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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer
Autoren: Kristen Callihan
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aneinandergeschmiegt, während Martin ihr Liebesschwüre ins Ohr flüsterte. Eines Tages, dachte sie, während er sie eilig zum Park führte, würden sie ein Bett haben. Eines Tages würden sie sich Zeit lassen können und es wirklich genießen, sich zu lieben. Eines Tages, bald schon, würden sie verheiratet sein, und dann würde es kein verstohlenes Gefummel an heimlichen Orten mehr geben. Sie freute sich schon auf diesen Tag. Vielleicht würde sie dann nicht mehr von Träumen gequält werden. Träume von einem Fremden, dem sie nur ein einziges Mal begegnet war.
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    Ägypten, 1. März 1879
    Für einen Dieb war Basim nicht besonders groß oder bedrohlich. Tatsächlich besaß er die offene, angenehme Miene eines byzantinischen Heiligen. Selbst in seinen Augen war kaum Arglist zu erkennen. Kein schlechter Trick, dachte Archer bei sich, und einer, der höchstwahrscheinlich schon so manchen Mann das Leben gekostet hatte. Nun ruhten diese großen braunen Augen mit einem Ausdruck offener Freundschaft auf Archer, während Basim berichtete, was er über Daouds Tod wusste. Wirklich, diese Augen versuchten Archer in dem Glauben zu wiegen, dass der Mann ihm nur helfen wollte, dass er diesmal keinerlei falsches Spiel trieb.
    Doch Archer wusste es besser.
    »Was hatte der Tote bei sich?«, fragte er.
    Basims Ausdruck veränderte sich nicht. »Eine Brieftasche, mit hundert englischen Pfund darin. Und eine Goldene Taschenuhr, in England hergestellt.« Er rümpfte leicht die Nase, als wolle er seine Missbilligung darüber zum Ausdruck bringen, dass ein Muslim sich mit englischen Gegenständen ausstaffierte.
    Daoud war halb Ägypter, halb Engländer gewesen. Ein Leben als ewiger Außenseiter, in dem er angestrengt versucht hatte, seinen Platz zu finden. Kurz wurde Archer die Brust eng vor Traurigkeit. Schließlich schien sein Freund sich mit seinem Los zufriedengegeben zu haben, nur um bald darauf ermordet zu werden.
    »Was noch?«, fragte er weiter.
    Blinzelnd blickte Basim zu ihm hoch. »Was noch, Effendi? Aber das war alles.« Seine Augenwinkel verengten sich kaum merklich. Mehr brauchte Archer nicht zu sehen.
    Er beugte sich vor und nutzte dabei seine große und kräftige Statur, um den Mann einzuschüchtern. »Vor einer Weile hätte ich dieses Spielchen noch mitgespielt. Aber ich bin müde, deshalb werde ich meine Antworten jetzt gleich bekommen.« Dieses Eingeständnis von Schwäche veranlasste die Diebe um ihn herum aufzuhorchen, als witterten sie einen Vorteil. Er lachte, tief und voll.
    Bei diesem Geräusch straffte Basim das Rückgrat, und hinter ihm verengte Amar die Augen zu Schlitzen.
    »Ihr habt keine Ahnung, womit ihr es zu tun habt.« Archer hob die Hand zu der um seinen Kopf geschlungenen Kufija und ließ das Tuch von seinem Gesicht gleiten.
    Die Männer wurden leichenblass. Archer packte Basim am Kragen seiner Galabija und riss ihn zu sich heran.
    »Ifrit, ifrit«, stammelte der Dieb in hilflosem Entsetzen, während seine Kumpane schreiend davonrannten.
    Archer grinste. »Nenn mich ruhig so, wenn es dir gefällt.« Es machte ihm nichts aus, für einen Dämon gehalten zu werden. Schließlich war es von der Wahrheit nicht allzu weit entfernt. »Aber du wirst mir alles erzählen. Ich weiß, dass du es warst, Basim Awad, der meinen Freund getötet hat.
    Wer hat dich zu dieser Tat angestiftet? Sag es mir. Oder soll ich dir das Herz aus dem Leib reißen und dir zeigen, welche Farbe es hat?« Basim zuckte zusammen. »Soll ich deine Seele zum Abendbrot verspeisen?«
    Noch während dieser Worte durchlief Archer ein eisiger Schauer, denn ein Teil von ihm flüsterte, dass er es wirklich tun sollte. Wut und Hilflosigkeit bauten sich in seinem Innern auf, so dass er Basim brutal schüttelte, bis er fürchtete, dem Mann den Kopf abzureißen.
    Basim schnappte erstickt nach Luft, bevor er seine Stimme wiederfand. »Ich weiß nicht, wer, Effendi. Nur dass er Engländer war. Er blieb im Schatten und hat uns gut bezahlt. Goldmünzen. Seltsame Münzen.«
    Archer knirschte mit den Zähnen. »Was für Münzen?« Doch er kannte die Antwort bereits, und ein schwerer Kloß bildete sich in seiner Magengrube.
    »Münzen mit dem Gesicht des Mondes darauf«, stieß Basim hervor.
    Archers Entschlossenheit verließ ihn. Er stieß den Mann von sich und kehrte ihm den Rücken, während der Dieb sich aufrappelte und hastig in die Nacht verschwand. Der West Moon Club. Darauf lief es immer wieder hinaus, nicht wahr? So sehr er sich auch bemühen
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