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Schattenfreundin

Schattenfreundin

Titel: Schattenfreundin
Autoren: Christine Drews
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Polizist!« Charlotte strich ihm anerkennend über den Kopf.
    Leo nickte stolz.
    »Jetzt fahren wir nach Hause«, sagte sie freundlich. »Freust du dich?«
    »Mama …?« Leo sah sie mit großen Augen an.
    »Die nehmen wir mit, okay?«
    Leo strahlte.
    »Wo bleibt denn die Verstärkung?«, raunte sie Käfer zu.
    »Ist auf dem Weg.«
    »Warum dauert das so lange?« Sie wählte die Nummer von Thomas Ortrup.
    Er meldete sich schon nach dem ersten Klingeln.
    »Herr Ortrup? Wir sind auf dem Weg zu Ihrer Frau. Es ist alles in Ordnung. Hier möchte Sie jemand sprechen.« Sie gab das Handy weiter.
    »Papa …«
    »Leo, du musst mir jetzt genau zuhören, ja?«
    Charlotte ging in die Hocke und sah den kleinen Jungen ernst an. Diese leuchtend blauen Augen … Sie erinnerten sie an Stefan, ihren kleinen Bruder. Er hatte sie auch immer so angeschaut, aufmerksam und neugierig, mit seinen großen, runden Augen.
    Sie standen ungefähr fünfzig Meter von der Einfahrt entfernt, verborgen hinter mannshohen Büschen. Käfer hatte den Wagen in der Zwischenzeit auf einen Waldweg gefahren, damit er von der Straße aus nicht sofort zu sehen war.
    Die Kollegen waren noch nicht da. Charlotte wurde immer unruhiger. Sie konnten nicht länger warten. Sie mussten in das Haus eindringen und Katrin Ortrup da rausholen. Aber was sollten sie solange mit Leo machen?
    »Leo, jetzt hör mal gut zu. Die Mama ist ja noch bei der Tanja. Der große Mann und ich werden jetzt in das Haus gehen und die Mama holen. Ihr wollt ja schließlich zusammen nach Hause fahren, richtig?«
    Leo nickte. »Und Klausi?«
    »Den holen wir natürlich auch ab.« Wieder strich sie ihm über den Kopf. »Kannst du mir Klausi mal ein bisschen genauer beschreiben?«
    Leo überlegte. »Klausi kann nicht laufen. Der zuckt immer so.«
    Charlotte nickte. »Sitzt er in einem Rollstuhl?«
    »Hm.«
    »Okay. Leo, schau mal, ich gebe dir jetzt die ganze Tüte mit den Gummibärchen. Und du darfst sie alle essen – aber nicht alle auf einmal, ja? Wir werden jetzt deine Mama holen, und du wirst solange im Wagen warten.«
    »Mama …?« Leo verzog das Gesicht. Gleich würde er anfangen zu weinen.
    »Keine Angst, Leo, es dauert nicht lange. Ich wette mit dir, du hast die Gummibärchen noch nicht aufgegessen, da sind wir schon wieder hier. Mit deiner Mama. Abgemacht?«
    Leo sah sie mit großen Augen an.
    Charlotte dachte fieberhaft nach. Plötzlich fiel ihr etwas ein. »Komm, ich zeig dir was.« Sie nahm Leo an die Hand und ging los.
    Käfer kam ihnen entgegen. »Beeil dich! Wir verlieren viel zu viel Zeit.«
    Sie nickte nur und ging weiter bis zum Auto. Leo blieb plötzlich stehen. »Will nich da rein …«
    Charlotte zeigte auf das mobile Blaulicht, das auf der Ablage lag.
    »Kannst du auf unser Blaulicht aufpassen, während wir weg sind?«
    Leo nickte. Charlotte öffnete die Beifahrertür. Leo kletterte hinein, dann drückte sie ihm das mobile Blaulicht in die Arme.
    »Du darfst aber nicht weglaufen, hörst du? Das musst du mir versprechen«, sagte Charlotte eindringlich.
    Leo reagierte nicht, seine ganze Aufmerksamkeit galt dem Blaulicht.
    »Sollen wir ihn nicht besser einschließen?«, flüsterte Käfer ihr zu.
    Charlotte überlegte. Schließlich schüttelte sie den Kopf.
    »Nein. Ich habe Angst, dass der Junge durchdreht. Er hat schon genug mitgemacht.«
    Käfer nickte. »Die Kollegen wissen Bescheid. Sie kümmern sich um ihn, sobald sie hier sind.«
    »Und wann wird das sein?«
    Käfer zuckte nur mit den Achseln, dann drehte er sich um und kämpfte sich durch die Büsche, bis auf der anderen Straßenseite das Tor zu sehen war. Charlotte folgte ihm. Geduckt liefen sie über die Straße und pressten sich gegen die Mauer neben dem Tor. Käfer wagte sich vor und griff an die Klinke. Verschlossen. Er drehte sich zu Charlotte um und schüttelte den Kopf. Sie nickte, dann stiegen sie nacheinander über das To r.
    Charlotte stutzte, als sie die Kieselsteine sah. Sie griff in die Hosentasche, holte den Stein aus dem Kindergarten hervor und zeigte ihn Käfer. »Der hier stammt aus Leos Fach«, flüsterte sie.
    Käfer nickte. »Genau die gleichen. Dann hat Tanja sie ihm vermutlich von hier mitgebracht.«
    »Ein unauffälligeres Geschenk, um sein Vertrauen zu gewinnen, hätte sie kaum finden können. Kinder in Leos Alter lieben Steine, sie sammeln sie und hüten sie wie einen Schatz.«
    »Sie hat wirklich nichts dem Zufall überlassen.«
    Während sie im Schutz der Bäume vorsichtig die Einfahrt
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