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Schattenkinder - im Zentrum der Macht

Schattenkinder - im Zentrum der Macht

Titel: Schattenkinder - im Zentrum der Macht
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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Pritschenwagens.
    Mark saß mit schmerzverzerrtem Gesicht hinter dem Steuer. Sein gebrochenes Bein steckte vom Knie abwärts in einem Gipsverband und mit der Unterseite seines Gipsfußes drückte er aufs Gaspedal.
    »Was machst du da?«, schrie Trey. »Hast du die Wagen dort hinten nicht gesehen? Sie werden uns in null Komma nichts einholen!«
    »Nein, werden sie nicht«, sagte Mark und sah vorsichtshalber über die Schulter. »Wir haben ihnen die Reifen aufgeschlitzt.«
    »Wirklich?«, staunte Trey.
    Mark wich einem Wachtposten aus, der mit einem Gewehr in der Hand auf sie zugerannt kam.
    »Tu so, als würdest du mich schlagen«, sagte Mark. »Und dann tauch ab und drück so fest wie möglich aufs Gaspedal. Mein Bein tut höllisch weh.«
    Trey täuschte einen kräftigen Schwinger vor, rutschte nach unten und griff über Marks Gipsbein hinweg nach dem Gaspedal.
    »Schneller oder langsamer?«, rief er zu Mark hinauf.
    »Schneller. Immer schneller«, murmelte Mark.
    Trey drückte fester und spannte seine Armmuskeln aufs Äußerste an. Es war schrecklich, nicht zu wissen, auf was sie in diesem Tempo zusteuerten. Die hohen Zäune und die überall angebrachten Stacheldrahtrollen fielen ihm wieder ein.
    »Das Tor!«, schrie er Mark zu. »Der Wachtposten! Wie sollen wir daran vorbeikommen?«
    »Das Tor steht noch offen für den Wagen aus Slahood«, murmelte Mark. »Und der Wachtposten   –«
    Trey hörte seitlich neben dem Wagen ein pfeifendes Geräusch.
    »Tja, der hat vorbeigeschossen«, stellte Mark trocken fest. »War kein guter Schütze.«
    Trey drückte das Gaspedal noch fester durch. Mark fuhr inzwischen Schlenker und drehte das Lenkrad über Treys Kopf in großen Schwüngen hin und her. Trey hörte immer noch Schüsse.
    »Ich dachte, wir wären am Tor vorbei«, rief er. »Wer schießt denn da auf uns?«
    »Hast du den Wagen aus Slahood vergessen?«, fragte Mark und fuhr einen noch größeren Schlenker.
    Wieder hörte Trey Schüsse. Noch näher als zuvor. Aber da begann Mark zu lachen.
    »Was passiert da?«, schrie Trey. Er hasste es, nicht Bescheid zu wissen und nichts sehen zu können.
Wenn ich aus dieser Sache lebend herauskomme
, schwor er sich,
will ich mich nie mehr verstecken.
    »Genial!«, rief Mark begeistert aus. »Dieser Nedley – was für ein Teufelskerl!«
    »WAS IST LOS?«, schrie Trey. »WAS HAT NEDLEY GETAN?«
    »Er hat am anderen Wagen sämtliche Reifen platt geschossen«, berichtete Mark. »Sie sind einfach stehen geblieben. Jetzt haben sie uns verloren. O Mann – wir sind so gut wie daheim!«

32.   Kapitel
    D as waren sie natürlich nicht. Sie waren von jeglichem Zuhause noch meilenweit entfernt. Zudem waren sie Flüchtlinge, die jederzeit ohne Vorwarnung erschossen werden konnten. Und Trey hatte immer noch keine Ahnung, warum Nedley ihnen half, wer der mysteriöse Gefangene war oder warum der Chauffeur hinten bei ihnen auf dem Pick-up gelandet war.
    Trotzdem fühlten sie sich nach einer Viertelstunde sicher genug, um am Straßenrand stehen zu bleiben und Trey auch die restlichen Fahraufgaben übernehmen zu überlassen. (Er war so froh darüber, endlich wieder etwas zu sehen, dass ihn das helle Sonnenlicht nicht im Mindesten störte.) Eine weitere Viertelstunde später lenkte Trey den Pick-up in ein kleines Wäldchen, in dem sie von der Straße aus nicht mehr zu sehen waren. Er und Nedley gingen noch einmal zurück, strichen den Kies glatt und verwischten sämtliche Spuren.
    »Warum?«, fragte Trey. »Warum haben Sie Mark und mir geholfen?«
    »
Liber «
, murmelte Nedley.
    »Ach so«, sagte Trey gedehnt. »Dann hat der
liber
-Verein also doch mehr als nur zwei Mitglieder.«
    »Es gab Dutzende von uns«, erwiderte Nedley.
    »Das ist toll. Ich meine   –« Trey versuchte seine Worte zu begreifen.
    »Die meisten von uns sind inzwischen tot«, fuhr Nedley fort. »Aber zumindest haben du, ich und Mark unseren Anführer gerettet.«
    »Wen?«, fragte Trey.
    »Den zusätzlichen Gefangenen hinten auf dem Wagen«, sagte Nedley. »Weißt du denn nicht, wer das ist?«
    Trey schüttelte den Kopf. Es war alles so schnell gegangen, dass ihnen keine Zeit für eine Vorstellungsrunde geblieben war.
    »Wer immer es auch ist, sind Sie sicher, dass er noch lebt?«, fragte Trey.
    »Sehen wir nach«, schlug Nedley düster vor.
    Sie stapften zum hinteren Teil des Pritschenwagens. Lee und die anderen begannen sich gerade aufzusetzen und vorsichtig über den Rand der Ladefläche zu spähen.
    »Trey?«, entfuhr es
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