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Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Titel: Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz
Autoren: Alf Leue
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erste Geschenk ist etwas, das dir die zugefügten Schmerzen und das erlittene Unrecht etwas versüßen soll und dich in die Lage versetzt, die Familie, die du mit Katharina Kufner gründen willst, auch standesgemäß zu versorgen.“
    Mit diesen Worten drückte er dem erstaunten Berthold einen Beutel aus feinstem Rindsleder in die Hand. Als Berthold das Gewicht des Beutels spürte und einen Blick hineinwarf, konnte er es nicht glauben. Er war voller Goldmünzen.
    „Aber Herr von Sicking, das ist zuviel!“
    „Nein, ist es nicht!“, widersprach von Sicking. „Es sind genau zwanzig Goldgulden. Und Graf von Ysenburg hält das für durchaus angemessen. Allerdings ist dieses Geschenk an eine Bedingung geknüpft.“
    Fragend hob Berthold den Kopf.
    „Graf von Ysenburg bittet dich, ihm auch fürderhin bei Bedarf als Berater zur Seite zu stehen und ihm alles mitzuteilen, was du …“, er machte eine kurze Pause, räusperte sich und sprach weiter, „… was du siehst.“
    „Was ich sehe?“
    „Ja, was du siehst.“
    Wenzel von Sicking betonte das so seltsam, das Berthold rasch begriff, was er meinte. „Ihr meint, was ich erahne?“
    „Ja, so sollte man es wohl besser sagen.“
    „Ihr glaubt nicht so recht an meine Fähigkeiten, nicht wahr?“, schmunzelte Berthold.
    „Es ist nicht an mir, das zu bewerten“, wich von Sicking aus.
    „Nun, so lasst Euch gesagt sein, das auch ich lange Zeit nicht daran geglaubt habe. Aber meine Antwort ist natürlich Ja! Und ich hätte dem auch ohne dieses fürstliche Geschenk zugestimmt.“
    „Doch nun sieh, was uns das Schicksal noch in die Hände gespielt hat“, fuhr von Sicking fort. „Du weißt, dass Wolfram Etzelroth, dieser Verräter und Mörder, seiner Strafe zugeführt wurde. Als man ihn zusammen mit Ulrich von Hachberg und dessen Männern ergriff, hatte er das hier bei sich.“
    Wenzel von Sicking schlug das Tuch nun vollends zur Seite und auf dem Tisch lag ein unscheinbares Büchlein, das in einen ledernen Umschlag gebunden war.
    „Was ist das?“, fragte Berthold neugierig.
    „Das, mein lieber Berthold, sind die Aufzeichnungen deines Freundes Franz, der sich in dem Buch als Francisco di Giacomo zu erkennen gibt. Unsere Männer haben es Wolfram Etzelroth bei seiner Gefangennahme abgenommen. Es enthält wirre Worte, Rezepturen und seltsame Geschichten, aus denen niemand schlau geworden ist. Manche munkelten, es sei ein Zauberbuch. Nun, vielleicht ist es das, aber für mich ist es einfach nur dummes Zeug. Für dich jedoch soll es das Andenken an einen Menschen bewahren, den du liebtest. Mach damit, was du willst.“
    Berthold war blass geworden. Wieder eine Wahrheit aus seiner Vision. Erst der rote Rabe auf Sarenno di San Pietros Wappenhemd, jetzt das Buch. Das Buch, das er in seinem Traum von dem Schwan auf den Zinnen von Burg Maus erhalten hatte und das ihm durch die Finger geglitten war. Doch er fasste sich schnell wieder, nahm hastig das Buch und schlug die Seiten auf. Einiges kam ihm vertraut und bekannt vor, doch er konnte es nicht deuten. Manche Worte verstand er, doch das meiste erschien auch ihm als die Gedanken eines verwirrten Geistes. Vieles war in Latein, einiges in Italienisch verfasst und Berthold beherrschte weder die eine noch die andere Sprache. Und doch wusste er, dass das Buch all das enthielt, was er wissen musste. Sarenno di San Pietro hatte also Unrecht gehabt. Nichts war verloren! Berthold legte das Buch auf den Tisch zurück, griff Wenzel von Sickings Hände und kniete nieder. „Ich danke Euch so sehr, Ihr ahnt es nicht!“
    „Steh auf, ich bin nicht dein Kaiser! Und eigentlich hast du das Buch nicht mir oder unseren Leuten zu verdanken, sondern jemandem, von dem du es wahrhaftig nicht erwarten konntest.“
    Berthold stand zögerlich auf und sah von Sicking fragend an. „Wer sonst könnte mir dieses Geschenk gemacht haben?“
    „Hermann Etzelroth.“
    „Her-Hermann Etzelroth?“, stammelte Berthold erstaunt.
    „Ja. Es klingt unglaublich, aber wir erhielten den Hinweis über den Aufenthaltsort seines Vaters und Ulrichs von Hachberg von ihm. Er spielte uns einen Hinweis zu, der mit seinem Namen unterschrieben war. Wie sehr muss man seinen eigenen Vater hassen, um ihn so zu verraten? Hermann wusste doch genau, was Wolfram Etzelroth blüht, wenn wir ihn erwischen.“
    „Und Hermann selbst?“, wollte Berthold wissen.
    Wenzel von Sicking zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Wir haben nie wieder etwas von ihm gehört, aber was kümmert
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