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SchattenHaut

SchattenHaut

Titel: SchattenHaut
Autoren: Nané Lénard
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weiter ausholen. Hatte ich doch auch versprochen, falls du dich erinnern kannst.“
    „Kann ich.“ Er griff nach der Flasche und schenkte nach.
    „Dann arbeitet ihr eng zusammen bei euren Kriminalfällen?“
    „In gewisser Weise“, erklärte Wolf, „ohne die Rechtsmedizin läuft heute gar nichts. Manchmal klären wir sogar mit Micas Hilfe Fälle auf, die viele Jahre zurückliegen. Sie ist ein echtes Ass auf ihrem Gebiet.“
    „Jetzt lob mich mal nicht so. Sagen wir, es ist ein Zusammenspiel aus Denken, Wissen, Kombinationsgabe und Intuition.“
    „Wie viel, meint ihr, spielt euer Bauchgefühl eine Rolle?“, fragte Moni interessiert.
    „Schwer zu sagen.“ Mica zuckte mit den Schultern.
    „Bei Wolf ziemlich viel, würde ich meinen. Er träumt sogar manches vorher oder parallel zu den Ereignissen.“
    „Vielleicht hört er auch Stimmen und spricht mit Geistern? Komm, Wolf, gib’s zu. So erklärt sich deine hohe Aufklärungsquote.“
    Alle drei lachten.
    Hetzer war erleichtert. Zwar hatte er unterschwellig das Gefühl, dass die Freundlichkeit der beiden Damen untereinander mehr Fassade war, aber so war es immerhin einfacher. Moni war eine gute Freundin. Über Micas Absichten war er sich seit kurzem nicht mehr so recht im Klaren.
    „Also, der Lachs war wirklich lecker! Peter hat nicht zu viel versprochen.“
    „Stimmt“, Moni bestätigte das Lob, „aber auch diese Knödel sind himmlisch gewesen.“
    Hetzer legte die Serviette auf den Tisch und stand auf.
    „Das freut mich. Es sollte auch ein ganz besonderer Abend werden. Ich hole dann mal das Dessert. Das hat Moni für uns gemacht.“
    In diesem Augenblick klingelte das Telefon. Das musste Seppi sein. Am besten ging er in die Küche und von dort in den Hauswirtschaftsraum. Da war er ungestört. Mica musste ja nicht mitkriegen, was Seppi über ihren Bruder herausgefunden hatte.
    „Entschuldigt mich bitte einen Moment. Bestimmt irgendwelche Verwandtschaft.“
    „Schon gut, geh nur. Wir kommen schon klar!“, rief ihm Mica hinterher.
    Hetzer nutzte die Gelegenheit und schlüpfte durch die Küchentür in den Hauswirtschaftsraum.
    „Hetzer.“
    „Hallo Wolf, Seppi hier, wie versprochen.“ Er klang irgendwie seltsam. So niedergeschlagen.
    „Na, hast du etwas herausgefunden? Gibt es eine andere Mutter?“
    „Nein!“
    „Wie, nein?“
    „Die Mütter sind identisch.“
    „Wie kann das sein? Ein älterer Bruder, von dem Mica nichts weiß?“
    „Nein, das nicht.“
    „Mensch, jetzt lass dir doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen. Du bist doch sonst nicht so auf den Mund gefallen.“
    „In diesem Fall schon. Ich muss die Info selbst erst noch verarbeiten. Ist Mica in der Nähe?“
    „Nein, sie sitzt mit Moni am Esstisch. Wir hatten gerade leckeren Lachs.“
    „Das ist gut so. Also, pass auf. Was ich dir jetzt sage, ist so unglaublich, dass wir nicht darauf kommen konnten. Die DNA von Mica stimmt mit der des Täters überein.“
    „Also ein Zwilling von Mica?“
    „Hetzer, du verstehst mich nicht. Selbst bei eineiigen Zwillingen kann es Unterschiede in der DNA geben. Aber hier haben wir männliche DNA. Identisch mit der von Mica. Micas DNA ist männlich.“
    Hetzer lachte. „Seppi, du bist vielleicht bescheuert. Das kann nicht sein.“
    „Das kann sehr wohl sein und es gibt auch keinen Zweifel, weil wir unterschiedliche Proben von den Gegenständen genommen haben, die nur Mica benutzt hat. Irrtum ausgeschlossen.“
    „Mensch, wir kennen doch Mica. Sie ist kein Mann. Sie sieht auch nicht wie einer aus.“
    „Das stimmt schon, Wolf, aber es gibt mehr Geschlechter als die beiden, die du kennst.“
    „Sprichst du von Transsexuellen oder Transgendern?“
    „Nein, ich spreche von Intersexuellen, dem dritten Geschlecht. Wir hatten doch neulich von den Hermaphroditen gesprochen. Ich habe mich anschließend weiter informiert. Das Thema ist spannend. Ich vermute, dass unsere Mica zu den XY-Frauen gehört.“
    „Willst du mir damit sagen, dass Mica unser Täter ist? Dass sie diese ganzen Menschen verstümmelt und umgebracht hat? Dass sie ihren Vater gefangen hält? Weißt du, in welcher Situation ich mich gerade befinde? Sie sitzt bei mir am Weihnachtstisch, als Freund. Ich kann das nicht glauben.“
    „Ist schon klar, ich verstehe dich. Aber ich irre mich nicht. Ich hätte auch schon eher angerufen, aber ich konnte es selbst nicht glauben. Da habe ich Nadja gebeten, sich durch den Schnee nach Stadthagen zu quälen. Ich wollte ganz sicher sein.
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