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Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Titel: Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen
Autoren: Torsten Fink
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können. Ein paar Leute wollten ihn aufhalten, vor allem sein Mitgefangener, dieser Deserteur, der den Gesandten gestern auf dem Köhlerhof überfallen wollte. Leider waren auch viele Männer auf Hasfals Seite.«
    » Auf seiner Seite? Aber warum nur, Cawas?«
    » Habt Ihr sie nicht jubeln hören, als der Schuss gefallen war, Graf? Es sind Soldaten, der Krieg ist ihre Heimat. Und für die Heimat sind schon viele Männer gestorben.«
    Ured stand dabei und schwieg. Er lauschte auf sein Inneres – nichts. Er spürte weder Empörung über seine Tat noch Erleichterung oder Hoffnung, dass er nun endlich seine Arbeit erfüllt hatte. Da war nur Schweigen, in das das lächerliche Geschwätz des Obersten einsickerte. Krieg als Heimat? Wo hatte der Mann so einen Unsinn nur her? Aber in einem hatte Cawas Recht: Als Folge dieses Kanonenschusses würden noch viele Männer sterben.
    Der Schmerz wollte einfach nicht nachlassen. Er wütete in seinen Gedärmen, schien ihn von innen zerfressen zu wollen, und Sahif wünschte sich, dass es einfach aufhören möge. Aber es hörte nicht auf. Er öffnete die Augen. Die Frau, die eben mit ihm gesprochen hatte, war fort. Er blinzelte und betrachtete den blutroten Himmel. Er hätte gerne die Sonne noch einmal gesehen. Da war jemand, starrte ihn an. Er hob den Kopf.
    Ihr müsst uns führen, hauchte eine Stimme.
    » Ich sterbe«, erwiderte Sahif.
    Ihr dürft nicht sterben, Prinz.
    Sahif blinzelte wieder. Im ewigen Dämmerlicht dieser Ebene umstanden ihn einige Männer, die ihn ernst betrachteten. Es waren Krieger, Soldaten, aber schwach, nur verschwommen zu erkennen, helle, durchscheinende Gestalten. » Ihr seid nicht hier«, flüsterte er. Wenn nur der Schmerz aufhören würde.
    Ihr wisst, dass wir hier sind. Seit hundert Jahren sind wir hier, warten auf der Schwelle und können nicht hinüber auf die andere Seite.
    Sahif konnte nicht unterscheiden, welcher von diesen Männern sprach. Sie trugen Rüstungen, Schilde, Schwerter, Speere, er sah sogar geisterhaft flatternde Banner, und sie sprachen zu ihm.
    » Die Schwelle?«
    Auch Ihr habt die Schwelle erreicht, Prinz, doch noch ist Leben in Euch. Geht zurück, Ihr könnt es. Ihr müsst. Denn Ihr müsst den Bann durchbrechen.
    » Bann?«
    Wir treiben auf dieser Ebene zwischen den Reichen und können das eine nicht verlassen und das andere nicht betreten.
    » Aber wer seid Ihr?«, fragte Sahif, der sich nicht eingestehen wollte, dass die Toten zu ihm sprachen.
    » Ich bin wirklich enttäuscht, dass du mich nicht wiedererkennst, junger Schatten«, sagte eine andere Stimme. Wieder blinzelte Sahif, und dieses Mal sah er einen schmächtigen Mann mit grauen Locken, der ihn halb besorgt, halb amüsiert zu betrachten schien.
    » Was?«, fragte er, während sein Magen sich zusammenkrampfte.
    » Ich bin der, der dich retten wird, mein Junge.«
    » Retten?«
    » Das heißt, eigentlich nicht. Du wirst dich selbst retten.«
    » Ich sterbe.«
    » Vielleicht, aber das wäre eigentlich nicht in meinem Sinne, auch kaum in deinem und ganz sicher nicht im Sinne dieses blonden Mädchens, das deine Hilfe braucht.«
    » Ela? Wo ist sie?«
    Der Mann beantwortete die Frage nicht, beugte sich zu ihm herab und flößte ihm einen Trank ein. Er sagte: » Du hast es vergessen, nehme ich an, aber wie du eigentlich wissen solltest, wählt jeder junge Schatten während seiner Ausbildung ein Tier, einen Mittler, der es ihm ermöglicht, die Magie anzurufen. Vielleicht weißt du wenigstens noch, dass es uns Menschen nicht möglich ist, die Magie direkt zu beschwören, wir müssen Umwege gehen, verstehst du?«
    » Nein«, sagte Sahif, den das Geschwätz nicht interessierte. Er wollte wissen, wo Ela war.
    » Mächtige Magier können die Elemente anrufen, sie beziehen ihre Kraft aus Feuer, Wasser, Erde oder im Fall unserer Freunde, der Nekromanten, aus dem Tod. Und da sie auf diesem Weg auch die Elemente beherrschen, sind sie sehr mächtig. Es ist doch leicht einzusehen, dass die Herrschaft über das Feuer mehr Macht beinhaltet als die Verbindung mit einer … sagen wir, einer Maus.« Der Mann lachte leise über seinen eigenen Vergleich.
    » Maus?«
    » Nur ein Beispiel. Gleichwohl bringt die Verbindung zu einem Tier durchaus gewisse Vorteile. Ein Schatten würde sehr davon profitieren, leise und umsichtig wie eine Maus zu sein.«
    » Warum erzählt Ihr mir das?«, fragte Sahif und versuchte, den Schmerz in seinen Gedärmen auszublenden.
    » Ich will, dass du dich erinnerst, Sahif von
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