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Schattenbruch

Schattenbruch

Titel: Schattenbruch
Autoren: Markolf Hoffmann
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Seite zog - Geneder, Euren Urahn. Um Sternengängers Plan zu vereiteln. Um den Silbernen Kreis von innen zu zerstören. Um einen Weg zu finden, das gefesselte Verlies zu befreien.« Er stieg zu Baniter empor. »Als damals Euer Großvater sich dem Plan verweigerte, kannte ich noch nicht die ganze Wahrheit. Ich wußte nichts von dem Krieg, der in der Sphäre tobt. Ich wußte nicht, auf welche Weise Mondschlund und Sternengänger über die Menschen herrschen. Nun aber kenne ich die Macht der Legenden. Ich kenne den Zauber der falschen Worte. Ihr müßt Euch dem Schicksal beugen, das für Euch bestimmt ist - weil sie, die Herren der Sphäre, es so wollen.« Baniter erbleichte und wich vor dem Baumeister zurück, das Buch an die Brust gepreßt. Stieß gegen die schwarze Wand. Fühlte die Kälte des Metalls.
    »Was redet Ihr da, Sardresh? Habt Ihr nicht selbst gesagt, daß wir Menschen keine Sklaven sind, wir uns frei entscheiden können und nicht den Einflüsterungen der Zauberer ausgeliefert sind? Wenn Ihr mich dazu zwingt, gegen meinen Willen die Stadt zu erwecken, macht Ihr Euch zu ihrem Lakaien. Und was ist Eure vielgerühmte Stadt dann noch wert, die Ihr mir stets als einen Ort der Freiheit angepriesen habt?«
    Es war ihm gelungen, den Baumeister aus der Fassung zu bringen. Sardresh hielt inne, sann über Baniters Worte nach. Doch ehe er antworten konnte, erklang hinter ihm eine zornige Stimme.
    »Es ist noch immer nicht vollbracht? Wie kann es sein, daß Mondschlunds Diener wieder und wieder versagen?« Eine Frau mit goldgeschminktem Gesicht hastete die Treppe empor. Sie hielt einen brüchigen Stab in ihrer Hand. Dunkles Metall … der schwarze Schlüssel! Und Baniter erkannte auch seine Trägerin: Sai'Kanee, jene arphatische Priesterin, die mit Inthara nach Sithar gekommen war. Ihr folgte ein junger Mann; sein Körper war entblößt, wurde nur von einigen verbrannten Fetzen umhüllt. Seine Haut glühte, und aus den Augen sprühten rote Funken.
    »Sardresh - so heißt du doch, nicht wahr?« Die Priester in deutete mit dem Stab auf den Baumeister. »Mondschlund hat mir deinen Namen zugewispert. Er setzte großes Vertrauen in dich; er lobte deinen Eifer und schwor, daß es dir gelingen werde, den Erben der Gründer herabzuführen. Doch wie ich sehe, wurde die Stadt noch immer nicht erweckt - nicht vollständig.« Sie hieb mit dem Stab auf die Treppe, und ein Grollen drang aus dem Untergrund.
    »Mondschlund …« Der Baumeister verzog gequält das Gesicht. »Was weiß er schon davon? Es ist nicht leicht, die Menschen zu überzeugen. Von ihrem Glück. Von ihrer wahren Bestimmung.« Er wandte sich wieder Baniter zu. »Da seht Ihr es! Nun sendet Mondschlund seine Schergen und beweist uns seine Macht. Wir können uns der Aufgabe nicht entziehen. Uns nicht gegen das Schicksal auflehnen.«
    Baniter schüttelte den Kopf. »Nein, Sardresh! Wir haben einen freien Willen, das habt Ihr selbst gesagt. Zwingt mich nicht, etwas zu tun, was ich nicht tun will und nicht tun kann …«
    »Natürlich könnt Ihr es«, sagte Sai'Kanee voller Verachtung. »Mondschlund hat es so vorhergesehen, und seine Gnade ist groß. Denn gibt er Euch nicht alle Macht in die Hände? Ihr werdet es sein, der über die neue Stadt herrscht.
    Ihr könnt sie belassen, wie Sardresh sie entworfen hat, oder verändern, ganz nach Euren Launen.« Ihr Tonfall wurde freundlicher. »Euch werden die Menschen vertrauen, Baniter; denn Ihr seid ein Nachfahre der Gründer. An dieser Legende werden sie sich festklammern, denn sie brauchen Legenden wie Wasser oder Brot. Sie verleihen ihnen Hoffnung, und so werden sie die Schrecken der Wandlung überstehen.«
    Baniter wehrte ab. »Es wäre nur eine Herrschaft von Mondschlunds Gnaden!«
    »Könnte es eine bessere Herrschaft geben? Mondschlund meint es gut mit Euch. Er schätzt Euren Mut und Scharfsinn. Deshalb wollte er Euch die Herrschaft anvertrauen, und deshalb gibt er Euch die liebreizendste Frau zur Gemahlin - Inthara von Arphat.«
    Baniter blickte sie entgeistert an. »Inthara soll meine Gemahlin werden? Wie kommt Ihr auf diese wahnwitzige Idee?«
    Sai'Kanee lächelte kühl. »Das Volk dichtet ihr eine göttliche Herkunft an, und damit ist sie die richtige Gattin für den neuen Herrscher. Zu einem solchen Paar werden alle Menschen aufblicken, und Euer Kind werden sie wie einen Gott verehren.« Sie hob den Stab und zeigte mit der Spitze auf Baniter. »Und falls Ihr sie nicht liebt - was macht es schon? Sie auf jeden Fall
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