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SchattenHaut

SchattenHaut

Titel: SchattenHaut
Autoren: Nané Lénard
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Telefongespräch gelauscht haben. Dann wusste sie also Bescheid und war abgehauen.
    Moni schien seine Unruhe zu spüren, sagte aber kein Wort, als Hetzer sich seine Winterjacke anzog und den Schal umband. Entschlossen ging sie ins Wohnzimmer und kam mit einem Päckchen zurück. Das Papier hatte sie schon aufgerissen.
    „Hier, setz die auf und nimm den Hund mit. Pass auf dich auf!“
    „Die Kollegen werden gleich da sein. Sag ihnen, sie sollen meinen Fußspuren folgen.“
    „Es schneit aber immer noch. Hoffentlich finden sie dich.“
    „Hoffentlich finde ich Mica!“
    Mit diesen Worten war er aus der Tür. Sie hörte, dass er sich Sorgen um Mica machte. Gerne hätte sie gefragt, was geschehen war, aber sie hatte gefühlt, dass dafür keine Zeit war.
    Wolf Hetzer folgte den Spuren, die in Richtung der Gaststätte „Waldkater“ führten. Was hatte sie nur vor? Wohin sollte sie fliehen bei diesem Wetter? Ihr musste doch klar sein, dass das aussichtslos war. Selbst wenn sie sich dort ein Taxi bestellte, würde es ewig dauern, bis es da war.
    Der „Waldkater“ lag ruhig und verschneit in den ersten Bäumen am Hang. Hier stand Hetzer und wusste nicht weiter. Gedämpftes Licht, das aus den Fenstern drang, beleuchtete viele Fußspuren. Wohin war sie gegangen? Seine Nachfrage im Restaurant führte ihn nicht weiter. Hier war keine einzelne Frau mit Rucksack gewesen. Sie würde doch bei diesem Wetter nicht weiter in den Wald gegangen sein? Oder doch? Und wenn ja, wohin?
    Da fiel ihm sein Traum wieder ein. Was, wenn sie unterwegs war zum Klippenturm? Er mochte am liebsten gar nicht darüber nachdenken und schaltete seine Taschenlampe wieder an.
    Mühsam kletterte er im Schnee bergauf. Oberhalb des „Waldkaters“ begann der steile Weg zum Luhdener Klippenturm. Und hier war auch eine ziemlich frische Spur im Schnee. Man konnte sie trotz des heftigen Schneefalls noch gut erkennen.
    Er hatte recht gehabt, seine Intuition hatte ihn richtig geleitet.
    Gaga sprang durch den Schnee. Für sie war es einfach ein Spaziergang, aber Hetzer hatte Angst. Angst um Mica. Er fragte sich, warum? Wenn das alles stimmte, was Seppi und Nadja gesagt hatten, dann war sie ein Monster und Opfer zugleich. Er hatte keine Ahnung, wie sie jetzt reagieren würde. Sie musste wissen, dass er hinter ihr her war, wenn sie das Gespräch durch die Tür belauscht hatte.
    So versunken in seinen Gedanken, hatte er nicht darauf geachtet, dass die Spur auf einmal nicht mehr da und sein Hund zurückgeblieben war.
    Der Schlag, der ihn traf, hätte ihn schwerer verletzt, wenn er nicht die Fellmütze aufgehabt hatte, die Moni ihm gerade geschenkt hatte. So verlor er nur kurz das Bewusstsein, während eine Beule auf seinem Kopf wuchs. Gagas Bellen riss ihn ins Dasein zurück. Er rieb sich den Schädel und stand auf. Von jetzt an musste er vorsichtiger sein.
    Das letzte, steile Stück zum Klippenturm nahm er Gaga an die Leine und ließ sie „Fuß” gehen. Noch waren die Fußspuren vor ihm. Frisch. Mica konnte noch nicht lange hier vorbeigekommen sein. Zum Glück hatte es aufgehört zu schneien. Der Himmel riss auf und der nicht mehr ganz volle Mond senkte sein geisterhaftes Licht auf den Turm. Vor Wolf lagen die Holzbänke, auf denen es sich im Sommer gemütlich sitzen und ins Tal schauen ließ. Weiter hinten, unter der Überdachung, sah es so aus, als säße dort jemand. Er hob die Taschenlampe und leuchtete.
    „Mica, bist du da?“
    „Geh weg, Wolf! Du wirst mich nicht kriegen. Ich bin dir immer einen Schritt voraus.“ Sie lachte. „Wie seid ihr auf mich gekommen?“
    „Wenn du deinen Vater nicht entführt hättest, säßen wir jetzt gemütlich bei unserer Käseplatte und dem Châteauneuf.“
    „Ah so?“
    „Ja, Nadja hat mehr oder weniger zufällig eine Übereinstimmung der DNA deines Vaters mit der DNA der Tatorte gefunden. Wir tippten, dass du einen Bruder haben müsstest, weil es männliche DNA war.“
    Mica lachte erneut, aber ihr Lachen klang bitter.
    „Interessant, aber wieso habt ihr meine DNA untersucht?“
    „Wir wollten wissen, ob der Täter dein Halbbruder ist oder ob er eine andere Mutter hat. Aber wir wollten deine Mutter nicht damit belasten. Es hätte sonst jemand zu ihr ins Heim fahren müssen, um ihre DNA zu besorgen. Da hatte ich die Idee, die Täter-DNA mit deiner zu vergleichen. Wenn sie sich unterschieden hätten in der Hälfte der DNA, hätten wir Bescheid gewusst, dass es zwei unterschiedliche Mütter gibt.“
    „So habt ihr
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