieger über die Mauern rennen, und Oberst Fals brüllte sinnlose Befehle über den Hof. Ganz Atgath war auf den Beinen, und die Leute standen in allen Straßen und diskutierten aufgeregt über das, was geschehen war: Krieg. Der Seebund führte Krieg gegen Atgath.
    Der Große Skorpion hatte den Krieg bekommen, den er wollte, und sie war das erste Ziel der feindlichen Kanonen. Sie hatte den General ausgeschaltet, mit Gidus eine Übereinkunft erzielt, und Hamoch hatte melden lassen, dass er Kisbara und Quent überlistet hatte. Und nun war all das vergeblich. Ihr Vater hatte seinen verfluchten Willen bekommen. Ein Bote des Gesandten war erschienen und hatte ihr noch einmal den Schutz des Padischahs versprochen – sobald sie sich unterwerfen würde. Und im Tal machten sie die Geschütze fertig, und das Heer, das gerade hatte abziehen wollen, hob nun wieder Gräben aus, um die Belagerung fortzusetzen.
    » Die Welt hat sich gegen uns verschworen, Almisan.«
    » Es sieht so aus, Hoheit«, antwortete der Hüne ruhig.
    » Gibt es Neues von deiner Schattenschwester?«
    » Noch nicht, Hoheit.«
    » Das heißt, wir werden auch weiterhin nicht in die Kammer gelangen. Wie lange werden wir einer ernsthaften Belagerung standhalten?«
    » Einige Tage, länger nicht. Sie haben starke Geschütze dort unten.«
    » Das ist mir nicht entgangen, Almisan.«
    » Wir könnten uns mit ihnen verbünden, Hoheit.«
    » Leider können wir das nicht. In seinem letzten Schreiben hat Gidus uns mitgeteilt, dass er uns auch der Hexerei und Totenbeschwörung anklagt. Wir sind geächtet.«
    Der Hüne murmelte einen Fluch. » Woher weiß er das?«
    Shahila zuckte mit den Achseln. » Es gibt wohl immer noch wenigstens einen Verräter in Atgath.«
    » Ja, Hoheit.«
    Etwas sauste durch die Luft, und ehe Shahila sichs versah, schlug es mit großer Wucht keine dreißig Schritt von ihr entfernt in die Mauer ein, und nur Bruchteile von Sekunden später wurde unten in der Stadt ein Dach getroffen. Aus dem Tal traf verspätet der doppelte Donner zweier Geschütze ein.
    » Wir sollten hineingehen, Hoheit. So ein Geschoss macht auch vor einer Herzogin nicht Halt.«
    » Ja«, sagte Shahila, blieb aber noch einen Augenblick stehen. Unten in den Gassen rannten die Menschen wild durcheinander. Es würden viele von ihnen sterben, wenn um diese Stadt gekämpft wurde. Shahila zuckte mit den Achseln. Dann war es eben so. Sie hatte wirklich alles getan, um es zu verhindern, jetzt konnte sie es nicht mehr ändern. Es sah düster aus, aber hatte sie erst den Schlüssel, dann würde sich das Blatt schon ganz schnell wieder wenden. Wieder riss ein
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