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Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Titel: Schattenlord 6 - Der gläserne Turm
Autoren: Claudia Kern
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zusammenbricht.«
    Laura zog den Dolch aus ihrer Jacke und betrachtete ihn. Am liebsten hätte sie ihn weggeworfen. »Wir hätten ihn nicht stehlen sollen«, sagte sie. »Das ist alles unsere Schuld.«
    Sie erwartete, dass Milt oder zumindest Finn ihr widersprechen würde, doch das taten sie nicht. »Ich weiß«, sagte Finn sogar, »aber getan ist getan. Wir können es nicht mehr ändern.«
    Milt ergriff ihre Hand, doch bevor er etwas sagen konnte, hallte ein schriller, ohrenbetäubender Warnton durch die Stadt.
    Das kommt nicht aus der Flöte, dachte Laura. Instinktiv sah sie nach oben.
    Ihre Augen weiteten sich. Nein, nicht auch noch das.

35
    Der goldene
    Schlag
     
    A ls der Schmerz verging und aus dem wahnsinnigen, sich in seinen Fesseln windenden Tier wieder ein Mensch namens Andreas wurde, schien graues Tageslicht in den grauen Raum. Fokke war verschwunden, ebenso wie der Kasten, in dem er die Peitsche aufbewahrte. Der Tisch stand noch dort, aber auf dem Stuhl saß nun Aswig. Der Junge hatte die Knie bis unter das Kinn gezogen und die Arme um sie gelegt. Seine Augen waren gerötet, so als hätte er geweint.
    »Ich habe nicht gewusst, was er mit dir machen würde«, sagte Aswig. »Es tut mir leid.«
    Andreas leckte sich mit der Zunge über die Lippen. Er fühlte sich, als müsste er Durst haben, aber eine Seele benötigte keine Nahrung mehr. Es war nur die Gewohnheit, die ihn beinahe dazu gebracht hätte, um Wasser zu bitten. Er drängte das Gefühl zur Seite.
    »Ich bin dir nicht böse«, sagte er. »Du konntest es nicht wissen.«
    »Ich war so wütend auf dich.« Aswig ignorierte, was Andreas gesagt hatte. Er schien sich seine Worte zurechtgelegt zu haben und musste sie sich von der Seele reden. »Ich habe hier keine Freunde. Die anderen Matrosen nehmen mich nicht für voll oder sind so dumm, dass ich nichts mit ihnen zu tun haben will. Wenn einer nett zu mir ist, dann nur, weil ich beim Käpt’n ein gutes Wort für ihn einlegen soll. Ich dachte, du wärst anders, aber dann hast du mich nach dem Fluchtweg gefragt, und da wurde ich so wütend, dass ich dem Käpt’n von dir erzählt habe.«
    »Ich kannte niemanden außer dir hier an Bord«, sagte Andreas, »also habe ich dich gefragt. Im Nachhinein war das nicht sehr klug. Kein Wunder, dass du dachtest, ich wolle dich ausnutzen. Vergessen wir es einfach, okay?«
    Der Junge nickte sichtlich erleichtert.
    Andreas drehte den Kopf, doch die Tür befand sich genau in seinem Rücken. Er konnte nicht erkennen, ob sie geschlossen war. »Wo ist Fokke?«
    »In seiner Kajüte. Da verbringt er immer den Tag.«
    »Und was macht er da drin den ganzen Tag?«
    Aswig öffnete den Mund, schloss ihn dann aber wieder.
    »Du musst es mir nicht sagen, wenn du nicht willst.«
    Der Junge schüttelte den Kopf und zeigte auf seine Zunge. Dann hob er die Schultern. Andreas begriff, was er damit erklären wollte. »Du stehst unter einem Schweigebann?«
    Aswig nickte.
    Verdammt, dachte Andreas. Probeweise zog er an seinen Fesseln, aber sie saßen so fest wie zuvor. Es waren magische Fesseln, die Fokke den Elfen für verdammt viele Münzen abgekauft hatte, wie er sagte. Leider schienen sie ihr Geld wert zu sein.
    Die einzige Hoffnung, die Andreas nun noch blieb, war der Junge, der ihn verraten hatte. Er räusperte sich. »Weißt du, was der Kapitän von mir wissen will?«
    »Nein, und ich glaube, ich sollte es auch nicht wissen.« Aswig nahm die Beine herunter und stand auf. Er schien gehen zu wollen.
    »Warte«, sagte Andreas nervös. »Keine Sorge, ich werde dir nichts sagen, was du nicht wissen darfst. Nur eines: Wenn Fokke es erfährt, werden Luca und Sandra in große Gefahr geraten.«
    Aswig hielt mitten im Schritt inne. »Du kennst Luca und Sandra?« Er klang ungläubig.
    »Sie haben viel von dir erzählt«, sagte Andreas.
    »Wir hätten Freunde werden können, wenn sie länger geblieben wären und sich nicht immer den Regeln widersetzt hätten.« Aswig drehte sich um. Auf einmal wirkte er viel jünger als zuvor. Der Schutzschild, mit dem er sich umgab, fiel. »Und ihnen würde was Schlimmes passieren, wenn ...« Er sah zur Kajütentür. »... du weißt schon.«
    Andreas nickte. »Etwas sehr Schlimmes.«
    Aswig senkte den Kopf. »Das tut mir sehr leid.« Er wandte sich ab und ging zur Tür.
    »Wo willst du denn hin?«, fragte Andreas. Er verstand die Reaktion des Jungen nicht.
    »Ich werde Patto, den Maat, fragen, zu welchem Gott er betet, wenn er sich um jemanden Sorgen macht. Und
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