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Schattenfreundin

Schattenfreundin

Titel: Schattenfreundin
Autoren: Christine Drews
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Frauen heutzutage sollten besser auf ihre Kinder aufpassen.« Kopfschüttelnd schloss sie das Fenster wieder.
    Katrin eilte die Straße hinunter. »Leo! Leo! Wo bist du!«, rief sie immer wieder. Wo steckte er nur? Er konnte doch nicht einfach vom Erdboden verschwunden sein! Schweiß lief ihr den Rücken hinunter, und sie spürte, wie Panik in ihr aufstieg. Und wenn ihm was passiert war? Wenn er von einem Auto angefahren worden war und verletzt im Straßengraben lag? Oder wenn er irgendeinem Kinderschänder in die Hände gefallen war? Katrin kämpfte mit den Tränen.
    Was sollte sie machen? Erschöpft blieb sie stehen. Da hinten! Stand da nicht ein Eiswagen? Und davor … Leo!
    So schnell sie konnte, lief sie dorthin.
    »Scholalaeis«, sagte Leo gerade, doch der Eismann schüttelte freundlich den Kopf.
    »Ich kann dir leider kein Eis geben. Nur wenn deine Mama oder dein Papa dabei sind. Wo sind die denn?«
    »Scholalaeis«, wiederholte Leo.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Katrin zu dem Eismann und nahm Leo auf den Arm.
    »Schatz, das kannst du doch nicht machen! Du kannst doch nicht einfach weglaufen! Mama war ganz krank vor Sorge!«
    »Scholalaeis«, sagte Leo noch einmal, aber Katrin schüttelte den Kopf.
    »Nein. Kein Eis. Du kommst jetzt mit nach Hause und versprichst mir, dass du nie wieder so was machst. Ist das klar?«
    Leo sah sie mit großen Augen an. Dann nickte er.
    Katrin streichelte ihm über den Kopf. »Jetzt ist ja alles wieder gut.« Sie nickte dem Eismann zu und ging mit Leo auf dem Arm zurück. Obwohl sie sich fest vorgenommen hatte, nicht zu weinen, liefen ihr Tränen übers Gesicht.
    Eilig packte Thomas seine Sachen.
    »Tut mir leid, dass ich schon heute Abend fliegen muss«, sagte er. Er gab Katrin, die auf dem Bett saß, einen flüchtigen Kuss auf die Stirn und eilte ins Bad. »Wo ist denn mein Aftershave?«
    »Leer. Schatz, ich wollte dir …«
    »Macht nichts. Dann kaufe ich mir am Flughafen ein neues«, unterbrach er sie und kam zurück ins Schlafzimmer. »Das ist eine Wahnsinnschance für uns«, sagte er, während er mehrere Hemden und Krawatten in den Rollkoffer legte. »Der Markt ist riesig! Wir fangen mit Lima an. Und wenn wir Peru erst mal im Sack haben, ist auch Kolumbien kein Problem mehr.«
    »Thomas, ich muss dir was …«
    »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie die da unten ihre Lebensmittel kühlen. Geradezu abenteuerlich, sage ich dir.« Sein Gesicht glühte. »Wenn wir die Kosten einigermaßen im Rahmen halten können, dann machen wir da ein Riesengeschäft! Und danach stehen mir alle Türen offen, dann spiele ich beruflich in einer ganz anderen Liga! Und dann, mein Schatz, dann wird alles anders.« Thomas zog den Reißverschluss zu und strahlte sie voller Tatendrang an. »Dann bin ich nicht mehr derjenige, der von Termin zu Termin hetzt, dann lasse ich nur noch hetzen, das verspreche ich dir. Dann habe ich endlich mehr Zeit für euch!«
    »Das wäre schön.« Katrin bemühte sich um ein Lächeln. Sie nahm seine Hand und sah ihn liebevoll an. »Schatz, wie fändest du es, wenn wir bald zu …«
    »… zusammen wegfahren? Daran habe ich auch schon gedacht, Liebling. Vielleicht kann Leo mal ein paar Tage zu deinen Eltern, und wir machen es uns richtig nett«, sagte Thomas. Er zog sie vom Bett hoch und drückte sie kurz an sich, bevor er nach seinem Koffer griff. »Ich glaube, ich habe alles. In einer halben Stunde muss ich am Flughafen sein. Kannst du mich fahren, oder soll ich mir ein Taxi bestellen?«
    Er wartete Katrins Antwort gar nicht erst ab. »Ach lass, ich bestelle mir ein Taxi. Du siehst immer noch ziemlich blass aus. Gehts dir nicht besser?«
    Katrin wollte antworten, doch Thomas griff schon zum Handy und bestellte sich ein Taxi. Sie seufzte und gab sich geschlagen. Nicht zwischen Tür und Angel, dachte sie. Wenn er wieder zu Hause war, würde sich genügend Zeit finden, um ihm in aller Ruhe die Neuigkeit zu berichten.
    In diesem Augenblick kam Leo ins Zimmer gerannt. »Papa hierbleiben!«, schluchzte er.
    Thomas nahm ihn auf den Arm. »Ich bin doch ganz schnell wieder da«, sagte er tröstend. »Danach habe ich ein paar Tage frei, dann machen wir es uns richtig schön. Versprochen!«
    »Leo mit!«
    »Das geht doch nicht, mein Schatz. Dann wäre die Mama ja ganz allein!« Thomas nahm seine Krawatte ab und band sie Leos Teddy um den Hals. »Schau mal, die darf er ummachen, solange ich weg bin. Okay?«
    Leo nickte und wischte sich die Tränen weg.
    Draußen hupte
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