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Schattenfreundin

Schattenfreundin

Titel: Schattenfreundin
Autoren: Christine Drews
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gesehen.«
    »Furchtbar! Alles wieder auf den letzten Drücker«, antwortete Katrin. »Endlose Diskussionen mit einem Patienten, Stau in der City, der normale Wahnsinn. Kommt rein.«
    Ben und Leo rannten sofort ins Kinderzimmer.
    »Möchtest du Kaffee oder Tee?«, fragte Katrin und ging voraus in die Küche.
    Tanja folgte ihr. »Was trinkst du?«
    »Ich brauche unbedingt einen Kaffee«, sagte Katrin. Aber dann fiel ihr ein, warum ihr heute Morgen so übel geworden war. »Ach, nee, ich mach mir doch lieber einen Tee.«
    Tanja sah Katrin stirnrunzelnd an. »Dann nehme ich auch Tee.« Sie setzte sich auf die Eckbank und nahm stöhnend einen ihrer Erdbeer-Ohrringe ab. »Manchmal werden sie mir einfach zu schwer«, sagte sie und rieb sich das Ohrläppchen.
    »Aber sie sind toll!« Katrin nahm ihn in die Hand und betrachtete ihn. »Wo hast du sie her?«
    »Die habe ich zur Geburt meines Sohnes bekommen«, antwortete Tanja. »Wurfprämie«, fügte sie hinzu und verzog das Gesicht zu einem schiefen Grinsen.
    Katrin lachte laut auf, während sie Teewasser aufsetzte. »Wollt ihr eigentlich noch ein Kind?«, fragte sie.
    »Unbedingt!«, sagte Tanja. »Am liebsten sofort! Aber so schnell geht das ja manchmal nicht … Und ihr?«
    Katrin spürte, wie sie rot wurde, und lächelte nervös.
    Tanja musterte sie und nickte wissend. »Ich habs mir gleich gedacht«, sagte sie triumphierend. »Irgendwie sieht man’s dir an! Herzlichen Glückwunsch!« Sie stand auf und umarmte Katrin. »Wie weit bist du?«
    »Ach, alles noch ganz frisch«, wiegelte Katrin verlegen ab. »Du bist die Erste, die es erfährt. Ich habe es noch nicht mal Thomas erzählen können. Also häng es bitte nicht an die große Glocke.«
    Tanja legte verschwörerisch die Hand aufs Herz. »Ich werde niemandem davon erzählen. Versprochen!«, sagte sie feierlich. »Freust du dich denn? Richtig begeistert wirkst du nicht.«
    »Sagen wir mal so: Es war nicht geplant. Und der Zeitpunkt ist auch nicht gerade günstig«, sagte Katrin, während sie das heiße Wasser in zwei Teebecher goss.
    »Es gibt keinen günstigen Zeitpunkt für ein Baby«, erwiderte Tanja. Sie blickte aus dem Fenster und fügte gedankenverloren hinzu: »Egal, was kommt, man muss damit fertig werden.«
    Katrin runzelte die Stirn. Was meinte sie damit? Und warum klang sie plötzlich so nachdenklich? Gerade als sie Tanja danach fragen wollte, kam Ben in die Küche gestürmt.
    »Hey, Süßer, was ist los?«, fragte Tanja.
    »Leo weg«, sagte Ben. Er kletterte auf einen Küchenstuhl und griff nach einem Apfel, der in einer Schale auf dem Tisch lag.
    »Hat er sich wieder versteckt?«, fragte Katrin amüsiert. »Verstecken spielen ist im Augenblick das Größte für ihn«, fügte sie lachend hinzu. »Thomas und ich haben schon mal fast eine Stunde lang nach ihm gesucht, bis wir ihn endlich im Waschkeller unter einem Berg schmutziger Wäsche gefunden haben.«
    »Ben, jetzt sag schon!« Tanja nahm ihm den Apfel weg.
    Der Junge schüttelte den Kopf. »Leo weg.«
    »Was soll das heißen, Leo ist weg?«, fragte Katrin und ging hinaus in den Flur. »Leo? Wo steckst du?« Besorgt lief sie die Treppe hoch. »Schatz, wo bist du? Hast du dich versteckt? Jetzt nicht, Schatz. Komm bitte raus!«
    Katrin ging ins Kinderzimmer und schaute unterm Bett und im Schrank nach, danach suchte sie ihn im Bad und im Schlafzimmer. Nichts. Ratlos ging sie in die Küche zurück. Übelkeit stieg in ihr hoch.
    »Ben, das ist kein Spaß. Wo ist Leo?«, fragte Tanja.
    »Leo weg«, sagte er. »Will jetzt Apfel ham.«
    Katrin erschrak. »Er wird doch nicht …« Sie eilte zur Haustür. Tatsächlich. Sie war nur angelehnt.
    »Verdammt!«
    Sie rannte durch den Vorgarten auf die Straße und blickte sich suchend um.
    »Leo? Leo! Komm sofort her! Leo!«
    Im Haus nebenan ging ein Fenster auf. Die alte Frau Werres blickte erstaunt heraus.
    »Warum schreien Sie denn so?«
    »Haben Sie meinen Sohn gesehen?«, fragte Katrin hektisch. Frau Werres schüttelte den Kopf.
    »Ein kleiner hellblonder Junge?«, hakte Katrin nach.
    »Ich weiß, wie Ihr Sohn aussieht«, antwortete Frau Werres pikiert. »Warum lassen Sie ihn auch allein draußen spielen? Ist er dafür nicht noch viel zu klein?«
    »Ich habe ihn nicht allein draußen spielen lassen. Er ist einfach aus dem Haus gelaufen«, verteidigte Katrin sich.
    Frau Werres warf ihr einen tadelnden Blick zu. »Einfach weglaufen … So was haben meine früher nie gemacht.« Sie schüttelte den Kopf. »Die jungen
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