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Schattenfreundin

Schattenfreundin

Titel: Schattenfreundin
Autoren: Christine Drews
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schnell.
    »Sicher?«
    Sie zögerte. »Manchmal wird mir alles ein bisschen viel. Thomas ist nie da, ich musste mich ganz allein um den Umzug und um die Renovierung des Hauses kümmern, der neue Job ist anstrengend, und jetzt noch die Sache mit der Katze … Ich könnte eine Auszeit gebrauchen.«
    Tanja nickte. »Das Gefühl kenne ich, besonders wenn ich PMS habe. Dann bin ich so mit den Nerven runter, dass ich alles anschreie, was nicht bei fünf auf den Bäumen ist.«
    Katrin musste lachen.
    »Versklavt von den eigenen Hormonen. Mein Arzt hat mir schon zum PMS-Piccolöchen geraten. Nach dem Motto: Schlechte Laune kann man am besten mit Alkohol bekämpfen.«
    Katrin konnte gar nicht aufhören zu lachen. Tanja schaffte es tatsächlich, sie auf andere Gedanken zu bringen.
    Eine Weile beobachteten die beiden ihre Söhne, die inzwischen auf einem Klettergerüst herumturnten. Leo schien wieder fröhlicher zu werden, stellte Katrin beruhigt fest.
    »So ausgelassen habe ich Leo hier in Münster noch nicht gesehen. Das liegt bestimmt an Ben.«
    »Dann lass uns das doch öfter machen«, schlug Tanja vor. »Ihr könnt auch gerne mal zu uns kommen. Im Moment sind zwar noch die Maler im Haus, und es herrscht das reinste Chaos. Aber danach …«
    Katrin nickte. Das kannte sie nur zu gut. »Wir können uns ja auch bei uns treffen«, sagte sie. »Da stehen zwar auch noch ein paar Kisten rum, aber wenigstens sind die Handwerker nicht mehr da.«
    »Gerne! Gleich morgen?«
    Katrin überlegte kurz. Irgendwie ging ihr das ein bisschen zu schnell. Aber als sie sah, wie friedlich Leo und Ben miteinander spielten, sagte sie trotzdem zu.
    In diesem Augenblick begannen die beiden Jungen, Sand in die Luft zu werfen und so zu tun, als stünden sie unter der Dusche.
    »Guck dir die an!« Tanja lachte. »Jetzt bräuchte man eine Kamera!«
    »Hallo! Schon mal was vom Handy gehört?« Katrin zog ihres heraus und machte ein Foto von den beiden, wie sie mit strahlendem Gesicht versuchten, Tanja unter ihre Sanddusche zu ziehen.
    Als sie mit Leo nach Hause kam, fühlte sie sich wie erschlagen. So müde und erschöpft war sie schon lange nicht mehr gewesen. Sie machte Leo ein Brot mit Käse und einen Kakao und setzte sich zu ihm an den Küchentisch. Sie selbst bekam keinen Bissen herunter. Vor lauter Erschöpfung war ihr ganz flau im Magen. Hoffentlich werde ich nicht krank, dachte sie, während sie wenig später den Sandmann anstellte, ohne den Leo nicht ins Bett gehen wollte.
    Plötzlich fiel ihr ein, dass es jemanden gab, dem es bestimmt noch schlechter ging als ihr.
    »Lieb, dass du anrufst«, sagte ihr Vater am anderen Ende der Leitung. Seine Stimme klang müde.
    »Ich weiß doch, wie sehr du an Lizzie gehangen hast«, sagte Katrin.
    »Sie war eine gute Katze«, murmelte er und räusperte sich. »Es gibt so viele Verrückte …«
    Katrin musste schlucken. »Papa, bist du wirklich in Ordnung?«, fragte sie besorgt. »Du hörst dich nicht gut an. Vielleicht solltest du doch mal zum Arzt gehen …«
    »Nein, nein. Es ist schon gut. Entschuldige, Schatz. Ich bin ein alter Mann, der um sein Haustier trauert.« Er räusperte sich. »Ich glaube, deine Mutter hat das Essen fertig. Wollen wir ein anderes Mal weitersprechen?«
    »Ist wirklich alles okay, Papa?«
    »Mach dir keine Sorgen, Schatz. Mir geht es gut. Ich rufe dich morgen an, ja? Ich hab dich lieb, Katrinchen.«
    »Ich hab dich auch lieb, Papa.«
    Nachdenklich legte sie auf. Katrinchen . So hatte ihr Vater sie seit ihrer Kindheit nicht mehr genannt.
    Sie hoffte sehr, dass er sich bald von dem Schock erholte und wieder der Alte war. Und wenn nicht?, dachte sie, während sie Leo seinen heiß geliebten grünen Kermit-der-Frosch-Schlafanzug anzog. Sie hatte noch nie darüber nachgedacht, was auf sie zukommen könnte, wenn ihre Eltern eines Tages nicht mehr allein zurechtkommen würden.
    Wie jeden Abend legte sie sich mit Leo zusammen ins neue große Ehebett, extra breit, sodass sie auch bequem zu dritt darin schlafen konnten. Mit der neuen roten Bettwäsche sah es perfekt aus, als stünde es auf der Titelseite der neuesten Schöner Wohnen -Ausgabe, fand Katrin.
    Leo kuschelte sich an seine Mutter und trank noch eine Milch, während sie ihm vorlas. Eigentlich las Katrin immer zwei Geschichten vor, bevor sie Leo in sein Zimmer brachte und er noch eine CD hören durfte. Aber seit dem Tod von Lizzie wartete sie, bis er in ihren Armen eingeschlafen war, und trug ihn erst dann ins Kinderzimmer.
    Heute
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