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SchattenHaut

SchattenHaut

Titel: SchattenHaut
Autoren: Nané Lénard
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schlidderte, war er froh, dass ihn nahezu nichts und niemand mehr dazu bringen konnte, den Berg wieder zu verlassen – es sei denn, ein neues Verbrechen geschah. Und das wollte er nicht hoffen. Es war Weihnachten. Daran würden sich hoffentlich auch diejenigen halten, die gelegentlich mit der Polizei in Konflikt kamen. Andererseits war natürlich Weihnachten meist ein passender Zeitpunkt für Beziehungsdramen. Egal, er konnte es sich sowieso nicht aussuchen. Einfach abwarten.
    Wenn es so weiterschneite wie jetzt, war es auch fraglich, ob Mica es überhaupt schaffen konnte, den Weg von Obernkirchen nach Todenmann zu fahren. Vielleicht kam er um den peinlichen Moment herum, den beiden Frauen zu erzählen, dass es kein gemütliches Weihnachtsessen in trauter Zweisamkeit geben würde, eher eine Ménage à trois. Hetzer schmunzelte bei dem Gedanken, der ihm jetzt durch den Kopf schoss. Am Ende würden sich die beiden sogar noch gut verstehen. Obwohl, so recht glaubte er das nicht. Sie waren einfach zu unterschiedlich in ihrer ganzen Art. Es wäre vielleicht ganz gut, wenn er Moni schon einmal einweihte. Ob sie wohl verletzt reagieren würde? Dafür gab es eigentlich keinen Grund, dachte er bei sich. Soweit er sich erinnern konnte, hatte er keiner der beiden Damen irgendwelche Hoffnungen gemacht.
    Mit Schwung glitt er um die Ecke seiner Einfahrt. Geschafft. Wenn das Schneien nicht aufhörte, würde er morgen auf jeden Fall Schneeketten brauchen, falls er zu einem Einsatz gerufen wurde. Bis er die Kisten in seinen Hauswirtschaftsraum getragen hatte, sah er selbst aus wie ein Schneemann. Er schüttelte sich, klopfte sich ab und öffnete die Garagentüren. Schnell hinein mit dem Wagen. Während er die Garage abschloss, hoffte er, dass die Tür in den nächsten Tagen zubleiben würde. Er hatte ein paar freie Tage nötig. So, jetzt noch schnell Gaga holen, dann konnte er es sich richtig schön gemütlich machen und im Kopf schon mal das Essen für morgen planen.
    „Na, endlich frei, Wolf?“, fragte Moni mit fröhlichem Lächeln.
    „Ja, zum Glück! Übrigens hat sich noch eine Kollegin für morgen eingeladen. Sie ist wohl sonst alleine. Das macht dir doch nichts aus, oder?“
    Das Lächeln aus Monis Gesicht verschwand. Sie wirkte nachdenklich.
    „Du, es macht mir auch nichts aus, zu Hause zu bleiben, wenn ihr zu zweit sein wollt. Wirklich. Nimm da keine Rücksicht auf mich.“
    „Bist du verrückt?“ Jetzt musste Hetzer aber doch lachen. „Du willst mich allein mit Mica lassen? Mit einer Pathologin? Das kommt überhaupt nicht infrage. Wie gesagt, sie hat sich selbst eingeladen. Ich wäre nicht im Traum auf die Idee gekommen.“
    „Verstehe“, Monis Gesichtszüge entspannten sich, „dann brauchst du also auf jeden Fall meine Hilfe?“
    „Und wie!“
    „Sie bringt aber doch nichts zu Essen mit, oder?“
    „Um Himmels willen. Mir würde jeder Bissen im Hals stecken bleiben.“
    „Also, dann bis morgen, so um sechs, ja? Den Nachtisch bringe ich dann mit.“
    „Oh ja, vielen Dank. Bis morgen dann.“
    Hetzer leinte Gaga nicht an. Hier kam jetzt sowieso niemand vorbei. Die Hündin machte Luftsprünge, hüpfte im Schnee hin und her und versuchte, die Flocken zu fangen.
    Es war Winter geworden unter der Frankenburg. Wenn man nirgendwo hinmusste, war das eine feine Sache. Wolf schloss die Hauswirtschaftsraumtür auf und ließ die Hündin ins Haus laufen. Er selbst räumte eben noch die Einkäufe weg.
    Jetzt noch schnell einen Korb Holz ins Wohnzimmer getragen, dann konnten die Feiertage kommen. Wenn Hetzer es richtig anstellte, schaffte er es, den Ofen tagelang nicht ausgehen zu lassen. Kurz vor dem Zubettgehen schichtete er daher Braunkohlebriketts auf die Glut und konnte sie am nächsten Morgen wieder entfachen.
    Das war auch am 24. Dezember sein erster Weg am frühen Morgen, nachdem er Gaga in den Garten gelassen hatte.
    Im Dunkeln kam es ihm so vor, als ob es tatsächlich noch mehr geschneit hatte. Er schob den Rüttelrost auf, entfernte die alte Asche und legte Holz auf den Glutrest. Kurze Zeit später flackerten die Flammen hinter der Scheibe. Er ließ den Hund wieder ins Haus und kochte sich Kaffee. Croissant oder Brötchen? Die Entscheidung fiel ihm schwer. Wenn er sich ein Ei kochte, war das Brötchen besser. Aber wollte er ein Ei?
    Als er endlich am Tisch saß, überlegte er, wann er welche Speise zubereiten wollte, damit nachher alles wie am Schnürchen klappte. Gestern war er nicht mehr dazu gekommen zu
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