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Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)
Autoren: Mona Misko
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unverständlichen Laut aus. Sie wagte sich Wolfs möglichen qualvollen Tod nicht auszumalen, weil sonst die nackte Panik mit Riesenklauen nach ihrem Verstand greifen und sie somit am Denken hindern würde. Unvermittelt fror sie entsetzlich. Zudem hatte es sich abgekühlt und in der Ferne grummelte es. Ihre Nerven lagen vor Anspannung blank. Der Wind legte an Stärke merklich zu und peitschte Ankes Worte herüber zu Fabio.
    „ Das ist Menschraub!«
    Er lachte auf. Anke fluchte innerlich. Koll schickte nicht nur das Grauen in ihre Adern, sondern versetzte sie auch in Wut über die Hilflosigkeit. Anke sah, wie Hauff den beiden Polizisten einen eindeutigen Blick zuwarf, worauf die Männer Laura und Paola freiließen.
    Steigt ein!«, forderte Koll energisch und nickte mit dem Kopf in Richtung Einfahrt. „In den Wagen dahinten. Und Paola, nimm Mutter mit!«
    Es folgte eine rasche, ruhige Übergabe, wobei Fabio seine Waffe so einsetzte, dass klar war, er würde jeden erschießen, der sich näherte.
    Nur Laura blieb, wo sie war.
    „ Laura, verdammt, steig in den Wagen!«
    „ Mutter!«, rief Laura hinter den beiden her, denn Paola hatte mit der seltsam gebrechlich wirkenden Gestalt das Fahrzeug erreicht und wollte sie auf den Rücksitz schieben. Nach Lauras Ruf hielt sie inne. Im nächsten Moment schickte Laura ihren Blick zu ihrer Mutter, die in Paolas Armen abwartend vor der geöffneten Wagentür stand. Anke atmete kaum.
    „ Mutter! Fabio war es nicht!, schrie Laura zu ihr herüber. „Ich ...!«, und trommelte mit beiden Fäusten auf ihren Brustkorb, „ich habe Vater getötet, nicht Fabio!«
    „ Halt den Mund, du dumme Gans!«, fauchte Fabio seine Schwester an. „Steig endlich ein! Hier wird es bald brenzlig.«
    Als gelte sein Aufruf Paola, wollte sie Mutter Koll in den Wagen schieben, doch diese fuhrwerkte so lange mit den Armen, bis Paola zurückwich. Über das Autodach starrte die alte Dame ihre Tochter Laura.
    „ Du? Du, mein kleines Mädchen? Du hast mit deinen kleinen Händen Vater erstochen?«, stammelte sie.
    Sie scheint einen lichten Moment zu haben.
    Ungläubig schaute Anke in das derart mitfühlende Gesicht von Maria Koll. Es galt eindeutig nicht ihrem ermordeten Mann, sondern ihrer Tochter Laura, die bereits als Kind so etwas Furchtbares tun musste, wie einen Menschen zu töten. Grotesk. Die sind alle verrückt, die ganze Varelli-Kollsippe.
    „ Wie hast du das mit deinen zwölf Jahren nur geschafft, wie?«
    „ In den Rücken«, schluchzte Laura auf, „als er sich hinterher, nachdem er ...« Laura stockte. Hastig wischte sie sich die Tränen fort. „Es war ganz leicht. Ich habe einfach zugestochen, und er rollte zur Seite. Und dann kam Fabio dazu. Und eine kurze Weile später standest du in der Tür und hast sofort angenommen, dass es Fabio gewesen sei.« Sie schwieg einen kurzen Atemzug. „Wir haben dich in dem Glauben gelassen, keine Ahnung warum?«
    Maria Koll nickte langsam, während Tränen über ihre Wangen liefen. Ohne Zweifel, auch Fabio schien auf eine Weise ergriffen, denn er versuchte nicht mehr, seine Schwester zu stoppen.
    „ Ich habe es viel zu lange verdrängt«, erklärte Laura. „Ich konnte es selbst nicht glauben und schon gar nicht aussprechen. Und wenn es ausbrach, suchte ich den Tod als Erlösung, aber nun hat Dr. Heinzgen vieles in mir bewegt. Ich bin froh, dass es raus ist und ich wollte, dass ihr alle es wisst.«
    Sie war erst zwölf.
    „Steig jetzt trotzdem in den Wagen! Verdammt, wir haben nicht mehr viel Zeit, bis es hier losgeht.«
    Losgeht? Was meint er damit? Sei achtsam Anke.
    Laura gehorchte immer noch nicht sondern wandte sich zu Anke.
    „ Ich sorge dafür, dass Ihr Mann freikommt, wenn ich auch noch nicht weiß, wie.«
    Anschließend stieg sie mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern in den Wagen. Sie wirkte dabei noch winziger, als sie ohnehin war. Kaum saß Laura in der Limousine, setzte Fabio sukzessive einen Schritt nach dem anderen zurück, bis er die offenstehende Fahrertür erreicht hatte. Vorsichtig setzte er sich im Zeitlupentempo hinter das Steuer, während er seine Gegenspieler aufmerksam beobachtete und immer noch die Waffe auf die Polizei gerichtet hielt. Anke spürte, dass Hauff neben ihr gerne etwas unternommen hätte. Doch man würde Fabio ziehen lassen, denn nur er wusste, wo sich Wolf befand. Das genügte, um ihm freien Abzug zugewähren. So wenigstens dachte Anke.
     
    Unversehens nahm die Situation an Tempo zu. Die Fahrertür knallte zu.
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