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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit
Autoren: Lynn Flewelling
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»Als ich aufbrach, hat es gerade zu brennen begonnen. Cilla war erst zwei Jahre alt, als ich es gekauft habe.«
    Alec schauderte und haßte Vargûl Ashnazai um so mehr für die Erinnerungen an Cilla und die anderen, für die der Totenbeschwörer verantwortlich zeichnete. »Glaubst du, ihre Geister sind hier irgendwo?«
    Seregil trat einen gesprungenen Stein beiseite. »Wenn sie tatsächlich hier herumgeschwebt sind, dann hast du ihnen in dem Augenblick Frieden beschert, als du dieses Schwein getötet hast.«
    »Was ist mit Luthas?«
    »Ich nehme an, die Drysier im Tempel werden ihn bei sich aufnehmen und einen Priester aus ihm machen …«
    Seregil verstummte, als eine kleine Gestalt mit einem lauten, vertrauten Miauen aus dem Kellerloch hervorsprang. Unüberhörbar schnurrend, tapste Ruetha zwischen ihnen hin und her, schmiegte sich an ihre Knöchel und reckte den Kopf, um zwischen den Ohren gekrault zu werden.
    Eine Weile starrten die beiden verblüfft auf die Katze hinunter, dann hob Seregil sie mit zitternden Händen auf. Freudig stieß sie mit dem Kopf unter sein Kinn.
    »Bei allen Göttern! Thryis hat sich oft darüber beklagt, daß sie immer verschwand, bis ich zurückkam.« Er grub die Finger in das rußige Fell an ihrem Hals und murmelte heiser: »Tja, altes Mädchen, diesmal kommst du besser mit uns. Wir kehren nicht mehr zurück.«
    »Nie mehr.« Alec legte eine Hand auf Seregils Schulter, mit der anderen griff er nach Ruetha, um sie zu streicheln. »Nie mehr.«
     
    Als sie ein paar Stunden später in die Radstraße zurückkehrten, wurde Valerius im Eßzimmer gerade mit einem üppigen Abendmahl fertig.
    »Freut euch, ihr beiden. Micum wird wieder gesund«, teilte der Drysier ihnen mit und wischte sich Krumen aus dem Bart.
    »Was ist mit seinem Bein?« fragte Seregil.
    »Seht es euch selbst an.«
    Elsbet saß neben dem Bett und hielt die Hand ihres schlafenden Vaters. Erschöpfung ließ sie älter als ihre fünfzehn Jahre wirken; mit dem glatten dunklen Haar, das in einem dicken Zopf über die Schulter des schlichten blauen Kleides hing, war sie ein Ebenbild Karis, wie Seregil sie zum ersten Mal gesehen hatte.
    »Er wird wieder gesund«, flüsterte sie.
    Das Zimmer roch nach Heilkräutern und frischer Luft. Als sich Seregil über Micum beugte, stellte er erleichtert fest, daß ein Hauch Farbe in die Wangen des Schlafenden zurückgekehrt war. Frisches Blut war durch die um den Oberschenkel gewickelten Leinen gedrungen, aber das Bein war immer noch in einem Stück.
    »Valerius sagt, er wird zu gegebener Zeit sogar wieder reiten können«, erklärte Elsbet. »Ich habe schon eine Kutsche bestellt, die ihn morgen nach Hause bringt. Mutter macht sich solche Sorgen!«
    »Wir kommen mit dir raus«, erwiderte Seregil und fragte sich, was für einen Empfang ihre Mutter ihm wohl bereiten würde.

 
52
Letzte Worte
     
     
    »Mutter, Mutter! Da kommen eine Kutsche und Reiter!« rief Illia vom Haupttor herüber. »Das muß Vater sein!«
    Kari hielt die Hand an die Stirn, um die Augen gegen die schräg einfallende Nachmittagssonne zu schützen, gesellte sich am Tor zu ihrer Tochter und beobachtete, wie die geschlossene Kutsche langsam über den Hügel herauf auf sie zurollte. Die Reiter erkannte sie als Seregil und Alec. Micum war nicht dabei. Unbewußt preßte sie eine Hand auf den Bauch, als sie ihnen die Straße hinunter entgegenmarschierte. Illia, die ihrer Mutter Stimmung spürte, eilte mit ernster Miene hinter ihr her.
    Seregil galoppierte ihr seinerseits langsam entgegen, und Karis dunkle Vorahnung verstärkte sich, als er sich näherte. Noch nie hatte sie ihn so bleich und ausgezehrt gesehen. Irgend etwas, ein Schatten, verdunkelte sein Gesicht.
    »Wo ist Vater, Onkel Seregil?« wollte Illia wissen.
    »In der Kutsche«, antwortete er, zügelte neben ihr das Pferd und stieg ab. »Er ist verwundet, aber er wird wieder gesund. Elsbet ist bei ihm, und Alec ist auch da.«
    »Dem Schöpfer sei Dank!« rief Kari aus und umarmte ihn. »O Seregil, ich habe gehört, was im Jungen Hahn passiert ist. Es tut mir so leid. Diese armen, braven Menschen.«
    Steif erwiderte er die Umarmung, und sie trat einen Schritt zurück, um abermals sein Gesicht zu mustern. »Was ist los? Da ist noch etwas anders, nicht wahr?«
    »Also hast du noch keine Neuigkeiten erfahren?«
    »Magyana hat heute morgen eine Nachricht geschickt, daß ihr zurückkommen würdet, das ist alles.«
    Seregil wandte sich ab und schaute mit besorgniserregend
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