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Schattenkinder - im Zentrum der Macht

Schattenkinder - im Zentrum der Macht

Titel: Schattenkinder - im Zentrum der Macht
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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rotem wehendem Haar. Mrs Talbot.
    Sie sah zum Fahrerhaus des Pick-ups, als erwarte sie Mr Talbot auf dem Fahrersitz vorzufinden, in führender Position. Auf die Ladefläche sah sie erst, nachdem sie allen anderen ins Gesicht gesehen hatte – Trey sogar zweimal.
    »Du!«, sagte sie. »Du hast gesagt, du willst mir helfen. Und ich – ich habe dir nicht geglaubt . . .«
    Sie weinte, noch bevor sie die Arme ausstreckte und Mr Talbots geschundenes Gesicht in die Hände nahm. Er stöhnte leise im Schlaf.
    »Ich brauche Hilfe, um ihn ins Haus zu tragen«, befahl sie. »Er braucht Flüssigkeit und ich muss feststellen, ob er innere Verletzungen hat.«
    Verblüfft über diese Verwandlung starrte Trey sie an.
    »Theodora ist nicht nur eine gewaltige Nervensäge«, kicherte Mr Hendricks, »sondern auch eine überaus fähige Ärztin.«
    »Sie sollten sich auch das Bein meines Bruders ansehen«, sagte Lee.
    »Und seine Verbrennungen«, fügte Trey hinzu.
    »Mir geht’s gut«, brummte Mark.
    Am Ende packten Trey, Nedley und Mrs Talbot zusammen an, um Mr Talbot ins Haus zu schaffen. Alle anderen hinkten und schleppten sich allein hinterher. Mr Hendricks machte sich in der Küche zu schaffen und brachte allen Gemüsesuppe und Toast.
    »Sind Sie sicher, dass Ihnen niemand gefolgt ist? Dass die Spur nicht bis hierher zurückverfolgt werden kann?«, erkundigte er sich leise bei Nedley.
    »Ich denke nicht«, murmelte Nedley. »Aber wer kann sich im Moment schon wirklich sicher sein?«
    Trey war nicht so hungrig wie die anderen. Stattdessen schlief er ein, kaum dass er sich auf eines von Mr Hendricks’ Sofas gefläzt hatte, und schreckte hoch, als die Alpträume einsetzten.
    »Wann hast du das letzte Mal geschlafen, junger Mann?«, erkundigte sich Mrs Talbot.
    »Geschlafen?«, wiederholte Trey, als habe er dieses Wort noch nie gehört. »Ähm, vorgestern Nacht, glaube ich.« Er hatte auf der Farm von Marks Eltern unter dem Pritschenwagen versteckt geschlafen. Doch das schien Ewigkeiten her zu sein.
    »Dann geh ins Schlafzimmer und leg dich hin«, wies Mrs Talbot ihn an.
    »Aber   –« Trey war sich nicht sicher, ob er überhaupt jemals wieder schlafen wollte.
    »Das ist eine ärztliche Anordnung«, sagte Mrs Talbot. »Du bist jetzt in Sicherheit. Und wenn du dich nicht bald richtig ausschläfst, fängst du an Gespenster zu sehen. Und zieh diese schreckliche Uniform aus – sie macht mir Angst!«
    Ihren Anweisungen zu folgen, war leichter als sich ihnen zu widersetzen, also legte sich Trey auf das Bett. Doch jedes Mal, wenn er die Augen schloss, tauchte ein anderes Schreckensbild vor ihm auf: Der Kommandant von Nezeree ragte vor ihm auf und brüllte: »Gib mir das Fax!« Die aufgebrachteMenschenmenge umzingelte ihn und schrie: »Essen! Essen! Gib uns zu essen!« Der Bevölkerungspolizist im Hauptquartier forderte: »Gib mir deinen Ausweis.«
    Ich habe keinen Ausweis mehr
, dachte Trey.
Der Kommandant weiß inzwischen bestimmt, dass ich ein Feind bin. Wie lange wird es dauern, bis sie uns schnappen?
    Es klopfte an die Tür und Mrs Talbot trat mit einer weißen Tablette in der einen Hand und einem Glas Wasser in der anderen ins Zimmer.
    »Eine Schlaftablette«, erklärte sie. »Du wirst sie wahrscheinlich brauchen.«
    »Geht es Mr Talbot gut?«, erkundigte sich Trey.
    »Ich hoffe es«, sagte sie. »Dank dir. Ich . . . ich bin wirklich sprachlos. Ich hätte nicht gedacht, dass ihn noch jemand retten kann.«
    Trey schluckte die Tablette.
    »Ich auch nicht«, gestand er.
    Und dann fiel er in den tiefsten Schlaf seines Lebens, ohne einen einzigen Traum.
    Als er erwachte, war es draußen dunkel und im Haus herrschte Stille. Trey war am Verhungern. Am Fußende des Bettes entdeckte er ein frisches Hemd und eine Hose und er zog sich an. Dann ging er leise aus dem Zimmer in den Flur hinunter.
    Seine Freunde saßen im Wohnzimmer vor dem Kamin.
    »Ich habe ihm gesagt, dass er ohne mich weitermachen soll, aber Trey hat sich geweigert«, erzählte Mark gerade. »Und im nächsten Augenblick springt er mitten unter die Leute und schreit: ›Hier! Hier! Das Essen ist unter den Wagengerollt!‹ Er hat die Leute dazu gebracht, den Pick-up wieder auf die Räder zu stellen, und dann, als hätte er Nerven aus Drahtseilen, hat er sie vom Wagen weggelockt, mich aufgehoben, genau wie Superman, und   –«
    »Das hört sich alles so einfach an«, widersprach Trey. »Du sagst kein Wort darüber, welche Angst ich ausgestanden habe.«
    Mark drehte sich zu ihm
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