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Schattenkinder - im Zentrum der Macht

Schattenkinder - im Zentrum der Macht

Titel: Schattenkinder - im Zentrum der Macht
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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Verstecks lebte, längstgelernt, wurden ihrem Abbild nie gerecht. Im wirklichen Leben war alles größer. Beängstigender.
    Irreparabler Schaden
. Die Worten bohrten sich in Treys Bewusstsein, als hätten sie in der Garage auf ihn gewartet. Er hatte sie bei einem Streit seiner Eltern aufgeschnappt, der sich kurz vor dem Tod seines Vaters ereignet hatte.
    »Der Junge hat irreparablen Schaden genommen«, hatte die Mutter den Vater angeschrien. »Er ist fürs Leben gehandikapt. Hat keine Chance, jemals ein normales Leben zu füh ren oder einen normalen Gedanken zu denken. Bist du nun zufrieden? Ist es das, was du wolltest?«
    An dieser Stelle schob Trey die Erinnerung beiseite und wünschte, er hätte diesen Streit nie mit angehört, wünschte, sein Kopf hätte ihn sich nicht so genau eingeprägt. Seine Füße bewegten sich automatisch über den Garagenboden, hin zu der offen stehenden Tür, die ins Innere des Hauses führte. In seinem Kopf schien nur noch ein einziger Gedanke Platz zu haben:
Versteck dich drinnen. Drinnen kann man sich immer am besten verstecken.
    Der Raum, den er betrat, war dunkel, was Trey recht war. Durch das offene Garagentor fiel gerade genug Licht herein, um den Blick auf einen langen Gang freizugeben, von dem viele Türen abgingen. Sie waren alle geschlossen, sonst hätte Trey wohl nicht den Mut gehabt, an ihnen vorbeizugehen. Vorsichtshalber ging er dennoch auf Zehenspitzen.
    Entweder waren Mr Talbot und seine Familie ungeheuer schlampig oder die uniformierten Männer hatten das Haus völlig verwüstet. Im Gang türmten sich Kleidung, Kissen und andere Gegenstände, die Trey ohne ausreichendes Licht nichterkennen konnte. Er versuchte darüber hinwegzusteigen, doch es war schwer, eine freie Stelle auf dem Teppich zu finden, auf die er den Fuß setzen konnte. Die Gegenstände, denen er am schlechtesten ausweichen konnte, waren rund, schwarz und aus Metall. In der Mitte hatten sie Löcher – vielleicht waren es irgendwelche Räder? Warum hatten die Talbots so viele von ihnen? Trey stieß mit der Zehe gegen eine der Scheiben und konnte nur mit Mühe einen Schrei unterdrücken. Doch er schaffte es ohne ein Wimmern.
    Stiller Schmerz ist schließlich mein Spezialgebiet
, dachte er bitter und fast amüsiert.
    Dann trat er versehentlich im falschen Winkel auf eine der Scheiben, so dass sie gegen eine andere stieß und ein dumpfes Klacken ertönte. Trey erstarrte. Bestimmt war das Geräusch zu leise gewesen, um jemanden aufmerksam zu machen. Bestimmt war niemand hier, der es hätte hören können. Bestimmt –
    Ein Lichtstrahl erschien in Deckenhöhe, als ginge irgendwo eine Tür auf. Doch wie konnte es so hoch oben eine Tür geben? Und dann erschien eine Gestalt im Flur und ein Lichtkegel senkte sich tiefer und tiefer und tiefer . . .
    Direkt auf Trey.
    Er ließ sich zu Boden fallen im Glauben, sich unter den Kleidern und Kissen vergraben zu können. Doch er erreichte damit nur, dass er gegen weitere Metallscheiben stieß, die ihm wehtaten und noch mehr Lärm verursachten.
    Das Licht fand ihn.
    Und am Ende des Ganges, hinter dem Licht, begann eine Frau zu schreien.

4.   Kapitel
    D ie Schreie brachen ebenso abrupt ab, wie sie angefangen hatten.
    »Schluss jetzt. Die Hysterische-Weiber-Nummer ist vorbei«, sagte eine Frauenstimme. »Ich bin ruhig und gelassen und habe alle Trümpfe in der Hand. Sie sollten wissen, dass diese Lampe gleichzeitig eine Pistole ist und dass ich eine gute Schützin bin. Also überlegen Sie es sich gut, ehe Sie irgendetwas unternehmen. Sind Sie einer von ihnen?«
    »Einer von wen?«, fragte Trey. »Von wem, meine ich?«
    »Wenn Sie schon so fragen, gehören Sie wohl eher nicht dazu«, überlegte die Frau laut. »Du liebe Zeit, dann sind die ersten Plünderer schon da.«
    Der Strahl der Taschenlampe blendete ihn und Trey fürch tete , dass eine Kugel diesem Weg folgen könnte.
    »Ich bin kein Plünderer«, sagte er nachdrücklich. »Ich bin – ich bin . . . ein Freund von Mr Talbot!«
    Da lachte die Frau.
    »Sicher. Wollen Sie mir wirklich einreden, George habe Freunde, denen seine Frau nie begegnet ist?«
    Frau. Dann war sie also Mrs Talbot?
    Trey entspannte sich ein wenig. Wenn diese Frau mit Mr Talbot verheiratet war, würde sie ihn nicht der Bevölkerungs polizei ausliefern. Aber wie konnte er sie dazu bringen, ihm zu vertrauen?
    Sie ließ den Lichtstrahl für einen Moment aus seinem Gesicht fortwandern und vergewisserte sich, wie Trey merkte, dass er keine Waffe in der
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