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SchattenHaut

SchattenHaut

Titel: SchattenHaut
Autoren: Nané Lénard
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planen. Die Müdigkeit hatte ihn irgendwann vor dem Ofen gepackt, als er über eine Soße nachdachte.
    Dort lag er dann auch um Mitternacht noch. Er war gerade noch rechtzeitig aufgewacht, um Kohlen ins Feuer zu legen. Dem Nacken hatte das nicht gutgetan. Den spürte er heute noch.
    Er beschloss, alles ganz in Ruhe angehen zu lassen. Es war Zeit genug bis zum Abend.
    Nach einer ausgedehnten Dusche zog er sich warm an und ging mit Gaga in den Wald. Sie hatte zwar auch Auslauf auf dem Grundstück, aber ein Spaziergang war noch etwas anderes für den Hund.
    Es machte Freude, ihr zuzusehen. Sie kontrollierte die Strecke und entfernte sich nicht weit von ihm.
    Nach einer Stunde war er froh, dass er wieder ins Warme durfte. Das Gesicht war kalt, die Schuhe nass. Ja, er wusste, dass er sich Stiefel kaufen musste. Das war seine eigene Schuld!
    Gegen elf Uhr klingelte das Telefon. Er sah aufs Display. Obernkirchener Vorwahl. Ein Glück, dachte er. Das muss Mica sein. Sie sagt bestimmt ab. Ohne Schneeketten kam man auf keinen Fall mehr zu seinem Haus.
    „Hallo Wolf, hast du gesehen, wie das geschneit hat? Wie sieht es denn bei dir auf dem Berg aus?“
    „Katastrophe, sag ich dir.“ Hetzer frohlockte innerlich. Vor seinem geistigen Auge sah er, wie sich seine Sorgen im Wirbel der Kristalle auflösten. „Ohne Schneeketten läuft da gar nichts. Und es hat schon wieder angefangen zu schneien.“
    „Kein Problem, Schneeketten habe ich im Winter immer dabei, falls ich zu einem Tatort gerufen werde. Ich wollte nur sagen, dass du dir keine Sorgen machen musst. Ich komme, egal, wie das Wetter wird. Genau auf die Minute wird es vielleicht nicht klappen. Aber ich fahre früh genug los. Ach, eins noch. Sag mal, ist irgendetwas mit Seppi los? Der kam mir gestern so komisch vor. Ging mir immer aus dem Weg und sprach kaum mit mir.“
    „Ich glaube, dem liegen die Feiertage schwer im Magen. Er muss mit Frau und Schwiegermutter in die Kirche.“
    „Ach so, ja das kann ich verstehen. Ein echtes Problem, aber eins, das sich auf viele Arten lösen ließe. Er sitzt doch an der Quelle.“
    „Wir wollen nicht weiter darüber nachdenken, wie du das jetzt gemeint hast. So, nun muss ich langsam in die Küche, wenn das heute Abend etwas werden soll.“
    „Jetzt schon?“
    „Na ja, gleich, Gutes braucht seine Zeit.“
    „Das klingt vielversprechend. Ich freue mich schon, endlich mal deinen Bau kennenzulernen. Bis nachher dann.“
    Mist, dachte Hetzer bei sich und hatte sofort ein schlechtes Gewissen.
    Dabei steckte er doch nur in dieser schwierigen Situation, weil er nicht ,Nein‘ sagen konnte. Und er hatte schon jetzt ein komisches Gefühl. Er musste sich dringend etwas einfallen lassen, sonst ging der Abend noch völlig schief.
    Doch nach und nach beruhigte ihn das Feuer und er fiel in einen kurzen Mittagsschlaf.

Auf dem Eiffelturm
    Er wusste nicht, wie er hierhergekommen war. Er stand auf der obersten Plattform des Eiffelturms im Wind. Der schrie in seine Ohren und zerrte an den Streben. Ein Wind, so kalt, dass ihm die Tropfen an der Nase gefroren. Es schneite leicht, in ganz dünnen Flocken. Sie wirkten wie Nebel und wirbelten um das Metall. Der Boden, auf dem der Turm stand, war nicht zu erkennen. Nur die Gestalt vor ihm. Sie trug einen Umhang. Er konnte nicht erkennen, ob es ein Mann oder eine Frau war. Während er sich krampfhaft am Inneren der Plattform festhielt, stand der Mensch im bodenlangen Schwarz viel zu dicht am Rand. Der Umhang flatterte wie ein Segel, das sich losgerissen hatte. Beine konnte er nicht erkennen. Wo waren die Beine? Er kniff die Augen zusammen und sah, dass die Gestalt auf der Brüstung saß.
    „Nein! Halt!“, schrie er gegen den Wind und ließ die Strebe los. Wollte den Unglücklichen packen und zurückziehen. Doch der Wind hatte anders entschieden. Er schleuderte ihn mit aller Wucht gegen die Balustrade. Gegen den dort sitzenden Rücken. Und noch während er nach ihr griff, um sie zu retten, fiel die Gestalt. Er konnte sich eben noch festhalten, warf sich auf den Boden der Plattform und keuchte vor Angst. Und er fühlte Schuld. Bis ein leichter Duft von Nachtjasmin die Luft zu wärmen schien und er sah, dass sich der Umhang ausbreitete und das Wesen im Schneetreiben davonflog.

Das Essen
    Gegen 14 Uhr fing er mit den Vorbereitungen an. Das Kochen entspannte ihn, da war Wolf in seinem Element. Mit den Serviettenknödeln wollte er beginnen, denn sie dauerten am längsten. Er riss die Brötchen vom Vortag
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