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Schattenkinder - im Zentrum der Macht

Schattenkinder - im Zentrum der Macht

Titel: Schattenkinder - im Zentrum der Macht
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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nur hohle Worte von sich gegeben, die keinerlei Bedeutung hatten.
    Doch auf einmal wusste er, was er zu tun hatte.
    »Ich bin der Bevölkerungspolizei beigetreten«, sagte er. »Also kann ich dorthin zurück. Ich kann Augen und Ohren offen halten und . . . sie sabotieren. Wie Mr Talbot es getan hat. Und ich kann Leute suchen, die mir helfen.«
    »Das heißt, du baust darauf, dass wir es geschafft haben, den Kommandanten von Nezeree hereinzulegen«, sagte Nedley. »Und dass man auf deinen Kopf keine Belohnung ausgesetzt hat wegen deiner Verbindung zu den Sabins.«
    »Ich kann unter anderem Namen neu beitreten. Inkognito. Niemand außer dem Kommandanten hat von mir als Travis Jackson Notiz genommen. Ich muss einfach zusehen, dass ich mich von ihm und Nezeree fern halte. Ich kann doch sicher eine neue Identität bekommen, oder?« Diese Frage war an Mr Hendricks gerichtet.
    Nach kurzem Zögern nickte dieser.
    »Es ist ein hartes Leben«, sagte Mr Talbot. »Und gefähr lich . Und es wird höchstwahrscheinlich schlecht ausgehen.«
    Er starrte ins Feuer und Trey wusste, dass er nicht einfachnur den Flammen zusah. Er dachte an all seine Freunde und vertrauten Kollegen, die nun tot waren. Auch ihn selbst hatte man fast zu Tode geprügelt.
    »Ich weiß«, sagte Trey. »Aber ich muss es versuchen. Will   –« Er schluckte. »Will irgendjemand mit mir kommen?«
    Die Frage hing in der Luft wie Rauch und einen Moment lang fürchtete Trey, dass ihm niemand antworten würde. Er wollte nicht allein gehen, aber er würde es tun, wenn es sein musste.
    Dann wagte sich Nedley vor.
    »Ich bin dabei«, sagte er. »Herumsitzen und Warten ist nicht meine Sache; ich bin bereit für ein neues Abenteuer. Und wenn ich dabei umkommen sollte, dann ist es eben so.«
    Auch Lee nickte.
    »Ich hatte im Gefängnis furchtbare Angst«, sagte er. »Manche Dingen sind . . . schlimmer als der Tod. Aber ich habe mich schon einmal zurückgehalten und einen Freund den mutigen Part übernehmen lassen. Dieses Mal gehe ich mit Trey.«
    »Ich auch«, sagte Nina.
    »Und ich«, sagte der Chauffeur.
    Alle blickten zu Joel und John, die stumm den Kopf schüt telten .
    »Ihr könnt warten und vielleicht später mitmachen«, sagte Trey freundlich. Wer war er, um irgendjemandem Feigheit vorzuwerfen?
    »Moment mal«, sagte Mark. »Und was ist mit mir?«
    Ihn hatte Trey fast vergessen.
    »Das hier ist nicht dein Anliegen«, sagte Trey. »Und dumusst es nicht dazu machen. Du kannst ohne Bedenken nach Hause   –«
    »Nein.« Mark schüttelte vehement den Kopf. »Du hast gesagt, die dritten Kinder wüssten, wer sie wirklich sind – glaubst du denn, ihre Familien wüssten das nicht? Glaubst du, eine Familie würde sich nicht jeden einzelnen Tag, den ihr Kind fort ist, sorgen, grämen und ängstigen? Das ganze Leben lang? Mein Bruder ist schon zweimal ohne mich fortgegangen. Das reicht. Ich bringe den Wagen zurück nach Hause, kuriere mein Bein und die Verbrennungen aus und dann – bin ich zur Stelle, wo immer ihr mich braucht.«
    Trey sah zu den Erwachsenen hinüber.
    »Wir werden für euch tun, was möglich ist«, sagte Mr Hendricks. »Im Hintergrund. Das ist alles . . . was wir tun können.«
    Er hatte Tränen in den Augen, aber Trey war nicht klar, ob es Tränen des Bedauerns oder der Angst waren. Oder des Leids. Vielleicht trauerte er bereits jetzt um Trey und seine Freunde.
    Mrs Talbot übergab Trey die restlichen Papiere.
    »Du hast jetzt die Verantwortung für einhundert Menschenleben«, sagte sie.
    »Ich weiß«, erwiderte Trey.
    Er spürte die Bürde dieser Verantwortung. Schon die Verantwortung, Mr Talbot, Lee und die anderen zu retten, war eine schwere Last gewesen. Er hatte an vielen Stellen gepatzt: Auf Mr Talbots Veranda hatte er sich erwischen lassen, er hatte mit den Gewichten im Keller der Talbots herumgerasselt und den Proviantsack im Wald zurückgelassen, er wardurch den Luftschacht gebrochen und hatte den Wagen genau in dem Augenblick abgewürgt, als der Mob auf sie losging. Aber am Ende war alles gut gegangen. Irgendwie und gegen jede Vernunft hatte er das Gefühl, auch mit dieser Verantwortung fertig werden zu können.
    Mit ein wenig Unterstützung.

35.   Kapitel
    T rey stand am Ende einer langen Schlange von Männern und Jungen. In seinem Hemd raschelten Papiere – gefähr liche Papiere, die vielen Menschen den Tod bringen konnten. Und er wartete darauf, das Hauptquartier der Bevölkerungs polizei zu betreten; für dritte Kinder der
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