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Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Titel: Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz
Autoren: Alf Leue
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fast lieb gewonnen über all die Monate.“
    Petz nahm Berthold freundschaftlich in die Arme.
    „Alles fügt sich zusammen“, sagte Berthold leise.
    Petz nickte. „Ja. Alles fügt sich zusammen. Franciscus war Franz und Franz war Francisco. Und alles, was er gesagt hat, ist eingetreten. Ich konnte Franciscus Gerechtigkeit widerfahren lassen und seinen Richter bestrafen. Welch Schicksal, dass ich diesen Mann hier treffen konnte. Doch das Wichtigste ist, dass wir leben.“
    „Ja“, sagte Berthold, während er sich seinen Hals an der Stelle rieb, wo noch bis vor kurzem Nymandus’ Schwert drohend über seinem Adamsapfel saß, „das ist das Wichtigste. Und nun?“
    „Du bist frei, Berthold! Und ich meine nicht nur jetzt, sondern wohl für immer. Befreit von einer Bedrohung, die immer über dir und deiner Familie schwebte.“
    „Ja, so scheint es wirklich. Ich kann es noch gar nicht fassen.“
    Berthold schleppte sich mühsam zu Sarenno di San Pietros Leichnam hinüber. Ihn schmerzten die Glieder, hatte er doch die ganze Nacht gefesselt und in einer unglücklichen Haltung auf dem Boden sitzend an einem Scheunenbalken zubringen müssen. Er betrachtete kurz den Leichnam, griff dann nach Petz‘ Schwert und zog es mit einem Ruck aus dem toten Körper. Sarenno di San Pietros Umhang blieb an der Klinge hängen und fiel zur Seite. Plötzlich wich die Farbe aus Bertholds Gesicht und er zitterte am ganzen Körper. Dann stammelte er: „Nie, nie wieder werde ich zweifeln, Franz, bei meiner Seele!“
    Petz erschrak. „Was ist los?“
    Er ging zu Berthold, der nur dastand und wie abwesend auf die Brust des Toten zeigte, der nun auf der Seite auf dem halb gefrorenen Waldboden lag.
    „Die Vision! Der Traum, der keiner war! Franz! Petz, sieh doch nur!“
    Petz strengte sich an, konnte aber nichts Außergewöhnliches erkennen. Alles, was er sah, war ein toter Mann mit einer klaffenden Wunde in der Brust, deren blutiger Umriss sich auf dem Wappentier des Umhangs zeigte. Einem roten Raben.
    „Vielleicht magst du mir ja später erzählen, was dich hier so erschreckt, aber nun lass uns gehen.“
    „Wir sollten sie begraben“, sagte Berthold.
    Petz nickte nachdenklich. „Dieses Mal gebe ich dir recht.“
    Wortlos begannen er und Berthold, Sarenno di San Pietro und Nymandus die Wappenhemden und Umhänge auszuziehen und sie in das neu entfachte Feuer zu werfen, wo sie verbrannten. Niemand sollte wissen, wer diese beiden Männer waren. Sie sollten vergessen und nie erkannt werden. Dann schleiften sie die Leichen an den Füßen in den Wald. Als Berthold Sarenno die San Pietros Füße auf den Waldboden fallengelassen hatte, kniete er sich neben ihn. Neben den Mann, der bis vor kurzem noch die größte Bedrohung seines Lebens gewesen war. Nun war er tot.
    Aus Sarennos Raubvogelgesicht war alles Blut gewichen. Sein Mund stand halb offen und seine Augen starrten leer in die Baumwipfel. Seine krallenartigen Hände hatten sich verkrampft, so als hätten sie das aus ihm weichende Leben noch festhalten wollen.
    „Ihr habt also einen Bären sterben und Euch selbst davonfliegen sehen?“, sagte Berthold zu dem Toten. „Nun, gerade Ihr hättet wissen müssen, dass auch Eure Ahnungen und Visionen stets nur eine mögliche Wendung des Schicksals gezeigt haben, der tatsächliche Ausgang jedoch immer auch ein anderer sein konnte. Nun habt Ihr Gewissheit, aber fliegen werdet Ihr nie wieder.“
    Berthold erhob sich. Erst langsam begriff er, was der Tod Sarenno di San Pietros für ihn bedeutete. Er war frei und die Bedrohung von ihm und seiner Familie genommen! Doch es bedeutete auch, dass das Geheimnis der Brüder des Schwans für immer verloren war. Der Legat hatte es mit auf seine letzte Reise genommen.
    Berthold bückte sich, zog Sarenno di San Pietro die goldenen Ringe von der Hand und schleuderte sie tief ins Halbdunkel des Waldes. Dann trug er mit Petz mühsam große Steine und Äste zusammen, mit denen sie die beiden Toten bedeckten. Die Geschichte des Monsignore di San Pietro und seines unbekannten Gehilfen sollte hier enden und niemand sollte je imstande sein, ihr Schicksal nachzuvollziehen. Als der letzte Stein die Leichname bedeckt hatte, sagte Petz: „Nun, ein Gebet mag wohl keiner von uns für diese Teufel sprechen, auch wenn Augustein uns dafür gescholten hätte.“
    Sofort biss er sich auf die Zunge.
    „Augustein! Mein alter Freund!“, rief Berthold. „Wo ist er, wie geht es ihm?“
    Petz sah Berthold traurig an und erzählte
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