Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenfreundin

Schattenfreundin

Titel: Schattenfreundin
Autoren: Christine Drews
Vom Netzwerk:
Adresse entdeckt: Buchenweg 12 . Darüber standen zwei Namen: Horst und Anneliese Meyerhof .
    Ob das Tanjas Eltern waren? Und wenn ja, würden sie dann auch hier sein? Und ihre Tochter womöglich unterstützen?
    Es gab nur einen Weg, das herauszufinden.
    Sie versuchte gar nicht erst, das Tor zu öffnen. Nicht dass es quietschte und dadurch verriet, dass jemand kam!
    Katrin blickte nach rechts und links die Straße hinunter. Kein Auto zu sehen. Ohne noch länger zu überlegen, kletterte sie über das eiserne Tor. Auf dem mit Gras zugewachsenen Weg lagen helle, flache Kieselsteine verstreut, die gleichen, die sie auf den Steinbildern von Tanjas Facebook -Seite gesehen hatte.
    Diesmal war sie richtig.
    Vorsichtig schlich sie die Einfahrt entlang. Der Weg stieg ein wenig an und führte an einem verwitterten Unterstand vorbei. Ein alter dunkelgrüner VW Polo stand dort. Mit dem Wagen hatte sie Tanja manchmal am Kindergarten gesehen. Tanja hatte behauptet, es wäre ihr Zweitwagen, den sie nur benutzen würde, wenn ihr Mann den BMW brauchte. Noch eine ihrer zahllosen Lügen, wie Katrin heute wusste.
    Neben dem Polo stand ein großer gelber Van, der relativ neu aussah. Ein Behindertenschild klebte am Rückfenster.
    Leise ging Katrin weiter. Die Einfahrt machte eine leichte Kurve nach rechts und gab dann den Blick frei auf das Haus. Es war ganz aus Holz und erinnerte an ein ehemaliges Forsthaus oder an eine Jagdhütte.
    Katrin musste plötzlich daran denken, dass Tanja Lizzie das Fell fachmännisch abgezogen hatte. Wenn Tanjas Vater Jäger war oder gewesen war, dann hatte sie das vermutlich von ihm gelernt.
    Ein Hirschgeweih, von dem auf der linken Seite ein Stück abgebrochen zu sein schien, hing über der Tür. Das kleine Haus machte einen gepflegten Eindruck, ganz im Gegensatz zu der verwilderten Einfahrt. Blumenkästen standen vor den Fenstern, leuchtend rote Geranien reckten sich der Sonne entgegen. An den Fenstern hingen gestreifte Vorhänge, die aus der aktuellen Ikea -Kollektion stammen könnten, und eine moderne Fußmatte mit der Aufschrift Hotel Mama lag vor der Haustür.
    Zorn stieg in ihr auf. Was bildete sich diese Person eigentlich ein? Sollte das witzig sein?
    Reiß dich zusammen, mahnte sie sich. Sie durfte sich jetzt nicht von ihren Emotionen leiten lassen. Stattdessen musste sie einen kühlen Kopf bewahren, sonst würde sie das hier nicht durchziehen können.
    Sie verbarg sich hinter einem dicken Baumstamm und dachte nach. Was wollte sie eigentlich durchziehen? Wieder wurde ihr bewusst, dass sie gar keinen Plan hatte und deshalb besser auf die Polizei warten sollte. Was sollte sie tun, wenn Tanja bewaffnet war? Sie selbst hatte nichts bei sich, womit sie sich verteidigen könnte.
    Vorsichtig lugte sie hinter dem Stamm hervor. Ob die Eingangstür offen war? Und wenn ja, was sollte sie tun? Einfach hineingehen und zu Tanja sagen, gib mir Leo zurück? Sie gab ihre Deckung auf und schlich rechts am Haus entlang. Auf der Rückseite schloss sich eine große Terrasse an. Der Boden bestand aus Holzbohlen. Eine Holztür führte ins Haus, links daneben war ein Fenster. Zwei große Pflanzkübel mit leuchtenden Sonnenblumen standen auf der linken Seite der Terrasse, davor ein Liegestuhl mit rot-weißem Muster und ein kleiner runder Tisch. In der rechten Ecke, ganz am Rand, dort, wo es in den etwas tiefer liegenden Garten ging, stand eine große Tonne, wahrscheinlich für Regenwasser. Hinter einem schmalen Rasenstück begann dichter Wald.
    In diese Richtung konnte sie nicht fliehen, entschied Katrin, dort würde sie sich mit Sicherheit verlaufen.
    Was sollte sie tun? Das Beste würde sein, zur Straße zurückzugehen und dort auf die Polizeibeamten zu warten, anstatt sich und Leo unnötig in Gefahr zu bringen.
    Gerade als sie losgehen wollte, hörte sie eine Stimme. Ihre Stimme.
    »Wir müssen gleich los zur Musikschule. Heute ist das letzte Mal, da will ich pünktlich sein.«
    Katrin erschrak. Und jetzt? Vorsichtig schlich sie an der Hauswand entlang, um durch das Fenster ins Innere spähen zu können. Aus Angst, ihr Atmen könnte sie verraten, hielt sie die Luft an.
    »Wer möchte denn noch ein bisschen Kakao?«, hörte sie Tanja in diesem Augenblick sagen. Wusste sie, dass Leo so gern Kakao trank? Ein Gefühl der Erleichterung machte sich in Katrin breit. Gott sei Dank, Leo schien es gut zu gehen.
    Sie ging noch ein Stück näher, und als sie endlich ins Innere sehen konnte, schlug ihr das Herz bis zum Hals. Sie biss
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher