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Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)

Titel: Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)
Autoren: Patricia Briggs
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singen. Das Lied, das sie gewählt hatte, war das Shaker-Lied, das sein Vater bei Doc Wallaces Beisetzungsgottesdienst gesungen hatte, »Simple Gifts«.

    Frieden fegte über ihn hinweg wie ein tropischer Wind, wie er es nicht mehr gespürt hatte seit den ersten paar Stunden, als sie sich kennengelernt hatten. Sie musste selbst ruhig sein, hatte Asil gesagt, oder etwas in dieser Richtung. Sie konnte keine Ruhe weitergeben, die sie selbst nicht hatte. Also sang sie und nahm das Tempo des Liedes in sich auf - und gab es den Wölfen weiter.
    Bei der dritten Zeile fiel Charles mit einem Diskant ein, der zu ihrem wohlklingenden Alt passte. Sie sangen das ganze Lied zweimal, und als sie fertig waren, seufzte Asil und setzte sich auf den Schnee, als wäre er zu erschöpft, um sich noch zu bewegen.
    Charles ließ Anna die Lieder aussuchen. Das nächste war das irische Lied »The Black Velvet Band«. Zu seiner Erheiterung hatte sie eine Spur von irischem Akzent, als sie es sang. Nach der Art, wie sie es vortrug, war er ziemlich sicher, dass sie das Lied gelernt hatte, indem sie den Irish Rovers zuhörte. Mitten in »The Wreck of The Edmund Fitzgerald« ging sein Vater müde zu Anna und legte seufzend den Kopf in ihren Schoß.
    Wenn er Samuel das nächste Mal sah, würde er seinem Bruder sagen müssen, dass seine Anna den Marrok in der schlimmsten Verfassung mit ein paar Liedern besiegen konnte - etwas, wofür Samuel Jahre gebraucht hatte.
    Anna sang weiter, als Charles auf die Beine kam - kein angenehmes Erlebnis, aber die Klauen und Reißzähne seines Vaters waren nicht aus Silber, und selbst die schlimmsten neuen Wunden heilten schnell. Es war dunkel, aber der Mond leuchtete hell - es war noch kein voller, aber ein zunehmender Mond.
    Er trat über Asil hinweg, der so tief schlief, dass er sich nicht einmal rührte, und ging zu den Leichen. Das Genick
der Hexe war gebrochen, aber ihm würde besser zumute sein, wenn er ihre Leiche zu Asche verbrannt hatte. Und Walter war ebenfalls tot.
    Anna beendete ihr Lied. Dann sagte sie: »Es war für mich.«
    Er schaute zu ihr hinüber.
    »Die Hexe warf einen Spruch nach mir aus, und Walter sprang zwischen uns.«
    Anna war blass, und an ihrer Wange bildete sich ein blauer Fleck. Obwohl sie gegessen hatte, schien sie in den letzten Tagen abgenommen zu haben. Ihre Fingernägel waren zerrissen, und ihre rechte Hand tätschelte sanft die Schnauze seines Vaters und war an den Knöcheln aufgerissen, wo sie jemanden geboxt hatte - wahrscheinlich Mariposa.
    Sie schauderte ein wenig, und er hätte nicht sagen können, ob das von der Kälte oder vom Schock kam - oder von beidem. Noch als er daran dachte, rollte sich Bran um sie und teilte seine Wärme mit ihr.
    Walter hatte Recht gehabt: Charles hatte nicht sehr gut für sie gesorgt.
    »Dann ist Walter gestorben, wie er gelebt hat«, sagte er zu seiner Gefährtin. »Ein Held, ein Soldat und Überlebender, der sich entschieden hat, zu beschützen, was ihm kostbar war. Ich glaube, wenn du ihn fragen könntest, würde er dir sagen, dass er diese Entscheidung nicht bereut.«

15
    A m Ende war es die Kälte, die Anna antrieb. Sie konnte nicht länger bleiben und die Leichen anstarren: den Mann, der für sie gestorben war und die Frau, die sie umgebracht hatte. Aber es war die Kälte, die die Hitze aus ihrem Körper raubte, die ihr genug Antrieb gab, sich zu bewegen.
    Müde stand sie auf und störte damit die Wölfe, die sich in einem vergeblichen Versuch, sie warm zu halten, um sie gerollt hatten. Sie warf Charles einen entschuldigenden Blick zu. »Ich weiß, dass die Autos nur ein paar Stunden entfernt sind - kannst du mir zeigen, wie ich dorthin gelangen kann?« Sie sah die Leichen und dann wieder Charles an. »Ich kann nicht mehr hierbleiben.«
    Mit einem Ächzen stand Charles auf. Bran stützte ihn ein wenig, als er dabei ins Schwanken geriet. Asil erhob sich ebenfalls. Nur Bran sah aus, als ginge es ihm wirklich gut genug, um sich zu bewegen.
    »Es tut mir leid«, sagte sie. »Aber ich kann nicht genug essen, um warm zu bleiben. Und ich schaffe es nicht, die Wolfsgestalt anzunehmen.« Sobald es dunkel geworden war, war die Temperatur stark gesunken, und es wurde immer kälter.

    Charles schubste sie mit dem Kopf und ging mit starkem Hinken voran. Bran blieb an ihrer Seite, genau wie Walter es getan hatte. Und sie krallte die Finger in das Fell in seinem Nacken und vergaß in ihrem Bedürfnis nach dem Trost vollkommen, dass er der Marrok war.
    Der
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