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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume
Autoren: Karin Slaughter
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rauszufinden.»
    «Wenn er wollte, dass ich es weiß, würde er sich melden», sagte Jeffrey. «Aber ich hoffe, wo immer er ist, er hat seinen Frieden gefunden.»
    Sara versuchte, ihn zu trösten. «Du hast getan, was du konntest.»
    «Ich frage mich, ob er Kontakt zu Jessie hat.»
    «Sie hat ihre Strafe wahrscheinlich längst abgesessen», sagte Sara. Wie sie vorausgesagt hatte, musste Jessie für den Mord an einem wehrlosen Mann nur ein paar Jahre absitzen. Ihre Drogen- und Alkoholsucht hatten bei der Urteilsfindung eine Rolle gespielt, aber Nell glaubte, dass vor allem Roberts sexuelle Orientierung die Jury Jessie gegenüber milde gestimmt hatte. Sara konnte nur hoffen, dass es heute anders abgelaufen wäre als damals, aber in solchen Kleinstädten wusste man nie.
    «Sie ist wieder in Herd’s Gap», sagte Jeffrey. «Sie hat mir eine Weihnachtskarte in dem Jahr, als sie rauskam, geschickt.»
    «Warum hast du mir nichts davon erzählt?»
    «Zu der Zeit haben wir nicht miteinander geredet», erklärte er. Es musste kurz nach ihrer Scheidung gewesen sein. Dann sagte er: «Drei Tage bevor sie mich aufgespürt haben, ist Lane Kendall gestorben.»
    «Woher weißt du das?», fragte Sara. Sonny Kendall hatte sich geweigert, über seine Familie zu sprechen.
    «Der Sheriff hat es mir gesagt.»
    «Seit wann versorgt Reggie Ray dich freiwillig mit Informationen?»
    Jeffrey drehte sich um und lächelte sie schief an. «Hast du nicht von seinem ältesten Sohn Rick gehört?»
    «Was?»
    «Er leitet die Theatergruppe drüben an der Comer Highschool.»
    Sara lachte so laut, dass sie sich die Hand auf den Mund legte. Selbst wenn Rick eine Frau und zwölf Kinder hätte, hätte Reggie die gleichen Vorurteile gegen seinen Beruf, als wäre er ein Transvestit und leitete einen Friseursalon.
    «Wie es so geht   …» Jeffrey zuckte die Achseln, was ihm noch immer Schmerzen bereitete. Er wollte sich nicht daran gewöhnen, den Arm in der Schlinge zu tragen, und Sara musste ihn morgens praktisch dazu zwingen.
    «Ich frage mich, was mit den Briefen passiert ist, die Eric mir angeblich geschrieben hat.»
    «Vielleicht hat Lane sie einfach nicht abgeschickt», mutmaßte Sara.
    «Sähe ihr ähnlich.»
    «Nicht mal darüber wollte Sonny reden?»
    «Nein», sagte er. «Das Militär nimmt ihn sich vor, sobald das Zivilgericht mit ihm fertig ist. Seit Lanes Tod galt er als fahnenflüchtig. Wahrscheinlich hätten sie sich nicht weiter darum gekümmert, wenn er nicht   …»
    Sara sah zum Friedhof. «Ich hatte sie ganz vergessen», gestand sie. «Ich war so fertig, als wir endlich wieder in Grant County waren, und danach habe ich all die Jahre nie wieder einen Gedanken an sie verschwendet.»
    «Vielleicht hätte ich Lane die Wahrheit sagen sollen», sagte er. «Gott, sie hat mich wirklich gehasst.»
    «Sie hätte dir ohnehin nicht geglaubt», wandte Sara ein.
    Lane Kendalls Leben war von Hass und Misstrauen vergiftet gewesen. Nichts, was Jeffrey gesagt hätte, hätte das geändert. Und doch war es Sara gar nicht recht gewesen, dass Hoss sein Geheimnis mit ins Grab genommen hatte. Zugegeben, Jeffreys Argumente waren überzeugend. Sich mit Reggie Ray zusammenzusetzen und ihn von Hoss’ Geständnis zu überzeugen, wäre ein hartes Stück Arbeit gewesen. Ohne konkrete Beweise hätte niemand Jeffrey geglaubt, erst recht nicht, nachdem Robert von der Bildfläche verschwunden war.
    Doch Sara glaubte, der wahre Grund für Jeffreys Schweigen lag darin, dass er keine Beschuldigungen gegen Hoss vorbringen wollte, weil sich der alte Mann nicht mehr verteidigen konnte. Am Ende fiel es ihm leichter, weiterhin die Schuld auf sich zu nehmen, als mit der Wahrheit alles wieder aufzuwühlen. Jeffrey lebte nicht mehr in Sylacauga, er musste diese Schlacht nicht mehr schlagen. Die Menschen, die ihm etwas bedeuteten, wussten, was wirklich passiert war, und die anderen lebten ihr Leben weiter wie zuvor. Reggie Rays Bericht, dass der Sheriff sich beim Reinigen der Waffe selbst erschossen hatte, wurde von keinem angezweifelt. Der Mord an Julia Kendall blieb weiterhin ungeklärt.
    Jeffrey zupfte an der Armschlinge. «Verflucht, ich hasse dieses Ding.»
    «Du musst es aber tragen», sagte Sara ernst.
    «Es tut nicht mehr weh.»
    Sie streichelte ihm den Nacken. «Ich will aber, dass du den Arm benutzen kannst.»
    «Wirklich?», fragte er mit einem Anflug seines alten verschmitzten Lächelns.
    Sie wünschte sich so sehr, das er wieder gesund wurde. «Und die Hand.»
    «Du
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