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SchattenHaut

SchattenHaut

Titel: SchattenHaut
Autoren: Nané Lénard
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klein, vermengte sie mit Ei, Milch und Butter, gab tiefgefrorene Petersilie dazu und formte daraus einen Rolle. Nebenbei ließ er die Tomatensoße leicht einkochen und goss dann und wann ein wenig Rotwein hinein. Anschließend rieb er die Zucchini klein und dünstete sie in Butter.
    Dabei hatte er genug Zeit zum Nachdenken. Er überlegte, ob er Mica gleich an der Tür reinen Wein einschenken sollte. Nein, das war nicht so gut, sie könnte womöglich gleich wieder kehrtmachen. Er könnte so tun, als ob es ein riesiger Zufall war. Aber das war unfair Moni gegenüber. Am Ende beschloss er, einfach gar nichts zu sagen. Sie hatte sich selbst eingeladen und er war ihr zu keiner Rechenschaft verpflichtet. Sie hätte auch fragen können, aber sie hatte augenscheinlich auch keinen Gedanken daran verschwendet, dass er schon jemanden eingeladen haben könnte.
    Zwischendurch deckte er den Tisch. Dekorierte liebevoll kleine Tannenzweige aus dem Garten rund um die Teller. Dazwischen standen kleine Gläser mit Teelichtern, die er jetzt anzündete. Er war zufrieden, es sah sehr stimmungsvoll aus. Gegen Viertel nach fünf ließ er die Serviettenknödel ins kochende Wasser gleiten. Eine halbe Stunde noch, dann musste der Lachs in den Ofen. Er hatte eine herrliche halbe Lachsseite bekommen, die er mit selbst gewürztem Öl bestrich und auf dem Blech gar werden ließ. Die Damen würden Augen machen. In der Zwischenzeit holte er die Marmorplatte aus dem Schrank. Sie war rund und ließ sich auf dem Sockel drehen. Den Käse konnte er ruhig schon aus dem Kühlschrank nehmen und drapieren, damit er Zimmertemperatur bekam.
    Dass Moni der erste Gast war, konnte er zwar nicht am Klingeln erkennen, aber an Gagas Verhalten. Sie fiepte und wedelte an der Tür, als Hetzer öffnete.
    „Frohe Weihnachten, Wolf, und dir auch, Gaga!“, sagte sie sanft und küsste Hetzer auf die Wange. „Den Knochen gebe ich ihr dann mal drüben! Aber für dich habe ich auch noch etwas.“
    „Du hast doch schon ein Dessert gemacht, Moni, das reicht doch.“
    „Nein, ich dachte, dass du das hier noch dringend gebrauchen könntest.“
    Sie drückte ihm ein kleines Päckchen in die Hand. Doch noch bevor Wolf nachschauen konnte, was sich darin befand, sprang Gaga bellend zur Tür, und schon klingelte es. Moni zog den Hund am Halsband von der Tür weg und befahl ihr, sich in den Korb zu legen.
    „Hi Mica, bist du gut hier heraufgekommen? Los rein mit dir. Hier drin ist es warm.“
    „Mensch, Mensch, das war wirklich abenteuerlich, aber ich bin bis jetzt noch überall hingekommen. Wo ist denn dein Hund? Der hat doch eben noch gebellt.“
    Sie zog ihre Stiefel aus, gab Hetzer den Mantel und schlüpfte in die Socken, die sie sich mitgebracht hatte. Aus ihrem Rucksack holte sie zwei Flaschen Wein und einen Kasten belgische Trüffel und sagte: „Falls wir nachher noch Lust auf etwas Süßes haben.“ Dabei zwinkerte sie leicht. Hetzer wurde ganz anders. Er hatte sich nicht geirrt, in letzter Zeit etwas Anzügliches aus ihren Worten herausgehört zu haben. Das konnte ja heiter werden.
    „So, jetzt komm erst mal rein.“
    Er ging um die Ecke ins Esszimmer.
    „Moni kennst du ja schon vom Hörensagen. Ich schlage vor, wir werden jetzt gar nicht zu förmlich. Moni, das ist Mica.“
    Obwohl Hetzer den Eindruck hatte, dass Micas Gesicht auf einmal leer geworden war, schien sie sich gut im Griff zu haben. Freundlich begrüßte sie Moni und nahm Platz. Aber sie war etwas stiller als sonst. Das würde sich hoffentlich im Laufe des Abends noch geben.
    „Meine Damen“, sagte er, „Sie müssen mich jetzt für einen Augenblick entschuldigen, damit ich Sie verwöhnen kann.“
    In der Küche schnitt er die Serviettenknödel in Scheiben, füllte das Zucchinimousse in eine Schüssel und gab den Lachs auf eine lange Platte.
    „Sollen wir dir helfen?“
    „Nein, danke, ihr müsst sitzen bleiben. Dieser Abend ist ein Geschenk an euch und darum dürft ihr gar nichts machen – außer essen!“
    Als endlich alles auf dem Tisch stand und er einen Chardonnay in die Gläser gegossen hatte, nahm auch Wolf Platz.
    „Hmm, ganz köstlich“, sagte Mica nach einer Weile. Sie schien zu ihrer alten Form zurückzufinden. „Und vor allem gibt es kein Fleisch.“
    „Ach“, fragte Moni, „isst du auch keins?“
    „Ehrlich gesagt, habe ich von Berufs wegen ein etwas gespaltenes Verhältnis zu Muskelfasern.“
    „Ähäm, können wir das Thema wechseln, Mica?“
    „Keine Angst, ich wollte nicht
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