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Schattenfreundin

Schattenfreundin

Titel: Schattenfreundin
Autoren: Christine Drews
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hochgingen, entsicherten sie ihre Waffen.
    Plötzlich packte Charlotte Käfer am Arm und deutete auf den Boden. Eine dickliche rote Flüssigkeit hatte sich zu einer kleinen Pfütze gesammelt. Blut.
    Käfer sah genauer hin. Da, weiter vorne, an einem Stein haftete auch Blut. Die Spur führte die Auffahrt hoch.
    Dann entdeckten sie Schleifspuren. Zwei parallele Rinnen zogen sich durch die Erde. Offensichtlich war jemand über den Boden geschleift worden, und dabei hatten die Fersen dieses Muster hinterlassen.
    Charlotte erschrak. Waren sie zu spät gekommen?
    Ein paar Meter weiter hörten die Schleifspuren abrupt auf.
    »Ab hier wurde das Opfer getragen«, sagte sie leise.
    Käfer nickte.
    Leise näherten sie sich dem Haus. Links davon, in einem verwitterten Unterstand, parkten zwei Autos, ein kleiner grüner Polo und ein gelber Van mit einem Behindertenzeichen am Heckfenster. Charlotte überlegte fieberhaft. Ob Tanja vielleicht doch keine Einzeltäterin war? Und wenn sie einen Helfershelfer hatte? Egal, jetzt war es zu spät, um auf die Verstärkung zu warten.
    Käfer gab Charlotte ein Zeichen, und sie teilten sich auf. Charlotte stellte sich links von der Eingangstür, Käfer ging auf die rechte Seite.
    Alles war ruhig.
    Bevor sie überlegen konnten, wie sie weiter vorgehen sollten, öffnete sich plötzlich die Tür, und eine Frau trat nach draußen.
    Charlotte hielt den Atem an. Tanja! Das musste sie sein! Die Ohrringe …
    Käfer reagierte als Erster. Er trat vor und hob die Pistole. »Stehen bleiben, keine Bewegung, Kripo Münster, Sie sind verhaftet!«, rief er.
    Die Frau erschrak, dann fuhr sie herum und stürzte zurück ins Haus. Doch bevor sie die Tür zuwerfen konnte, stellte Käfer einen Fuß dazwischen. »Es ist aus!«
    Die Frau stemmte sich von innen dagegen, doch Käfer gelang es, die Tür weiter aufzuschieben. Dann ließ die Frau plötzlich los. Die Tür flog auf und schlug krachend gegen die Wand. Die Frau floh durch den Flur in ein Zimmer, Käfer hetzte hinter ihr her, dicht gefolgt von Charlotte. »Bleiben Sie stehen!«
    Die Frau blieb tatsächlich stehen und drehte sich langsam um.
    »Nehmen Sie die Hände hinter den Kopf, und knien Sie sich hin!«
    Die Frau atmete schwer. Aber sie bewegte sich nicht. Schließlich legte sich ein schiefes Lächeln auf ihr Gesicht.
    »Sind Sie Tanja Meyerhof?«, fragte Charlotte.
    »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Antworten Sie!«
    »Und wenn ich es bin, was passiert dann?«
    »Wo ist Katrin Ortrup?«, fragte Käfer dazwischen.
    »Woher soll ich das wissen?«, antwortete Tanja. »Ich hab seit Längerem keinen Kontakt mehr zu ihr.«
    »Ach nein? Und was ist mit Alekto? Mit dem Gedicht? Mit der SMS?«
    Tanja biss sich auf die Unterlippe. »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.«
    »Oh bitte«, sagte Käfer. »Ersparen Sie uns dieses Unschuldsgetue. Wir wissen, dass Sie Franz Wiesner ermordet haben. Und Sie haben Leo Ortrup entführt.« Er machte eine Pause. »Der Junge ist übrigens in Sicherheit. Ist er Ihnen entwischt, hm? Wollten Sie ihn suchen?«
    Tanja presste die Lippen zusammen.
    »Mein Gott, so reden Sie doch! Sie machen alles nur noch schlimmer!«, sagte Charlotte nachdrücklich.
    In diesem Augenblick drangen merkwürdig gepresst klingende Laute zu ihnen. Sie mussten aus einem Nebenzimmer kommen. Was war das? War das Katrin Ortrup? War sie vielleicht gefesselt und geknebelt, sodass sie nicht richtig sprechen konnte? Charlotte beobachtete, wie Tanja nervös wurde. Ihr Blick huschte zu einer Tür rechts von ihr.
    »Wer ist da drin?«, fragte Käfer.
    Tanja schluckte. »Mein Sohn«, sagte sie schließlich. »Ich muss mich sofort um ihn kümmern.« Sie wollte zur Tür gehen, aber Charlotte versperrte ihr den Weg und zielte mit der Pistole auf sie.
    »Sie werden nirgendwohin gehen, bevor Sie uns nicht gesagt haben, wo Katrin Ortrup ist«, sagte sie ruhig.
    Die unterdrückten Laute aus dem Nebenzimmer, die wie ein ersticktes Keuchen klangen, wurden immer drängender.
    »Bitte! Mein Sohn ist krank! Er hat einen Anfall, ich muss ihm sofort helfen!«
    Charlotte und Käfer warfen sich einen Blick zu. Und wenn das alles nur ein Trick war? Wenn sie dort eine Waffe versteckt hatte?
    »Ma-Ma-Ma-«
    Schließlich trat Charlotte zur Seite. Tanja öffnete die Tür und ging in das Nebenzimmer. Charlotte und Käfer folgten ihr, die Waffen immer noch im Anschlag.
    Mitten im Raum stand ein Spezialrollstuhl, darin lag ein Junge, vielleicht sechzehn oder siebzehn Jahre alt. Das
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