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Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)
Autoren: Mona Misko
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Das Geheul eines überdrehten Motors entzweite die Stille. Reifen quietschten. Der Wagen schoss davon. Mit dem Jaulen der Reifen kam Leben in Hauff und die beiden Kampfanzüge. Froh, endlich die Ohnmacht abschütteln zu können, rannten sie mit gestreckten Waffen dem davon rasenden Wagen nach, als könnten sie ihn noch einholen. Anke schüttelte den Kopf wegen der verpufften Energie über das von vornherein zu erkennende, sinnlose Unterfangen. Schüsse fielen.
    »Was ist mit Wolf!?«, schrie Anke Hauff an. Bist du verrückt?!«
    Sie hatten einen der Reifen getroffen. Der Wagen geriet in Schlingern, fuhr aber weiter.
     
    Auf der gepflasterten schmalen Straße sprangen die neugierigen Gestalten schreiend und panisch zur Seite, als der Wagen der Flüchtenden auf sie zu raste. Zugleich peitschten Schüsse durch die Luft, die die verfolgenden Polizisten noch immer abgaben. Anke schaffte kaum, das alles aufzunehmen, als eine verheerende Detonation fast ihr Trommelfell platzen ließ. Augenblicklich wusste sie nicht mehr, was um sie herum geschah. Für einige Sekunden hatte sich ihr Bewusstsein vor Schreck zurückgezogen. Als sie wieder zu sich kam, schienen ihre Lungen auseinander bersten zu wollen. Sie bekam keine Luft. Und sie lag am Boden. Und sie blutete am Arm. Und hinter ihr schien es zu brennen. Menschen schrien durcheinander. Was ist passiert? Eine Explosion, eine Granate oder was? Hauff oder Fabio? Sie hob den Kopf und blickte sich panisch um. Das Anwesen ...
    Im nächsten Moment schloss sie kreischend die Augen und hielt sich die Ohren zu. Noch eine Explosion! Bin ich von allen guten Geistern verlassen, hier liegen zu bleiben und auszuharren. Im nächsten Augenblick stand sie, den Schock in allen Gliedern, wackelig auf ihren Füßen. Und da endlich bemerkte sie, dass der Krach vom Himmel kam. Gott sei Dank, nur ein Gewitter. Hatte jetzt ein Blitz das Anwesen in Brand gesetzt oder Fabio Koll mittels Fernzündung? Was hatte er zu Laura gesagt: »... nicht mehr viel Zeit, bis es hier losgeht.« Es gab kein Zweifel. Das  Haus stand in hellen Flammen und Anke war plötzlich sicher, dass Fabio Koll seine Hände mit im Spiel hatte. Verstört schaute sie in die Runde, versuchte, sich rasch ein Bild zu machen. Hat Fabio zusätzlich eine Granate aus dem Wagenfenster geworfen, um seine Verfolger abzuwimmeln? Hat er tatsächlich seine Villa in Schutt und Asche gelegt, um Beweise zu vernichten? In Kauf genommen, sowohl Unschuldige und auch Polizisten zu töten?
     
    Die Druckwelle hatte sie alle zurückgeworfen. Anke fragte sich, ob Hauff vorher noch eine Fahndung hatte durchgeben können? Geistesgegenwärtig drückte Anke auf ihrem Handy die 112. Während sie zu den Verletzten hastete, betastete sie ihren blutenden linken Arm. Erst jetzt realisierte sie, dass sie verletzt war. 
    Der schlagartig einsetzende starke Regen klatschte auf die verletzten Gestalten. Schreie gellten durch die mehrfach folgenden Donnerschläge. Einer der Kampfanzüge lag auf dem Rücken und hielt sich stöhnend seinen blutenden Kopf, der andere schien weniger getroffen zu sein. Immerhin versuchte er, sich zu dem weiter vorne regungslos liegenden Hauff vorzurobben. Anke erreichte Hauff vor ihm. Als auch der Kampfanzug bei ihnen war, fing Anke seinen Blick auf, der sagte: Bitte kümmere dich um ihn, während er selbst über Funk einen Krankenwagen orderte und die Fahndung nach der Limousine durchgab. Anschließend stieß er unschöne Verwünschungen auf die Flüchtenden aus. Anke erfasste der zweite Schock, als sie Hauff blutüberströmt und anscheinend von der Handgranate schwer verletzt daliegen sah. In seiner Brust etliche Splitter.
    Alles schief gegangen.
     
    Sie saßen auf einer Bank im Flur der Notaufnahme. Anke eingehüllt in einen krankenhauseigenen Bademantel, denn ihre Kleidung hing zum Trocknen vor der Heizung im Schwesternzimmer. Neben ihr Reiner Bongart, Hauffs Vertretung, die jetzt mit dem Fall betraut war. Er war so hochgewachsen, dass er Anke noch im Sitzen um einen Kopf überragte. Seine feingliedrigen Finger fuhren nervös über sein Oberlippenbärtchen, so grau wie seine Haut und seine Kopfhaare. Dabei war er erst fünfundvierzig.
    „ Natürlich wird er durchkommen«, behauptete Anke energisch. Etwas anderes konnte sie sich nicht ausmalen. Birgit ohne Mann, unmöglich. Anke zupfte unruhig an dem Klettverschluss der Armbinde, von der ihr frisch versorgter Arm steif und fest umschlungen war. Die Verletzung war nicht der Rede wert.
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