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Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Titel: Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen
Autoren: R.A. Salvatore
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diesen Funken ein Feuer entfachen und dieses Feuer schließlich mit der Leidenschaft speisen, die seit jenem schicksalhaften Tag vor einem Jahrzehnt in ihr loderte. Sie sollte den Geist To-gais wiederfinden, um ihr leidenschaftliches und stolzes Volk an sein wahres Wesen zu erinnern, und die zahlreichen untereinander zerstrittenen Stämme im Kampf gegen einen würdigen Gegner vereinen: die von den Yatols beherrschten Behreneser, die Chezru.
    Wenn sich der Plan verwirklichen ließe, wie sich Brynn und die Elfen dies erhofften, dann würde Brynn zu einem Vorboten des Krieges werden, und das gesamte Land südlich der mächtigen Berge des Großen Gürtels würde eine tief greifende Veränderung erfahren.
    Das zumindest war die Hoffnung Lady Dassleronds, die sich nur selten in die Angelegenheiten der Menschen einmischte, und das hoffte von ganzem Herzen auch Brynn Dharielle. Die Befreiung der To-gai-ru wäre eine angemessene Rache für den Tod ihrer Eltern und würde ihnen endlich ihre längst verdiente Grabesruhe verschaffen.
    »Von jetzt an werden wir uns weiter östlich halten und über die ebene Felsplatte dort bis zu den Bäumen hinunterreiten«, erklang eine melodische Stimme seitlich über ihr. Brynn hob den Blick zur Kuppe eines Felsbrockens neben dem steinigen Pfad und erblickte dort eine Gestalt, die noch weit zierlicher war als sie selbst. Belli’mar Juraviel von den Touel’alfar, ihr Ratgeber und Freund, erwiderte ihren Blick mit seinen goldenen Augen. Sogar sein Haar hatte die Farbe von Sonnenlicht, und trotz einer gewissen Kantigkeit, die auf die für alle Touel’alfar charakteristischen hohen Wangenknochen und spitzen Ohren zurückzuführen war, verströmten seine Gesichtszüge nichts als pure Freundlichkeit.
    Brynn warf einen letzten Blick auf das Land, das einmal ihr Zuhause gewesen war.
    »Du solltest den Blick nach vorne richten«, erklärte Juraviel. »Andur’Blough Inninness ist für dich jetzt bestenfalls noch ein Traum.«
    »Aber ein sehr schöner«, erwiderte Brynn, und Juraviel musste lächeln.
    »Es heißt, das Erinnerungsvermögen blendet die eher schrecklichen Bilder oft einfach aus.«
    Einen Moment lang sah Brynn ihn verwundert an, aber als er gleich darauf zu lachen anfing, wusste sie sofort, wie seine Bemerkung gemeint war. Gewiss, Brynn hatte unter der Bevormundung der oftmals strengen Elfen in Andur’Blough Inninness viel durchgemacht; auch unter Belli’mar Juraviel hatte sie gelitten, obwohl der bei seinen Artgenossen als ein herzensguter Vertreter seines Volkes galt. Vor allem während ihrer ersten Jahre im Tal hatte sich Brynn vor scheinbar unlösbare Aufgaben gestellt gesehen. Die Elfen hatten sie bis an die Grenzen ihrer physischen und psychischen Belastbarkeit geführt, und mehr als einmal auch darüber hinaus – nicht etwa, um sie zu brechen, sondern um sie stärker zu machen.
    Der Erfolg hatte ihnen Recht gegeben – und wie! Brynn wusste mit Schwert und Bogen umzugehen, beherrschte die Kunst des Reitens ebenso gut wie jeder andere aus dem Volk der To-gai-ru, die, noch bevor sie laufen konnten, auf den Rücken der kräftigen, kleinen Schimmelponys gesetzt wurden. Und was viel wichtiger war, die Touel’alfar hatten ihr jene mentale Härte mitgegeben, die sie dringend benötigen würde, um ihren einmal eingeschlagenen Kurs bis zum bitteren Ende beizubehalten. Gewiss, sie wollte sich an Tohen Bardoh rächen – wie sehnte sie sich danach! –, gleichzeitig aber war ihr bewusst, dass derartige persönliche Begehrlichkeiten hinter den wichtigeren Zielen dieser Reise zurückzustehen hatten. Sie war fest entschlossen, ihren Weg, ihr eigentliches Ziel, niemals aus den Augen zu verlieren.
    Für Juraviel war dieser Teil der Diskussion damit erledigt, ebenso für Brynn, die dem Blick des Elfen zu der steil abfallenden Felsplatte folgte, von der er soeben gesprochen hatte. Brynn runzelte die Stirn; der steile Hang versetzte sie nicht gerade in Begeisterung.
    »Diredusk dürfte einige Mühe haben, dort hinabzuklettern«, stellte sie sachlich fest. Dabei sah sie sich nach ihrem Schimmelpony um, das gemächlich Gras rupfend dastand und dem die mit Lebensmitteln und Bettzeug voll gestopften Satteltaschen nicht das Geringste auszumachen schienen.
    Juraviel nickte. »Mit unserer Hilfe wird er es schon schaffen. Und sobald wir unter dem Blätterdach der Bäume angelangt sind, wird das Geläuf für seine Hufe weicher werden, und der Pfad fällt dann nicht mehr ganz so steil ab.«
    Brynn
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