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Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Titel: Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz
Autoren: Alf Leue
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klopften zwei Kaufleute an die Pforte des Klosters und brachten auf ihrem Wagen einen halbtoten Mönch mit, der eine Pfeilwunde im Rücken hatte. Ich habe ihn sofort erkannt. Meine Vergangenheit hatte mich eingeholt. Doch welch weitere Gnade, denn ich durfte Buße tun und meine Taten mit Gutem vergelten. So bat ich darum, diesen Mönch gesund pflegen zu dürfen. Als Augustein wieder genesen war, habe ich lange mit ihm über all das, was geschehen war, gesprochen. Und er hat mich darin bestärkt, wieder nach Langen zurückzukehren. Mein Ziel ist nur das, was Augustein dir auch schon gesagt hat: Ich komme, um mein Leben in deine Hände zu legen, Berthold. Ich bitte um Verzeihung, nicht um Gnade, denn die gibt nur der Herr allein.“
    Mit diesen Worten kniete Hermann vor Berthold nieder und neigte seinen Kopf. Berthold stand regungslos da. Bilder schossen durch seinen Kopf. All das Übel, die Monate der Flucht und Unterdrückung, die erlittenen Schmerzen und Sorgen, all das Unrecht und die vergeudeten Menschenleben. Wut stieg in ihm auf. Doch er hatte er seine Entscheidung bereits getroffen.
    „Steh auf, Hermann Etzelroth. Ich reiche dir nicht die Hand, ich schließe dich nicht in meine Arme, doch ich vergebe dir. Das, was du an Augustein und deinem schlechten Charakter vollbracht hast, genügt mir. Ich glaube dir und denke, dass dies bislang in deinem Leben das Einzige war, was du richtig gemacht hast.“
    Hermann erhob sich mit zitternden Beinen und weinte. „Ich danke dir!“
    Berthold wandte sich an Augustein. „Und du, darf ich dich in unserem Haus als Gast begrüßen? Wie lange wirst du bleiben?“
    Augustein schüttelte mit traurigen Augen den Kopf. „Gar nicht, Berthold. Auch ich habe mich an der Schöpfung vergangen und werde Buße tun. Ich habe getötet und gelogen, bin vor meinen Sünden und Gott geflohen. Ich werde mit Hermann als Bettelmönch ein Jahr umherziehen und das Wort des Herrn predigen.“
    Berthold sah, dass es Augustein ernst war. „Sehen wir uns wieder, mein Freund?“
    „Wenn Gott es will.“
    „So habe ich dich verloren, für einen Augenblick zurückgewonnen und soll dich nun schon wieder verlieren?“
    „Einen wahren Freund kann man niemals verlieren!“
    Sie fielen sich in die Arme und selbst der riesige Petz hatte einen feuchten Schimmer in seinen Augen, als sie sich verabschiedeten und einander Glück wünschten. Dann gingen die beiden Bettelmönche durch die Nacht und verschwanden im Dunkel auf dem Weg, der nach Dreieichenhayn führte.
     

     
    Berthold saß mit Katharina im Gras. Er hielt ihre Hand und sie schauten beide einem Vogelpärchen zu, das im Geäst der alten Eiche ihr Nest baute. Es war ihre Wiese und ihr Frühling. Niemand konnte ihnen jetzt ihr Glück noch rauben. Es war der 6. Mai 1463. Der Tag des ersten Maigedings, das der neue Vogt abgehalten hatte. Und alle Bürger waren mit dem Gefühl nach Hause gegangen, dass nach den Jahren der Vetternwirtschaft und der Angst nun endlich wieder Recht und Ordnung herrschten.
    Katharina sah Berthold verliebt von der Seite an. „Freust du dich schon?“
    „Was für eine Frage! Ob ich mich auf den Tag in meinem Leben freue, an dem ich endlich die Frau heiraten kann, die ich schon mein ganzes Leben lang liebe?“
    Er küsste sie zärtlich und strich ihr durchs Haar. „Abgesehen davon bin ich es auch leid, immer in irgendwelchen Büschen zu verschwinden, wenn ich mein Weib nackt sehen will.“
    Katharina stupste ihn an und sagte mit gespielter Empörung: „Hör auf, das ziemt sich nicht! Man könnte meinen, es mache dir Spaß.“
    Dann saßen sie wieder nur minutenlang einfach da und genossen die Strahlen der warmen Frühlingssonne auf ihrer Haut.
    „Hast du noch einmal Ahnungen gehabt?“, fragte Katharina und sah Berthold an.
    „Ja, ich habe oft Ahnungen. Aber es ist nichts, was dich ängstigen müsste, ganz im Gegenteil.“
    „Was hast du gesehen?“
    „Ich kann dir entweder sagen, was ich gesehen habe, was dir nicht helfen wird, denn die Bilder sind schon für mich eine Herausforderung, oder aber ich sage dir, welche Bedeutung ich hinter ihnen vermute.“
    „Sage mir, was sie bedeuten. Aber ich mag keine Taten von schwarzen Reitern, Raben und Bären erzählt bekommen.“
    Berthold lachte. „So etwas habe ich zum Glück nie wieder gesehen. Ich glaube, dass unser eigentlicher Fürst, Graf Diether von Ysenburg, wieder an seinen Platz treten kann.“
    „Du meinst, er wird wieder Kurfürst und Erzbischof von
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