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Schattenbruch

Schattenbruch

Titel: Schattenbruch
Autoren: Markolf Hoffmann
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Sai'Kanees.
    »HERRIN … ICH SUCHTE EUCH ÜBERALL, FÜRCHTETE BEREITS, IHR HÄTTET DIESE GÄNGE VERLASSEN …« Sai'Kanee hob verärgert den Stab. »Was willst du hier? Ich habe nicht nach dir gerufen!«
    »ABER GLAM RIEF NACH EUCH«, wisperte der Geist, »DENN DIES WURDE MIR BEFOHLEN … VON MOND-SCHLUND, UNSEREM GEBIETER.« »Mondschlund hat zu dir gesprochen?« rief Sai'Kanee erschrocken.
    »JA, ICH HÖRTE SEINEN GESANG . . . SCHRECKLICHES IST GESCHEHEN, UND ER BEFAHL MIR, EUCH ZU WARNEN . . .
    UND DICH, NHORDUKAEL !« Glam kam auf ihn zu. Seine Glieder verrenkten und bogen sich mit jedem Schritt. »DER ZWEITE AUSERKORENE … ER HAT SICH AUS DER SPHÄRE ZURÜCKGEZOGEN. ER WURDE BESIEGT IN EINEM KAMPF, FERN VON HIER …«
    Nhordukael erstarrte. »Sternengängers Geschöpf wurde besiegt?«
    »JA … EINE GETREUE MONDSCHLUNDS, DIE UNSERE GRÖSSTE HOFFNUNG WAR, BRACHTE IHN AUF TYRAN ZU FALL. DOCH ZU FRÜH, zu EINEM FALSCHEN ZEITPUNKT UND GEGEN EINEN FALSCHEN GEGNER … SIE HAT VER- SAGT! NUN WIRD STERNENGÄNGERS KNECHT BALD ZURÜCKKEHREN, UND ER WIRD STÄRKER ALS ZUVOR!« Sai'Kanee fuhr zu Nhordukael herum. »Dies ist deine Schuld! Du hättest das Auge der Glut nicht verlassen dürfen, hättest nach Tyran ziehen sollen, um Sternengängers Geschöpf entgegenzutreten. Hat Mondschlund es dir nicht befohlen?« Sie packte den Stab, als wollte sie nach ihm schlagen. »Wieso hat er ausgerechnet dich ausgewählt, einen aufsässigen Priesterzögling? Wieso nicht mich, seine treuste Dienerin? Ich hätte mein Leben gegeben, um Sternengänger aufzuhalten! Du aber zögerst und zauderst und bist uns nur eine Last …« »Nimm den Stab herunter«, sagte Nhordukael ruhig. »Ich habe den zweiten Auserkorenen einmal vertrieben und werde es wieder tun.« Die Lüge ging ihm leicht über die Lippen.
    »Hoffentlich hat Mondschlund ein Auge auf dich, wenn du wieder in der Sphäre wandelst«, antwortete Sai'Kanee. »Versuche nicht, ihn zu hintergehen, denn er ist der Meister der Täuschung.« Sie stieß Glam zur Seite, und dieser glitt wieder in die Wand zurück. »Dies ist ein Zeichen! Mondschlunds Gegner wollen die Wandlung aufhalten. Wir werden zur Stadt zurückkehren; denn ich muß sichergehen, daß Vara erweckt wird, solange Sternengängers Geschöpf noch geschwächt ist.«
    Es war eine Tortur, den Gang zu durchqueren; die Wände waren an vielen Stellen eingestürzt, Geröll versperrte ihnen den Weg. Oft mußten sie auf allen vieren kriechen oder sich durch enge Spalten winden. Unentwegt tröpfelte Wasser von der Decke herab und ließ sie frösteln.
    »Dies also ist Varyns berüchtigtes Verlies«, fluchte Cornbrunn. »Der werte Herr Schattenspieler hätte uns warnen sollen, wie baufällig es ist.«
    »Hör auf zu meckern!« Aelarian reichte seinem Leibdiener die Hand und half ihm von einem Schutthaufen. »Er erwähnte mehrfach, wie gefährlich der Weg nach Tyran ist.«
    »Gefährlich, ja - aber daß wir auf Händen und Füßen krauchen müssen, hat er verschwiegen!« Cornbrunn schlotterte vor Kälte und Eigensinn. Er blinzelte in den Gang. Vor ihnen tänzelte der Schattenspieler; seine Laterne schwankte in der Dunkelheit, und an den moosbewachsenen Wänden huschten die Schatten entlang, die er im Park beschworen hatte. Er sprach leise mit ihnen; sie hörten ihn lachen und wispern, und gelegentlich hielt er seine Scherenschnitte vor die Laterne. Dann ahmten die Schatten die Figuren nach, bewegten sich wie lebendige Wesen auf der Mauer.
    »Dies ist finstere Zauberkunst«, stieß Cornbrunn hervor. »Wir hätten ihm nicht folgen dürfen! Er führt uns ins Verderben.«
    »Du wiederholst dich, mein Bester.« Aelarian Trurac zerrte ihn ungeduldig mit sich. »Komm jetzt!« Um ihre Füße sprangen die Kieselfresser. Grimm und Knauf waren in bester Stimmung, empfanden dies alles als großartiges Abenteuer. Vor dem Schattenspieler hatten sie keine Scheu, flitzten munter durch die Gänge und schnüffelten an den leuchtenden Moosbrocken, die in den Steinritzen wucherten.
    Der Großmerkant hatte sein Mondamulett hervorgeholt. Er umschloß es mit der rechten Hand. Gelegentlich hielt er inne, lauschte, da er eine Stimme zu hören glaubte, einen fernen Gesang. Zweimal hatte er Cornbrunn gebeten, ihm zu sagen, ob diese Melodie wirklich durch die Gänge hallte oder seiner Einbildung entsprang. Doch er hatte nur Spott von seinem Leibdiener geerntet.
    Der Schattenspieler war vorausgeeilt. Nun blieb er an einer Wegbiegung stehen, wandte sich nach den
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