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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume
Autoren: Karin Slaughter
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gut war als zum Blasen und Ficken.»
    Jeffreys Kiefer taten weh, so fest biss er die Zähne aufeinander. Jedes Mal, wenn Hoss den Mund aufmachte, musste er sich beherrschen, ihm nicht an die Gurgel zu gehen.
    «Sie hat nicht aufgehört. Hat mir gedroht. Aber mir droht keiner.»
    «Also haben Sie sie umgebracht.»
    «Quatsch», sagte Hoss. «Ich hab versucht, mit ihr zu reden. Hab versucht, sie zur Vernunft zu bringen.» Hoss drehte sich um, er hatte ein seltsames Lächeln auf den Lippen, als erwartete er Jeffreys Bestätigung. «Ich hab versucht, sie aus dem Büro zu kriegen. Hab sie ein bisschen zur Tür geschubst. Das Nächste, was ich mitkriege, ist, dass sie mir plötzlich auf den Buckel springt. Wie findest du das? Springt mir auf den Buckel, schreit und tritt und kratzt. Früher oder später hätte es jemand gehört, wäre reingekommen und hätte gefragt, was zum Teufel hier los ist.»
    Jeffrey nickte düster.
    «Im nächsten Moment hatte ich die Hände um ihren Hals», sagte Hoss und hielt die Hände in die Luft. Robert hatte das Gleiche getan, als er gestand, Julia umgebracht zu haben. Aber Hoss spielte die Szene mit der Leidenschaft eines Menschen nach, der dabei gewesen war. Hoss kämpfte mit den Dämonen der Vergangenheit, versuchte die Erinnerung zu erwürgen. Aus seiner Nase tropfte jetzt ein stetiges Rinnsal Blut, doch er achtete nicht mehr darauf.
    Hoss sagte: «Ich wollte, dass sie endlich den Mund hält. Ich wollte ihr nicht wehtun, ich wollte nur, dass sie zu schreien aufhört. Und dann hörte sie auf.» Er fixierte eine Stelle hinter Jeffrey. «Ich hab noch versucht, ihr zu helfen. Mund-zu-Mund-Beatmung. Herzmassage. Aber siewar weg. Ihr Kopf   … hing so runter   … Ich glaube, ich habe ihr das Genick gebrochen.»
    Jeffrey ließ die Worte einige Sekunden im Raum stehen. Er versuchte zu verstehen, was tatsächlich passiert war. Vor ein paar Jahren hätte er Hoss’ Worte ohne zu zögern geglaubt. Vielleicht hätte er ihm sogar geholfen, die Spuren zu verwischen. Aber jetzt nahm er die Worte als das, was sie waren: Eine Lüge, mit der Hoss sich die Wahrheit so zurechtbiegen wollte, dass er nachts schlafen konnte.
    Jeffrey kam auf ihn zu. «Sie haben sie erwürgt.»
    «Ich hab es nicht gewollt.»
    «Wie lange hat es gedauert?», fragte Jeffrey und kam noch einen Schritt näher. Er wusste von einem Fall im letzten Jahr, dass einen Menschen zu erwürgen nicht so leicht war, wie man sich das vorstellte. Vor allem wenn das Opfer sich mit Händen und Füßen wehrt, wie Julia es getan haben musste. «Wie lange hat es gedauert, bis sie das Bewusstsein verlor?»
    «Ich weiß nicht. Nicht lange.»
    «Warum haben Sie sie in die Höhle gebracht?»
    «Ich habe nicht darüber nachgedacht», rechtfertigte Hoss sich, doch Jeffrey sah das Schuldgefühl in seinen Augen.
    «Jeder wusste, dass es unsere Höhle war», sagte Jeffrey. «Wenn sie je gefunden worden wäre, hätten alle Leute glauben müssen, dass ich oder Robert es waren. Oder wir beide zusammen.»
    «Das habe ich nicht   –»
    «Sie hatte behauptet, wir hätten sie vergewaltigt», unterbrach Jeffrey. «Kaum ein Jahr davor. Es hätte alles gepasst, nicht wahr? Wir wollten uns dafür rächen, dass sie gepetzt hatte.»
    «Warte», sagte Hoss. Endlich sah er ihm in die Augen. Es fiel ihm schwer, das war offensichtlich. «Du glaubst, ich wollte, dass der Verdacht auf dich und Robert fällt?»
    Ohne zu zögern antwortete Jeffrey: «Ja.»
    Endlich verlor Hoss die Beherrschung. «Ich habe dir doch gesagt, es war ein Unfall!»
    «Erzählen Sie das der ganzen Stadt», gab Jeffrey zurück, und Hoss wurde bleich. «Sagen Sie das Deacon White und Thelma auf der Bank und Reggie Ray, wenn er mit Jessie zurückkommt.»
    Panik flackerte in den Augen des alten Mannes auf. «Das würdest du nicht tun.»
    «Nein?», fragte Jeffrey. «Ich weiß nicht, wie Sie das handhaben, aber ich trage meine Marke nicht nur, um im Diner ein kostenloses Frühstück zu bekommen.»
    «
Ich
hab dir beigebracht, die Marke zu ehren.»
    «Sie haben mir überhaupt nichts beigebracht, Sir.»
    Hoss streckte Jeffrey den Finger ins Gesicht. «Wenn ich nicht gewesen wäre, säßest du längst im Knast und würdest mit deinem Daddy Fußböden schrubben, Junge!»
    «Wo ist der Unterschied», gab Jeffrey zurück. «Ich stehe auch hier mit einem Mörder in einem Raum.»
    «Jemand musste dich beschützen», sagte Hoss mit zitternder Stimme. «Das war es, was ich getan habe. Ich hab mich um dich und
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