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Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)
Autoren: Mona Misko
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Ungeduldig tippte sie Bongart an.
    „ Wie lange dauert das noch? Ich werd langsam verrückt.«
    Bongart zuckte die Schultern und sah sie aus seinen braunen Augen traurig an, als wolle er sagen: Wäre ich nur dabei gewesen, dann wäre das alles nicht passiert.
     
    Schon am Klacken ihres Schritte erkannte Anke sie. Birgit nahte. Ihr Gesicht weiß, wie die Wände im Flur einmal gewesen sein mussten. Unweigerlich rückte Anke ein Stück auf der Bank zur Seite, doch Birgit blieb vor ihr stehen.
    „ Und? Schon etwas gehört?«
    Anke schüttelte den Kopf. „Aber es kann nicht mehr lange dauern.«
    Wie lange warte ich hier bereits? Bongart ist irgendwann dazu gekommen und jetzt Birgit.
    Das alles um sie herum machte Anke fix und fertig, weil sie die meiste Zeit über gedanklich bei Wolf war. Es kostete sie erhebliche Beherrschung, sich auf das unmittelbare Geschehen zu konzentrieren. Hauff war ihr nicht egal, weiß Gott nicht, aber um Wolf machte sie sich größere Sorgen. Mit der freien Hand tastete sie nach ihrem Handy in der Jackentasche. Sie hatte es einfach gegen die Regeln angelassen und auf Vibration gestellt. Aber es vibrierte nicht. Anke riskierte einen Seitenblick zu Birgit, die sich neben sie gesetzt und die Lider gesenkt hatte und zu beten schien. Nachts im Krankenhaus. Unheimlich. Es ist nicht das erste Mal. Anke fröstelte unversehens, während ihr simultan ein Schauer über den Rücken lief. Er verstärkte sich unweigerlich, als sie aus Richtung OP-Saal Schritte vernahm. Zugleich standen sie alle drei auf. Birgit lief dem weißen Kittel entgegen. Der Arzt sah sie aufmunternd an.
    „ Die Operation ist gut verlaufen. Er wird gesund werden.«
    Birgit schluchzte auf. „Kann ich zu ihm?«
    „ Morgen. Geben Sie ihm noch etwas Zeit.« Er wandte sich halb ab. „Gute Nacht, meine Herrschaften, fahren Sie heim. Es gibt nichts mehr für Sie zu tun.« Zu Birgit hin versicherte er: „Ich lasse Sie sofort anrufen, sobald er aufwacht.« Nachdem er noch einmal in die Runde genickt hatte, entfernte sich der Arzt.
     
    Der Regen hatte aufgehört, aber der Wind pfiff um das Gebäude. In vorgebückter Haltung hasteten sie zum Parkplatz. Rasch riefen sie Bongart ein „Tschüss« zu, der ebenfalls zu seinem entfernter stehenden Wagen hetzte. Kaum saßen sie im Auto, fragte Birgit: „Können wir zu dir fahren? Ich drehe durch zu Hause.«
    Anke, die sich mehr schlotternd vor Anspannung denn vor Kälte auf dem Beifahrersitz anschnalle, nickte nur. Ihre Gedanken waren abermals mit Wolf beschäftigt. In ihrer Fantasie sah sie ihn in einer unterirdischen Höhle hocken, die Arme um seine Brust geschlungen. Ein enges Loch, in dem er sich kaum bewegen konnte und dessen Eingang mit einem dicken Felsen verschlossen gehalten wurde. Lass das Grübeln, es hilft nichts und beruhigt mich auch nicht.
    Erst nach einer Verzögerung gab sie Birgit eine Antwort.
    „ Klar doch«, murmelte Anke zu ihr herüber, „beruhige dich, wir haben‘s im Moment beide nicht leicht.«
    „ Wenn Koll gescheit ist, bringt er ihn nicht um.«
    Herrgott, Maria, Jesus Christus mit Gott, lass Wolf nichts geschehen.
    „Aber wenn ich daran denke, dass er keine Skrupel hatte, eine Handgranate nach Polizisten zu werfen ... und sein Haus in Brand zu setzen?«
    »Alles wird gut.«
    Nach diesen Worten schwiegen sie eine Weile.
    „ Das ist er!«, verlautete Anke nervös in die Stille und holte ihr Handy aus der Jackentasche. Birgit fuhr hinter dem Steuer zusammen. „Mensch, kannst du nicht vorwarnen, ehe du losschreist!«
    „ Ja!«, rief Anke in die Muschel, und zwar so schnell, dass sie die Nummer auf dem Display nicht wahrgenommen hatte. Im nächsten Augenblick verzog sie enttäuscht den Mund. „Oh, Bongart, was gibt‘s.«
    Sie hörte einige Sekunden zu. Erst wurde ihr heiß und anschließend kalt, dann kribbelte ihr gesamter Körper. Rasch schaute sie zu Birgit und nickte heftig.
    „ Und das ist tatsächlich wahr, Bongart? Oh Mann, wir kommen!«
    Auf Birgits gerunzelte Stirn hin reagierte Anke mit dem Ausruf: „Zum Präsidium, beeil dich, zum Teufel, fahr schon!«

37
    Im Präsidium fand sie Wolf in Hauffs Büro auf einem der zwei Stühle vor dem Schreibtisch, Bongart dahinter. Anke lief auf ihren Mann zu. Ohne dass er sich wehren konnte, bedeckte sie sein Gesicht mit Küssen, bis Wolf ihren unverletzten Arm packte und sie auf dem Nebenstuhl niederdrückte.
    „ Du zitterst ja.«
    „ Der freudige Schock« Anke kicherte einige Sekunden aufgelöst vor sich
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