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Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Titel: Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen
Autoren: R.A. Salvatore
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geendet hatte, aber der ließ sich nicht beirren und fuhr ein wenig hochtrabend fort: »Wir müssten Angst haben um die Familien, die schon sehr bald um ihre Lieben trauern, die von diesen üblen Kreaturen erschlagen wurden, um die entweihten und zerstörten Wälder und die sinnlos – nicht etwa für Kleidung oder Nahrung, sondern einfach zum Vergnügen – abgeschlachteten Tiere.«
    »Aber wenn wir die Goblin-Horde ermorden, sind wir keinen Deut besser als sie«, erklärte Brynn standhaft und warf den Kopf in den Nacken, einen Ausdruck von Stolz und Idealismus im Gesicht. »Macht uns nicht erst unsere Fähigkeit zum Mitgefühl zu edleren Geschöpfen, und erhebt uns nicht erst unsere Bereitschaft, den Frieden dem Kampf vorzuziehen, über diese Kreaturen?«
    »Würdest du ebenso großherzig reagieren, wenn das da drüben in dem Lager Yatol-Priester wären?«, fragte der Elf listig.
    »Das wäre etwas völlig anderes.«
    »Allerdings«, erfolgte die unvermeidlich sarkastische Antwort.
    »Die Yatol-Priester haben sich selbst entschieden, welchen Weg sie einschlagen wollen – einen Weg, der die Rache To-gais geradezu herausfordert«, argumentierte Brynn. »Die Goblins dagegen haben sich ihre Herkunft nicht selber ausgesucht.«
    »Du behauptest also, jeder einzelne Yatol-Priester sei an den Gräueltaten beteiligt gewesen, die an deinem Volk verübt wurden? Oder sollte man sie alle für die Verfehlungen einiger weniger verantwortlich machen?«
    »Jeder Yatol-Priester, selbst ein Chezru, bekennt sich zu einem Glauben, der zwangsläufig zu Grausamkeit führt«, wandte Brynn ein. »Somit wird jeder Yatol-Priester zum Komplizen der Gräueltaten, die von den Anhängern ihres gemeinsamen Glaubensbekenntnisses verübt werden!«
    »Die Goblins haben erheblich mehr Unheil über die Welt gebracht als die Yatol-Priester.«
    »Aber die Zugehörigkeit zum Volk der Goblins ist keine bewusste Entscheidung, sondern lediglich eine Folge der Abstammung. Als Angehöriger des Volkes der ach so gescheiten Touel’alfar bist du doch sicher im Stande, den Unterschied zu erkennen.«
    Die mitfühlende Argumentation der jungen Hüterin entlockte Belli’mar Juraviel ein breites Grinsen, auch wenn er dank seines in jahrhundertelanger Erfahrung gewonnenen Blicks natürlich wusste, dass sie schlicht Unrecht hatte. »Goblins haben nichts mit anderen denkenden und vernunftbegabten Arten gemein«, erklärte er. »Mag sein, dass sie sich ihre Abstammung nicht selbst ausgesucht haben, ihr Tun jedenfalls ist ebenso vorhersehbar wie verabscheuungswürdig. Ich habe noch nie erlebt oder gehört, dass ein Goblin sich den Überzeugungen widersetzt hätte, die ihr kulturelles Erbe ausmachen. In den Annalen der Geschichte ist keine einzige Begebenheit verzeichnet, in der ein Goblin durch Distanzierung von den Gräueltaten seiner durch und durch verdorbenen Art aufgefallen wäre. Nein, meine naive, junge Schutzbefohlene, ich werde nicht zulassen, dass nur ein einziger Goblin überlebt, und du genauso wenig.«
    Der unumwundene Befehl, den sie nur mit sichtlichem Unbehagen auf ihre schmalen Schultern zu laden bereit war, ließ sie innerlich zusammenzucken.
    »Ich habe dich hierher gebracht, weil sich dort vor uns ein Schandfleck, eine Bedrohung und eine Pest für dieses Land befindet – und unsere Pflicht ist von glasklarer Eindeutigkeit.«
    Brynn drehte sich kurz um, als sie den herrischen, keinen Widerspruch duldenden Ton bemerkte.
    »Zuerst werden wir den Wald rings um ihr Lager durchkämmen«, fuhr Juraviel fort, »und die Herde so weit wie möglich dezimieren, bevor wir uns auf einen offenen Kampf einlassen.«
    »Wir fallen also heimtückisch und hinterrücks über sie her?«, fragte Brynn mit unüberhörbarem Sarkasmus.
    Doch Juraviel überhörte ihren vorwurfsvollen und zweifellos von ihr beabsichtigten Ton und erwiderte schlicht und mit kaum zu überbietender Kälte: »Was immer den größten Erfolg verspricht.«
     
    Kaum eine Stunde später robbte Brynn durch das Gestrüpp südlich des Goblin-Lagers. Die junge Hüterin bewegte sich mit der ganzen Verstohlenheit, die ihr die Touel’alfar beigebracht hatten, setzte, darauf bedacht, keine welken Blätter zu zerdrücken oder einen trockenen Zweig zu knicken, alle Körperteile Ellbogen, Knie, Hände und Füße – unter Verlagerung ihres Körpergewichts behutsam auf, bis sie den weichen Waldboden deutlich unter sich spürte.
    Ein Dutzend Schritte vor ihr mühten sich zwei Goblins geräuschvoll ab; der eine
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