Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Titel: Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
den Schatten.«
    » Aber warum?«
    Der Mann zuckte mit den Achseln. Er hockte sich neben Sahif ins graue Gras und warf achtlos einen Knochen zur Seite, auf den er sich beinahe gesetzt hätte. » Sagen wir, ich verfolge meine eigenen Ziele und die Ziele meiner – unserer – Bruderschaft. Es dauert Jahre, einen Schatten auszubilden, und es ist immer bedauerlich, wenn einer von uns einen so unnötigen Tod stirbt.«
    » Es ist sicher ärgerlich«, versuchte Sahif zu spotten.
    Er fühlte plötzlich eine Hand auf seiner Stirn. » Weißt du, ich habe mich gefragt, wie es geschehen konnte, dass du all das, was ich dir beigebracht habe, wieder vergessen hast. Ich dachte, es wäre vielleicht ein Zauber, ein Bann, aber das ist es nicht.«
    » Schön«, sagte Sahif und schloss die Augen.
    » Sieh mich an!«, verlangte der Mann plötzlich, und er drehte Sahifs Kopf leicht zur Seite.
    Sahif konnte nicht anders. Er musste der Stimme folgen und blickte in ein Paar tiefe braune Augen.
    » Nein, kein Zauber hat das getan, aber vielleicht kann Magie einen Zipfel dieses Schleiers lüften. Sieh her!«
    Der Schattenmeister murmelte eine Beschwörung, und plötzlich entflammte ein helles Feuer vor Sahifs Augen. » Wie du nun unschwer erraten kannst, bin ich nicht nur ein Meister der Schatten, sondern auch ein Meister des Feuers. Sieh in die Flamme!«
    Sahif konnte sich dem Feuer nicht entziehen, es brannte in seinen Augen, es brannte sich durch seine Augen in seinen Kopf, ein weißes Feuer, groß und hell wie die Mittagssonne, das sich tief in seine Gedanken einbrannte, alle Fragen auslöschte und alle Gefühle – bis auf den Schmerz.
    » Die Flamme der Reinigung – eigentlich ist sie nicht für diesen Zweck gedacht, aber ich denke, sie kann helfen.«
    Sahif öffnete den Mund, um zu schreien, er brachte jedoch keinen Ton heraus. Er schloss die Augen, aber es half nichts, das Feuer brannte sich in sein Hirn. Da war nur noch weiße, sengende Helligkeit, verzehrender Schmerz – und eine Stimme: » Tut es weh? Gut, das soll es auch. Für gewöhnlich verwende ich diese Flamme, um die Wahrheit aus jemandem herauszuholen, ohne dabei die hässlichen Spuren der Folter zu hinterlassen. Du kannst die Flamme und den Schmerz selbst löschen. Ruf deinen Mittler.«
    » Wen?«
    » Das Tier, denke einfach an das Tier.«
    Sahif ächzte. » Was für ein Tier?«
    » Jenes, das du jetzt siehst, Narr.«
    » Ich sehe nur …«, begann Sahif, aber das stimmte nicht. Die Sonne schien kleiner zu werden, und aus ihrer blendenden Helligkeit kroch eine Schlange auf ihn zu. Da war Wüstensand, sie kroch durch eine Wüste.
    » Eine Schlange«, keuchte er. Er kannte sie, hatte sie in seinen Träumen gesehen. Sie war aus den Mündern jener Toten gekrochen, die er auf dem Gewissen hatte.
    » Wie sieht sie aus?«
    » Schwarz und weiß.«
    » Ihr Name – erinnere dich an ihren Namen!«
    Sahif wollte schreien, dass er ihn nicht wusste, aber er wusste ihn doch! » Natter, Skelettnatter«, flüsterte er. Die Sonne schrumpfte, der Schmerz ließ nach.
    » Ah, ich wusste doch, dass du dich erinnerst, mein Junge. Sie ist sehr giftig, diese Schlange, erinnerst du dich? Sie ist dein Mittler zur Magie. Natter, das war dein Name, als ich dich hier noch unterrichtet habe.«
    Sahif begriff nicht viel von dem, was der Mann sagte. Er sah die Natter durch die Wüste kriechen, und hinter der Wüste ragten die Mauern einer Stadt in einen stahlblauen Himmel, über dem hell die ferne Sonne stand. Seine Heimat. Er sah die Fahnen über hohen Kuppeln, war in einem Palast, sah Marmorsäulen und lange, mit schwarzen und weißen Fliesen geschmückte Flure. Elagir, schoss es ihm in den Sinn, das war der Palast von Elagir. Er erinnerte sich! Jemand sprach mit ihm. Aber der Mann, der neben ihm in der Ebene saß, redete dazwischen.
    » Erinnerst du dich an den Nutzen, den man aus dieser gefährlichen Schlange ziehen kann?«
    » Sie ist giftig, tödlich.«
    » So ist es. Aber aus ihrem Gift gewinnt man auch heilende Salben und Tränke. Die Natter hat dir Wege gezeigt, auf magische Art zu heilen. Ungewöhnlich, aber nützlich für einen Schatten. Weißt du, was dich gerade umbringt?«
    » Gift. Es ist ein Gift.«
    » Und du verstandest dich sehr gut auf Gifte, Sahif von den Schatten. Du wusstest, wie man mit ihnen tötet, und du kennst die Zauber, mit denen man sie bekämpft«, sagte der Mann und stand wieder auf.
    Sahif krümmte sich vor Schmerz und spie den Inhalt seines Magens ins graue Gras.
    »
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher