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Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Titel: Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz
Autoren: Alf Leue
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schlug dumpf auf dem Boden auf. Mit weit aufgerissenen Augen starrten Petz und Berthold den Mönch an, der wie selbstverständlich dort vor ihnen stand, obwohl er doch eigentlich hätte tot sein müssen.
    „Augustein!“, riefen beide wie aus einem Munde.
    Augustein lächelte. „Ja, so ist es, ich bin es tatsächlich.“
    Berthold sprang auf und nahm ihn in die Arme. „Wie, um Himmels Willen, ist das möglich? Wir dachten, du seiest tot.“
    Auch Petz kam heran und drückte ihn an sich.
    „Ja, das war ich auch fast“, sagte Augustein mit erstickter Stimme, da ihm Petz’ feste Umklammerung fast den Atem nahm. Dieser ließ ihn los, fasste ihn an beide Schultern und senkte seinen Blick zu Boden. „Ich habe dich zurückgelassen“, sagte er schuldbewusst.
    Augustein griff versöhnlich Petz’ Hände. „Ja, aber das musstest du tun. Ich hätte es auch getan. Du konntest nichts ausrichten.“
    „Aber wie zur Hölle hast du das angestellt?“, wollte Petz wissen.
    „Ich lag lange ohnmächtig und blutend im Wald. Als ich aufwachte, war niemand zu sehen und so schleppte ich mich bis zu einem Querweg, dann brach ich zusammen. Das nächste, was ich weiß, ist, dass sich dieser junge Mann dort“, sein Finger wies auf Hermann Etzelroth, „über mich beugte und mir die Stirn mit feuchten Lappen kühlte, denn ich fieberte und meine Wunde hatte sich entzündet.“
    Alle Blicke richteten sich auf Hermann, der sich aus Dreck und Schnee erhoben hatte und mit schmerzverzerrtem Gesicht Mund und Nase betastete.
    „Hermann Etzelroth hat dich gesund gepflegt?“
    „Ja, Berthold, es war tatsächlich so. Du kannst mir glauben, dass ich nicht minder überrascht war als du jetzt, aber so war es.“
    Berthold wandte sich an Hermann: „Wie kam es dazu, Etzelroth? Sprich!“
    „Als ich von deinem Hof geflohen bin, hatte ich nur eins im Sinn. Ich wollte fort. Fort von meinem Vater, der mich nie geliebt hatte, und fort aus dem Wildbann. Ich hatte Angst und war verzweifelt. Freunde hatte ich keine, und die, die ich dafür hielt, waren immer nur auf mein Geld und meine Stellung aus. Und in Langen und Dreieich war ich verhasst.“
    „Das war dein eigener Verdienst!“, warf Berthold ein.
    „Ja, das ist richtig. Ich beklage mich hier auch nicht über das, was ich selbst zu verschulden habe, sondern erkläre nur, was geschehen ist. Ich stahl ein Pferd und ritt zunächst ziellos umher. Getrieben von blindem Rachedurst, habe ich mich dann erneut versündigt. Ich hasste meinen Vater und diesen Ulrich von Hachberg, also verriet ich sie. In einem Schreiben an den Mainzer Erzbischof Diether von Ysenburg gestand ich alles, was ich von ihren Machenschaften wusste. Damit lieferte ich die beiden aus. Dass Hachberg hingerichtet wurde, bereue ich nicht, aber durch diesen Verrat klebt auch das Blut meines eigenen Vaters an meinen Händen.
    Hermann Etzelroth schwieg und blickte einen Moment lang auf seine Hände, als seien sie blutbefleckt. Dann fuhr er leise fort: „Wie tief war ich gesunken. Ich hatte keine Hoffnung mehr. Ich war verloren. Viele Wochen war ich unterwegs, bis ich auf einen Benediktinermönch traf, der auf dem Weg in sein Kloster Schönau ganz in der Nähe von St. Goarshausen war. Sein Name ist Jonas. Wir kamen ins Gespräch und ich beichtete ihn all das, was mich bedrückte. Ich muss wohl einen sehr verzweifelten Eindruck auf ihn gemacht haben, denn Bruder Jonas bot mir an, ihn zu begleiten und eine Zeit im Kloster zu verbringen, wenn ich dort beten und bereuen würde. Denn ein reuiger Sünder, auf den rechten Weg gebracht, sei mehr wert als tausend Fromme. Und so ging ich mit ihm.
    Im Kloster verging die Zeit nur langsam, aber ich genoss die Abgeschiedenheit und das Leben in Stille und Demut. So sehr, wie ich vorher die Völlerei und das Böse genossen hatte. Irgendetwas ergriff mich und ließ mich nicht mehr los. Ich hatte es noch nie zuvor gespürt. Es war Liebe, die Liebe des Herrn. Er liebt mich, obwohl ich ein solch erbärmlicher Sünder bin. Diese Erkenntnis veränderte mein Leben. Nach drei Monaten fasste ich einen Entschluss und bat den Abt, mich als Laienbruder aufzunehmen, was er nach einigen Diskussionen und dank Fürbitten meines Mentors Bruder Jonas auch tat. Seitdem war ich dort. Mein altes Leben war vergessen und ich hatte von Gott, unserem Herrn, die Gnade einer neuen Geburt geschenkt bekommen.
    Doch die Mühlen des Herrn mahlen langsam, aber unendlich fein, denn eines Tages, es war um den ersten Advent herum,
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